Fleisch ist mein Gemüse
bestand aus drei Sorten Fleisch: Wild, Schwein und Rind. Beim Mitternachtsbuffet wurde noch Gulaschsuppe mit Zwiebeln und Paprika gereicht, und man konnte sich darüber hinaus noch von einer reichlichen Auswahl an Wurstsalaten bedienen. Eine Bombe nach der anderen zündete Jens im Verlauf des Abends! Der Gestank war sensationell. Mehrere Kilo Fleisch verrotteten da beschleunigt im Jenskörper. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie der Stand der Dinge gerade war. Konzentration und Verkrampfung beim Rausdrücken, gespannte Erwartung, während die Wolke langsam hochstieg, und Zufriedenheit, wenn sich die Blume endlich entfaltet hatte. Während des Abbauens ging es munter weiter, einletzter Gruß der toten Tiere. Als wir den Hänger fast eingeladen hatten, sprang Jens ein letztes Mal mit einem Notenständer hinein, und kurz bevor wir das morsche Gefährt mit der Plane luftdicht abschlossen, ließ er drinnen noch ordentlich einen los. Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten und den Hänger öffneten, quoll uns eine Wolke aus Gestank und Verderben entgegen. Jens schaute triumphierend in die Runde: Die Bombe hatte sich die ganze Zeit über gehalten. Sensationell! So ein Geniestreich sollte allerdings auch ihm nie wieder gelingen, und gerne erinnerten wir uns mangels anderer Erlebnisse an diesen Höhepunkt des Jahres 1991 zurück.
1992
Alle anderen ja, ich nein
Ich hatte eigentlich noch nie eine richtige Freundin gehabt. Manchmal wurden im Fernsehen besorgniserregende Berichte über Männer gezeigt, die schon seit fünfzehn Jahren oder länger keine Frau mehr gehabt hatten, Tendenz: Das wird wohl nie mehr was. Wie machten das eigentlich die anderen? Fein raus war der indische Schriftsteller Salman Rushdie, dessen vom greisen Ayatollah Khomeini angeordnete Exekution jetzt auch schon eine ganze Weile auf sich warten ließ. Norbert und ich fragten uns oft, wie es dem ach so armen Rushdie gelang, immer wieder die allergeilsten Topgirls abzuziehen. Regelmäßig wurden Fotos des bärtigen Autors publiziert, auf denen er mit stets wechselnden atemberaubenden Schönheiten abgelichtet war, die jeweils als seine neue
Lebenspartnerin
vorgestellt wurden. Der Fluch des Khomeini: Die ganzen geilen Weiber dieser Welt hatten sich offenbar verabredet, dem Todgeweihten in seinem Versteck die letzten Lebensmonate zu versüßen. Da wären wir auch gerne mal verflucht worden!
Meine amourösen Abenteuer ließen sich an einer Hand abzählen, und sie hatten meist nicht gut geendet, wie die peinliche Geschichte mit Frauke Dausel. Ich hatte Frauke bei einer christlichen Jugendfreizeit kennen gelernt. Sie war damals vierzehn und ich siebzehn. Am letzten Abend haben wir rumgeknutscht. Bei der nächsten Freizeit war sie wieder mit dabei, und diesmal durfte ich ihr schon unter die Bluse fassen, und das Jahr darauf standen neben
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weide und wie ein Zuhaus
auch Pettingstudien auf dem Programm. Zu meinem Leidwesen fanden sexuelle Abenteuer ausschließlich auf christlichen Jugendfreizeiten statt. Während der ganzen übrigen Zeit (elfeinhalb Monate im Jahr) war Schmalhans Küchenmeister. Ein Segen, diese Freizeiten! Brutstätten der Fleischeslust. Die Schlimmsten waren die Diakone. Am liebsten unternahmen diese zweiten Männer der Gemeinde zärtliche Studien am blutjungen Objekt. Oft habe ich die Böcke bei ihren von langer Hand geplanten Sexfeldzügen heimlich beobachtet. Die bevorzugten Opfer waren Mädchen, eben dem Konfirmandenalter entwachsen, die sich im Jugendchor oder sonst wie in der Gemeinde engagierten. Außer über Glaubensfragen quatschte der Diakon mit ihnen über Schule, Eltern, aber auch Markenklamotten und coole Musik. Hatte das Mädchen erst einmal Vertrauen gefasst, setzten scheinbar zufällige Berührungen, väterliche Ratschläge mit tiefer Brummbärstimme und lange Blicke in der Kirche ein. Küsschen statt Morgenandacht, fummeln statt singen, grapschen statt beten, das war der geile Katechismus. Alle diese Bumsböcke, die ich im Laufe der Jahre kennen lernte, waren selbstverständlich verheiratet und hatten mehrere Kinder, was sie aber nicht davon abhielt, so viel minderjährige Schutzbefohlene wie möglich in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einzuweihen. Das ist die Wahrheit!
Nachdem sich das mit Frauke über die Jahre immer mehr zugespitzt hatte, kam es endlich zu einer
privaten
Verabredung: das erste Tête-à-tête außerhalb von Morgengebet und
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