Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
um den Anblick zu verarbeiten, der sich ihr in diesem Augenblick bot.
Finster blickte sie in die Richtung ihrer Feinde, die sich inzwischen vor ihnen aufgebaut hatten und ihnen den Weg versperrten. Claire konnte nicht auf Anhieb sagen, wie viele es waren . Dennoch schätzte sie, dass es mindestens ein Dutzend Vampire sein mussten, die dort in der Dunkelheit auf sie gewartet hatten. Es war ein bunter Haufen aus Männern, Frauen und Kindern. Sie knurrten unkontrolliert vor sich hin und ließen sie keine Sekunde aus den Augen.
Währenddessen kamen sie unablässig näher.
Trotz der Aufregung konnte Claire erkennen, dass sie sich alle in unterschiedlichen Stadien der Verwandlung befanden. Während einige wenige wirklich stark und richtig gefährlich aussahen, erinnerten die meisten von ihnen eher an modrige Körper, deren Glieder noch immer in der eisernen Umklammerung der Leichenstarre gefangen waren.
Dennoch wusste Claire, dass das eigentlich keinen Unterschied machte. Denn ganz egal, wie weit die Verwandlung auch fortgeschritten war, dachte sie, so hatten dennoch all diese Kreaturen eines gemeinsam:
Sie waren gefährlich.
Sehr gefährlich sogar...
„Was zum Teufel ist das?“, fragte Roger und zielte abwechselnd von einer Kreatur zur anderen.
„Das , Roger“, sagte Claire, „sind Ihre gottverdammten Einhörner .“
„Was sollen wir tun?“
„Es gibt nur eine Sache, die wir tun können“, sagte Claire. Im gleichen Augenblick zog sie auch schon den Abzug und eröffnete das Feuer.
Das Donnern der Waffe hallte durch den engen Schacht. Das Geräusch war schlagartig so laut, dass es Claire beinahe so vorkam, als würden ihre Trommelfelle platzen. Dennoch hörte sie nicht auf. Sie wandte sich von einer Kreatur zur nächsten und drückte immer wieder ab. Kurze, gezielte Feuerstöße dröhnten von den Steinwänden wider und erzeugten ein tosendes Echo. Und es dauerte nicht lange, bis Roger in das Stakkato einstimmte und ebenfalls das Feuer eröffnete. Mit dem einzigen Unterschied, dachte Claire, dass sich seine Waffe anhörte wie eine gottverdammte Haubitze.
Trotz des Lärms und des Durcheinanders entging Claire nicht, was sich direkt vor ihren Augen abspielte. Hatte sie anfangs vielleicht sogar noch daran gezweifelt, dass Rogers Munition wirklich etwas taugte, so konnte sie sich inzwischen mit eigenen Augen vom Gegenteil überzeugen:
Während d ie Projektile durch die Luft sausten, zogen sie einen leuchtenden Schweif hinter sich her. Wirklich spektakulär wurde es hingegen erst dann, als sie ihre Ziele trafen.
Claire konnte es ganz genau sehen:
Jeder Treffer erzeugte für Sekundenbruchteile einen gleißend hellen Lichtschein. Dieser war kurzzeitig so hell, dass Claire die Augen zusammenkneifen musste, um überhaupt noch etwas zu sehen. Die getroffenen Kreaturen hingegen hielten sofort inne und begannen, sich zu winden. Sie verloren sämtliche Kontrolle über ihre Glieder und zappelten herum wie Marionetten, die von einem Betrunkenen dirigiert wurden. Gleichzeitig ging ihr Knurren in ein schmerzverzerrtes Winseln über.
So ist’s gut...
Kurz darauf fingen sie schließlich Feuer.
Feuer , dachte Claire, das sie von innen heraus zu verzehren schien. Mit einem Mal züngelte es aus den Einschusslöchern – und kurz darauf auch aus ihren Mündern und Augen. Schließlich begann auch ihre Kleidung zu glimmen und ging schließlich ebenfalls in Flammen auf. Noch bevor Claire ihr erstes Magazin geleert hatte, brannten die meisten der Kreaturen bereits lichterloh. Und es dauerte nicht lange, bis auch die restlichen das gleiche Schicksal teilten. Die Flammen verschlangen sie mit dem gleichen tödlichen Eifer, wie sie auch die Monster in der Kirche verschlungen hatten. Mit dem einzigen Unterschied, dachte Claire, dass sie diesmal aus dem Inneren der Kreaturen selbst entsprangen. Ganz egal, wie sehr sie sich auch dagegen wehrten – es gab kein Entkommen.
Schließlich fielen sie zu Boden und blieben reglos liegen, während das Feuer sie in Windeseile verzehrte. Bereits kurz darauf waren nur noch Gerippe und entstellte Schädel zu sehen, die aus einem rauchenden Ascheberg aufragten.
Es war ein schrecklicher Anblick, doch Claire wusste, dass sie keine andere Chance gehabt hatten, um die Situation zu bereinigen. Entweder mussten die Monster daran glauben, dachte sie, oder aber sie selbst – ganz egal, dass sogar einige Kinder unter ihnen waren. Denn genau so lautete nun einmal die wahnsinnige Gleichung, die sie in
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