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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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pochte, erstarrte sie. Wer mochte so spät am Abend zu ihr kommen? Johnnie würde nicht anklopfen. Angespannt lauschte sie. Eine Zeitlang blieb es still, dann klirrte es metallisch, das Türschloß zitterte, von einem schweren Hammer getroffen. Mühsam unterdrückte Elizabeth einen Schrei und eilte zu ihrem Cape, das sie aufs Bett geworfen hatte. Vielleicht würde die Tür dem Angriff lange genug standhalten, so daß sie durchs Fenster klettern konnte.
    Draußen erklangen wütende Männerstimmen, und eine kam ihr bekannt vor, wurde aber von wilden Flüchen und lauten Hammerschlägen übertönt. Nur mühsam ließ sich das rostige Schloß des kleinen Fensters öffnen. Sie schob einen Stuhl davor, kletterte hinauf, und im selben Augenblick flog die Tür krachend gegen die Wand. Ehe Elizabeth aufs Fenstersims steigen konnte, wurde sie von einer groben Hand gepackt und zurückgezerrt. Sie wehrte sich verbissen. Aber der Soldat drückte sie auf den Stuhl und schloß das Fenster.
    Von ihrem Kampf geschwächt, fühlte sie sich schwindelig.
    Wie durch einen Nebelschleier sah sie mehrere Männer hereinstürmen, und dann stand ihr Vater auf der Schwelle. »Wo ist er?« stieß er hervor.
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie leise. Sie holte tief Atem, um neue Kräfte zu sammeln. »Und wenn ich es wüßte, würde ich’s dir nicht sagen. Vor drei Tagen ist er abgereist.«
    »Wie amüsant! Der Wirt ist anderer Meinung.« Gebieterisch starrte er in die neugierigen Gesichter seiner Männer. »Durchsucht den Raum nach Waffen«, befahl er, »und dann wartet unten.«
    »Vielleicht hast du dem Wirt nicht genug bezahlt, und deshalb verschweigt er dir die Wahrheit«, spottete Elizabeth.
    »Also hat er dich verlassen?« Inzwischen waren die Männer hinausgegangen, und Godfreys Blick streifte den gewölbten Bauch seiner Tochter. »Obwohl du in diesem Zustand bist?«
    »Das entspricht wohl seiner Gewohnheit.«
    Verächtlich schaute er sich in dem schäbigen, kleinen Zimmer um. »Und du bist an eine luxuriösere Umgebung gewöhnt. Da du diese Unannehmlichkeiten auf dich nimmst, hat er vermutlich dein Herz gewonnen. Du liebst ihn, nicht wahr? Vor der Gerichtsverhandlung müssen wir dich eines Besseren belehren. Nur eine widerwillige Ehefrau kann unseren Zwecken dienen.«
    »Steht das Urteil denn noch nicht fest? Ich dachte, Queensberry hätte schon alles arrangiert.«
    Darauf ging Harold Godfrey nicht ein. Er hatte Johnnies Wollhemd entdeckt, das am Bettpfosten hing. »Ist das Ravensbys Eigentum?«
    »Das hat er für mich hiergelassen. Es ist angenehm warm.«
    »Wie ritterlich! Obwohl er derzeit nur über beschränkte Mittel verfügt … Früher hat er seine willfährigen Gespielinnen viel großzügiger bedacht.«
    »Weil er in früheren Zeiten ein reicher Mann war.«
    »Aber das Schicksal blieb ihm nicht gewogen …«
    Ein häßliches Lächeln verzerrte seine Lippen. »Wenn du mich jetzt entschuldigst – ich muß einige Maßnahmen treffen, für den Fall, daß Lord Carre sich immer noch in dieser Gegend herumtreibt.«
    Nachdem er zwei Soldaten auf der Schwelle postiert hatte, holte er Dienstboten, die den Auftrag erhielten, die aufgebrochene Tür zu reparieren. Dann setzte sich Godfrey vor den Kamin und streckte die Beine aus.
    Verzweifelt überlegte Elizabeth, wie sie Johnnie warnen sollte. Konnte er die Soldaten in der Nähe des Gasthofs sehen? Sie trat ans Fenster und hoffte, er würde es seltsam finden, daß sie nicht im Bett lag. Allerdings waren die Kerzen fast herabgebrannt. Wenn er ihre Gestalt in der Finsternis nicht bemerkte …
    »Geh vom Fenster weg!« befahl ihr Vater, aber sie gehorchte nicht. Seufzend schlug er die Beine übereinander. »Glaub mir, es wäre sinnlos, ihn zu warnen. Du kannst ihn nicht von hier fernhalten, du törichtes Mädchen! Trotz der Gefahr würde er zu dir eilen. Dieser Narr hätte dich im Goldiehouse zurücklassen und zur Küste fliehen sollen. Dann wäre er längst gerettet. Aber er wollte sich nicht von dir trennen. Also kannst du am Fenster stehen und lauthals schreien – er wird kommen.«
    »Nimm mein Geld!« drängte sie ihn. »Ich überschreibe dir alles, wenn du ihn gehen läßt!«
    Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. »Jetzt brauche ich dein Geld nicht mehr.«
    Seine Stimme klang sanft, fast liebenswürdig. »Nach der Gerichtsverhandlung werde ich ein beträchtliches Vermögen besitzen.«
    »Und wenn er sich verteidigen kann? Wenn du den Prozeß verlierst? Mein Geld würdest du schon jetzt

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