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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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nächtliche Stille und die leisen Geräusche der Pferde, die ihren Hafer kauten, verscheuchten Elizabeths Angst. In Johnnies Armen fühlte sie sich geborgen. Beide schlummerten tief und fest, als wären sie nicht auf der Flucht, als würde niemand nach ihnen fahnden.
    Am Morgen brachten sie die Pferde ins Freie, denn die Sonne begann den Schnee zu schmelzen, und an manchen Stellen kam Weidegras zum Vorschein. Später ergänzten sie den Holzvorrat, und Elizabeth half ihrem Mann. Im hellen Sonnenlicht fühlte sie sich wieder etwas optimistischer. Wie lange konnte es schon dauern, zwanzig Meilen zu reiten? In der nächtlichen Finsternis würden sie den Dragonern sicher entrinnen.
    In Gedanken versunken, achtete sie nicht auf ihre Schritte. Plötzlich rutschte sie auf einer Eisplatte aus. Mit einem Schreckensschrei stürzte sie, und die Eichenzweige glitten ihr aus den Armen.
    Sofort kniete Johnnie an ihrer Seite und tastete ihren Körper ab. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß nichts gebrochen war, hob er sie hoch und trug sie in die Hütte. Dort bettete er sie auf das Lager aus Farnblättern und deckte sie mit seinem Plaid zu.
    »In Zukunft wirst du mir nicht mehr helfen«, entschied er. »Das ist ein Befehl.«
    »Jawohl, mein Herr«, stimmte sie mit schwacher Stimme zu.
    Weil er sie so besorgt musterte, wagte sie nicht, die Krämpfe in ihrem Bauch zu erwähnen.
    Aber nach einer Stunde konnte sie die Schmerzen nicht mehr verbergen. Als Johnnie ihr einen Becher mit frischem Quellwasser brachte, stöhnte sie. »Ich glaube, die Wehen haben begonnen.«
    »Aber – es ist zu früh«, stammelte er und wurde blaß unter der Sonnenbräune. Ein sieben Monate altes Baby kann nicht am Leben bleiben, dachte er verzweifelt.
    »Nun, vielleicht hören die Wehen wieder auf.«
    Allmächtiger, hilf mir, betete Elizabeth stumm. Auch sie wußte, daß ihr Baby eine Frühgeburt nicht überstehen würde.
    Weil ihm die Stimme nicht gehorchte, nickte er nur.
    »Sieh nach, ob ich blute«, bat sie. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Er hob das Plaid, den Rock aus safrangelber Wolle, die Unterröcke. »Nein, ich glaube nicht«, würgte er hervor.
    »Nimm mein Taschentuch …«
    Vorsichtig schob er das Leinentuch zwischen ihre Beine, und als er es wieder hervorzog, lächelte er erleichtert. Dann hielt er ihr das blütenweiße Tuch vor die Augen. »Siehst du? Kein einziger Blutstropfen.«
    »Wenigstens jetzt noch nicht …« wisperte sie und atmete auf. Aber die Schmerzen hatten nicht nachgelassen.
    »Bleib ganz still liegen und kommandier mich herum!« Johnnie versuchte zu lachen. »Immerhin bin ich für deinen Zustand verantwortlich, mein Liebling.«
    »Ja, es ist deine Schuld. Weil du damals in Goldiehouse zu mir ins Turmzimmer gekommen bist …«
    »Und weil ich dir nicht erlaubt habe, nein zu sagen.«
    »Wie hätte ich dir widerstehen können?«
    Er kniete nieder und ergriff ihre Hände. »Von jetzt an werden wir enthaltsam leben. So etwas will ich dir nie wieder antun …«
    »Bring mich nicht zum Weinen, Johnnie! Ich bereue doch nicht, daß ich dich liebe. Und ich habe mir dieses Baby gewünscht. Du machst mich so glücklich …«
    Zärtlich küßte er Elizabeths Finger, dann schob er ihre Hand wieder unter das warme Plaid.
    »Gleich bin ich wieder da. Ich muß noch etwas Brennholz holen, damit du nicht frierst.«
    Nachdem er die Tür hinter ich geschlossen hatte, schaute er zum blauen Himmel auf. »Du kennst mich nicht, lieber Gott«, flüsterte er, »weil ich noch nie zu dir gebetet habe. Aber hör mich bitte an.«
    Langsam sank er im Schnee auf die Knie und neigte den Kopf, preßte die Hände zusammen und flehte den Allmächtigen an, Elizabeth und das ungeborene Kind zu retten.
    Als er neues Brennholz in die Hütte getragen hatte, schürte er das Feuer. Dann setzte er sich zu Elizabeth und erzählte ihr Geschichten aus seiner Kindheit. Sie schlief ein, aber er sprach weiter, als könnte seine Stimme, die den stillen Raum erfüllte, alles Böse von seiner geliebten Frau abwenden. Aufmerksam beobachtete er, wie sich ihr Gesicht entspannte, und legte eine Hand auf ihren Bauch. Zu seiner maßlosen Erleichterung spürte er keine Krämpfe mehr. Offenbar hatte sie den Sturz unbeschadet überstanden. Am liebsten hätte er vor Freude laut geschrien.
    Nun mußte er sein Bestes tun, um sie unversehrt an Bord des Schiffes zu bringen. Unterwegs würde er sich nicht allzuweit von den Dörfern entfernen, falls sie eine Hebamme brauchten.
    An diesem

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