Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
zwar mit einem zweifelnden Blick, doch Claire konnte spüren, dass der Griff um ihre n Arm lockerer wurde. So lange, bis es nur noch eine Art symbolische Geste war und er sie gar nicht mehr wirklich zurückhielt.
„Na gut“, sagte Roger anschließend, „dann schießen Sie mal los.“
Und noch bevor Claire überhaupt etwas entgegnen konnte, marschierte er auch schon los.
Rauf zu den Hügeln, dachte Claire, dorthin, wo sich irgendwo der Eingang zu dem stillgelegten Bergwerk befand.
Rauf zum Schlund...
87.
P eter glaubte seinen Augen nicht:
Ein dünner Lichtkegel erstrahlte plötzlich in der Dunkelheit und strich quer über die zerklüftete Landschaft. Das Licht fraß sich durch die Nacht – es schwankte und suchte weiträumig das Feld ab.
Obwohl Peter die genaue Entfernung zur Lichtquelle nicht kannte, so schätzte er dennoch, dass es mindestens 300 Meter waren. Es war ein konstanter Kegel – präzise und beinahe ohne jegliche Streuung.
Peter wusste sofort, was dazu bedeuten hatte:
Wer auch immer das war, dachte er, benützte eine spezielle taktische Taschenlampe, wie sie für gewöhnlich nur beim Militär eingesetzt wurde.
Oder bei Spezialeinheiten...
Kaum war dieser Gedanke verklungen, ging er sofort in die Hocke und kauerte sich schließlich auf den Boden. Dann robbte er langsam zu einem großen Felsen und versteckte sich dahinter. Während er das alles tat, ließ er das Licht nicht aus den Augen. Vielmehr versuchte er, den Weg vorauszusehen, den der Lichtträger wahrscheinlich nehmen würde.
Dass er sich ihm näherte, stand für Peter außer Frage. Denn inzwischen war die Lichtquelle größer geworden und Peter glaubte sogar, eine Stimme zu hören, die durch die Dunkelheit zu ihm drang. Auch wenn er es nicht mit Sicherheit sagen konnte, so glaubte er dennoch, dass es eine weibliche Stimme war.
Claire...
Angst beschlich Peter und seine Hand verkrampfte sich abermals um den Griff der Waffe. Währenddessen kreisten unzählige Gedanken durch seinen Kopf . Unentwegt fragte er sich, was Claire dort draußen in der Dunkelheit zu suchen hatte. Etliche Erklärungen boten sich an, doch nur eine von ihnen schien Peter in diesem Augenblick auch wirklich plausibel:
Sie suchte wahrscheinlich nach ihm.
Das wird’s sein...
Warum sie das tat, das wusste er nicht. Dennoch beschlich ihn mit jeder Sekunde mehr die Ahnung, dass sie wirklich nach ihm suchte. Klar, dachte Peter, sie suchte nach ihm, um ihm den Rest zu geben. Wahrscheinlich wusste er inzwischen zu viel und Claire wollte sichergehen, dass er nichts von ihren ganzen Verstrickungen ausplaudern konnte.
Noch während er darüber nachdachte, hörte Peter eine weitere Stimme, die aus der Nähe des Lichtkegels drang.
Er erkannte sie sofort:
Es war die Stimme des Unbekannten, der sich als Ginsberg ausgegeben hatte. Das schreckliche Bild in Peters Kopf begann sich sofort zu verdichten und er wusste mit einem Mal, dass er zum Abschuss freigegeben war. Claire und der Unbekannte waren zurückgekommen, um ihm den Gnadenschuss zu geben.
Wie einem angefahrenen Hirschbock, dem nicht mehr zu helfen war...
So schrecklich die Gewissheit in diesem Augenblick auch war, so dachte Peter dennoch nicht daran, aufzugeben. Nein, dachte er, mit Sicherheit nicht. Denn immerhin hatte inzwischen er das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und mit ein bisschen Glück, dachte er weiter, würde es ihm dennoch gelingen, seine Feinde zu überlisten.
Dieser Gedanke gab ihm neue Kraft. Gleichzeitig entfachte er auch Peters Kampfeslust. Er war nicht so weit gekommen, dachte er, um genau in diesem Augenblick klein beizugeben.
Nein, mit Sicherheit nicht...
Stattdessen würde er alles geben, um noch als Sieger aus diesem kleinen Scharmützel herauszukommen.
Wirklich alles...
Er duckte sich hinter den Fels und legte sich schließlich flach auf den Boden. Kurze Zeit darauf glitt der Lichtstrahl über ihm hinweg und er konnte inzwischen hören, dass die Stimmen ganz nahe waren.
Einen Augenblick lang glaubte Peter, entdeckt worden zu sein. Sein Herz verkrampfte sich und er machte sich dazu bereit, jederzeit aufzuspringen und vielleicht sogar das Feuer zu eröffnen.
Doch es geschah nichts.
Stattdessen konnte er hören, wie sich die Stimmen langsam von ihm entfernten. Und als Peter schließlic h wieder hinter dem Fels hervorspähte, konnte er sehen, dass auch der Lichtstrahl inzwischen weitergewandert war.
Gott sei Dank...
Mit jeder Sekunde entfernte er sich weiter - in die
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