Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
verbrannten.
Wow, nicht schlecht…
In diesem Augenblick hingegen schien er vollkommen aufgelöst zu sein und Claire wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Als es ihr schließlich gelang, den Blick von der Waffe zu lösen, konnte sie sehen, dass sie Recht hatte:
Glühende Abscheu funkelte ihr aus seinen Augen entgegen und seine Gedanken waren nichts weiter als ein dunkler Sog aus purem Hass.
„Was zum Teufel ist mir dir los, habe ich gefragt“, sagte Claire ein weiteres Mal.
Doch Andy schien sich nicht darum zu kümmern. Stattdessen setzte er sich in Bewegung und kam auf Claire zu. Mit jedem Schritt, den er sich näherte, konnte sie den Hass besser spüre n, der seine Gedanken in Beschlag genommen hatte.
Schließlich blieb er direkt neben ihr stehen und blickte auf sie herab.
„ Sie wollen also wissen, was los ist?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Claire erwiderte nichts. Denn mit einem Mal beschlich sie das befremdliche Gefühl, dass es in diesem Augenblick vielleicht besser war, einfach den Mund zu halten. Es hatte offensichtlich eine Veränderung mit Andy stattgefunden, dachte sie. Und so wie es aussieht…
… bestimmt nicht zum Guten.
„ Sie wollen also wissen, was los ist?“, zischte Andy ein weiteres Mal, „ausgerechnet SIE? “
Er machte eine Pause und verstaute schließlich den Revolver wieder hinter seinem Gürtel. Doch Claires Aufregung war inzwischen so groß, dass diese Geste sie kein bisschen beruhigte.
Sie spürte geradezu, dass etwas Schreckliches bevorstand.
Etwas ganz Schreckliches…
Noch während sie darüber nachdachte , fuhr Andy fort:
„Dabei sind es doch gerade Sie, die einiges zu erklären hat, Miss Hagen. Finden Sie nicht auch? Oder glauben Sie etwa, dass Sie so weit über den Dingen stehen, dass Sie niemandem eine Erklärung schuldig sind?“
„Hör zu, Andy …“, unterbrach ihn Claire.
„Nein“, schrie Andy sofort, „Sie hören zu, verdammt nochmal. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Sie haben ganz Plain Rock ausgelöscht. Alle sind tot. Alle. Und es ist ganz allein Ihre Schuld. Sie haben dieses Unheil über die Stadt gebracht. Und als wäre das allein nicht schon genug, kommen Sie auch noch her, spielen sich als große Retterin auf und tun so, als wollten Sie uns helfen. Dabei haben Sie all diese Monster erschaffen. Sie und nur Sie allein.“
Darauf konnte Claire nichts erwidern.
Immerhin, dachte sie, sagte Andy die Wahrheit. Daran war nicht zu rütteln. Es war alles nur ihre Schuld. Ihr Leichtsinn hatte Dutzende Menschen das Leben gekostet und selbst wenn es ihr noch gelang, George zu vernichten, würde sich daran nichts mehr ändern.
Denn nichts, was sie tat, würde die Toten in der Kirche wieder zurückbringen. Keine der verkohlten Leichen würde sich erheben und aus der Kirche spazieren, so als sei nichts geschehen. Ebenso wenig würden all die anderen Monster wieder zu Menschen werden.
Nein, dachte Claire, stattdessen würden sie früher oder später wahrscheinlich ebenfalls die Stadt verlassen, um auf die Jagd zu gehe n. Sie würden zu neuen Gefilden aufbrechen, wenn die Zeit gekommen war – wie Zugvögel, denen ein ureigener innerer Instinkt den Weg vorgab. Ihre Kräfte würden dabei mit der Zeit wachsen – ebenso ihr Blutdurst. Und mit jedem Tag, der verging, würde es schwieriger werden, sie zu vernichten.
Nein, es würde absolut unmöglich werden …
Claire stand auf verlorenem Posten und diese Gewissheit kappte auch den letzten seidenen Faden, an den sie sich in den vergangenen Tagen und Wochen geklammert hatte. Ihre Hoffnung schwand, ebenso ihre Zuversicht. Ihr ganzer Plan, all ihre Mühen und Opfer – das alles war vergebens. Es war aussichtslos, dachte sie. Sie hatte sich auf einen Kampf eingelassen, den sie unmöglich gewinnen konnte.
Erneut war ihr nach Weinen zumute, doch inzwischen waren sämtliche Tränen versiegt.
Sie blickte ein weiteres Mal zu Andy auf und sah ihm tief in seine blauen Augen. Und erst in diesem Augenblick, da der Schleier ihrer eigenen Torheit ein für allemal weggefegt war, konnte sie erkennen, was der Grund für seinen Hass und seine Abscheu war. Es war…
… Schmerz.
Lodernder, alles verschlingender Schmerz, dachte Claire. Und sie war dafür verantwortlich.
Sie und nur sie allein.
Und genau diese Erkenntnis war es auch, die sie zu den Worten bewegte, die ihr als Nächstes über die Lippen kamen.
„Es tut mir leid, Andy. Es ist alles meine Schuld – wirklich alles. Ich wollte
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