Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
sah sie es: Zwei parallele Linien, die sich quer über das Feld erstreckten und von morschen Balken verbunden waren. Es waren...
... Schienen!
Daran bestand überhaupt kein Zweifel. Keine gewöhnlichen Zugschienen, dachte Claire, denn dazu waren sie viel zu eng. Dennoch wusste sie sofort, was es damit auf sich hatte:
Es waren Schienen, auf denen früher Geröll und Schutt auf kleinen Holzkarren aus dem Inneren von Bergwerken abtransportiert wurde.
Und das wiederum hieß:
Denk nach, Claire, denk nach...
Sie brauchten nur den Schienen zu folgen, um den Eingang zum Bergwerk zu finden.
„Verstehen Sie, was ich meine?“, fragte Roger schließlich.
„Ja“, antwortete Claire, „lassen Sie uns aufbrechen.“
„Zu Befehl“, antwortete Roger spöttisch und setzte sich sofort in Bewegung.
89.,90.,91.
Andy drang immer tie fer in die Dunkelheit vor.
Die roten Augen blieben auf Distanz und wichen beständig zurück. Sie wirbelten herum, umzingelten ihn von allen Seiten und schnitten ihm den Fluchtweg ab. Dennoch wagten sie es nicht, nach ihm zu schnappen.
Und Andy wusste auch warum:
Die Kette – Claires Kette – hielt sie auf Abstand. Sie hatte zunächst begonnen, sich in Andys Tasche zu erwärmen. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis die wohlige Wärme in ein heißes Glühen übergegangen war. Ein Glühen, das innerhalb weniger Augenblicke Andys Oberschenkel versengt hatte.
Und als er die Kette schließlich aus der Tasche gefingert hatte, konnte er sehen, dass sie inzwischen hell leuchtete. Ein goldener Schimmer ging von ihr aus und erhellte ein Stück weit die Dunkelheit, in der sich die Monster versteckt hielten. Und dieser goldene Schimmer war es auch, dachte Andy, der eine unüberwindbare Barriere erzeugte und die Vampire in Schach hielt. Die gleiche Kraft war es wahrscheinlich auch gewesen, dachte er weiter, die Claire in der Kirche davor bewahrt hatte, als Appetithappen der Blutsauger zu enden.
Je mehr Andy darüber nachdacht e, umso klarer erschienen ihm die Zusammenhänge.
Daher zögerte er nicht länger, sondern hängte sich die Kette sofort um den Hals. Er verknotete die beiden dünnen Enden, so gut es ging, und stülpte anschließend den Kragen seiner Jacke hoch, damit die Kette ihm nicht den Nacken verbrannte.
Dann setzte er seinen Weg fort.
Selbst das bisschen Licht, das die Kette ausstrahlte, ließ seine Ängste ein wenig schwinden.
Außerdem konnte er in Gedanken noch immer die Stimme seiner Mutter hören, die sanft auf ihn einredete und ihm den Weg wies:
Ganz ruhig, mein Schatz. Du bist auf dem richtigen Weg – geh nur weiter. Dir wird nichts passieren, du bist in Sicherheit. Bald sind wir wieder zusammen, mein Sohn, für immer zusammen...
Teddy hatte noch immer keine Gelegenheit gefunden, Roger zu überlisten und seine Aufgabe zu erfüllen. Ganz egal, wie er es auch anstellen wollte – Roger drängte sich immer zwischen Claire und ihn. Der Mistkerl, dachte Teddy abermals, klebte förmlich an ihr wie eine gottverdammte Klette.
Deswegen war Teddy nichts anderes übrig geblieben, als weiter abzuwarten und Claires wirrer Geschichte zu l auschen. Im Gegensatz zu Roger zweifelte er jedoch an keinem einzigen ihrer Worte. Er hatte den Wahnsinn gesehen, von dem sie erzählte, und mittlerweile glaubte er sogar auch, dass es dieser George gewesen war, der ihn in der Kneipe überrumpelt hatte.
Mit Sicherheit...
So verging wiederum etliche Zeit, ohne dass sich ihm auch nur eine Möglichkeit geboten hätte, endlich zuzuschlagen. Dennoch dachte Teddy nicht einmal im Entferntesten daran, aufzugeben. Er wusste nämlich, dass es keinen anderen Ausweg mehr für ihn gab. Wenn er sich weigerte, seinen Auftrag zu erfüllen, war er so gut wie tot. Und selbst wenn er hinaus in die Dunkelheit floh, dachte er, würde er den nächsten Tag nicht mehr erleben. Auch wenn sie bis dahin kein einziges der Monster gesehen hatten, so wusste er dennoch ganz genau, dass es in Plain Rock nur so von ihnen wimmelte.
Denn alles schien dafür zu sprechen .
Nicht nur Claires Geschichte und das, was er bis zu diesem Zeitpunkt alles erlebt hatte. Nein, dachte er, sondern einfach alles:
Um ihn herum herrschte Totenstille – es war absolut nichts zu hören. Selbst die Grillen schienen sich aus dem Staub gemacht zu haben, dachte Teddy, als er hinaus in die Nacht lauschte. Das einzige Geräusch, das er hörte, war die sanfte Brise, die unsichtbar übers Land fegte und sich im Unterholz verfing.
Ansonsten
Weitere Kostenlose Bücher