Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Richtung, aus der er selbst gerade gekommen war.
Rauf zu den Hügeln, dachte Peter, dorthin, wo sie ihn wahrscheinlich noch immer vermuteten.
Die werden sich wundern...
Dieser Gedanke trieb Peter ein scherzhaftes Lächeln auf seinen beinahe zahnlosen Mund. Gleich darauf verließ er sein Versteck und folgte ihnen.
88.
Claire hatte erzählt und Roger hatte zugehört.
Er hatte sie nur hin und wieder unterbrochen, um sich nach Einzelheiten zu erkundigen. Doch die meiste Zeit hatte er nur ihren Worten gelauscht und dabei die Umgebung genau im Blick behalten. Teddy wiederum war ein paar Schritte hinter ihnen geblieben, ohne sich an dem Gespräch zu beteiligen.
Schließlich, nach etwas mehr als einer halben Stunde, erreichten sie das Ende ihres Weges. Direkt vor ihnen ragten die Hügel auf – dunkel und mächtig. Gleichzeitig war Claire auch an dem düsteren Ende ihrer Geschichte angelangt.
Auch wenn sie nicht erwarten konnte, dass Roger ihr glaubte, dachte sie, so hoffte sie dennoch, dass er nicht auf dem Absatz kehrtmachte und sie alleine ließ. Sie ahnte, wie verrückt sich die Zusammenfassung der Geschehnisse für einen Außenstehenden vielleicht anhören musste. Dennoch vertraute sie darauf, dass Roger Arthurs Auftrag treu blieb und ihr sie nicht im Stich ließ.
Hoffentlich...
„Ich fasse also noch einmal zusammen, Miss Hagen“, sagte Roger, als hätte er ihren Zweifel erraten, „wir befinden uns auf einer Mission, deren Ziel es ist, einen mächtigen Vampir zur Strecke zu bringen. Einen Vampir, der die komplette Stadt entvölkert und sich in diesem Augenblick aller Voraussicht nach in einem Bergwerksstollen verschanzt hat und uns erwartet. Habe ich das richtig verstanden?“
„Klingt verrückt, was?“, fragte Claire.
Roger sah ihr einen Moment lang tief in die Augen.
„Sie haben ja gar keine Ahnung, wie verrückt das klingt, Miss Hagen“, sagte er schließlich, „dennoch wird mir jetzt so einiges klarer: Ihre Tagebuchaufzeichnungen, diese komischen Patronen und auch der Auslieferungsantrag des Vatikans – all das passt jetzt perfekt zusammen. Vampire – oh mein Gott, dass ich nicht schon früher selbst darauf gekommen bin...“
Die Anspannung in Claires Gedanken legte sich ein bisschen. Dennoch wusste sie, dass noch lange nichts entschieden war. Sie war sich noch immer nicht sicher, ob Roger ihr helfen würde. Gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht länger warten konnte, ihn danach zu fragen.
Deswegen setzte sie alles auf eine einzige Karte und sprach endlich aus, was ihr schon seit ihrem Aufbruch auf der Zunge brannte. Es war die Gretchenfrage, dachte Claire im gleichen Augenblick, mit dem sie ein für allemal sichergehen würde, ob er ihr nun glaubte, oder nicht:
„Sind Sie dabei? Kann ich auf Sie zählen?“
Roger schien zu überlegen. Er maß sie einige Sekunden mit seinem kalten Blick. Gleich darauf wurde sein Grinsen noch breiter:
„Ich habe einen Auftrag, Miss Hagen “, sagte er schließlich, „und daran ist nicht zu rütteln. Ich werde Ihnen beistehen – ganz egal, ob wir nun auf Vampirjagd gehen oder uns aber entschließen, ein Einhorn zu fangen – ich bin und bleibe an Ihrer Seite.“
Claire konnte die Arroganz deutlich spüren, die in seinen Worten mitschwang. Es war eine Mischung aus Machogehabe und dem unerschütterlichen Gefühl, jeder Situation gewachsen zu sein. Gleichzeitig ahnte sie jedoch auch, dass vielleicht gerade eine solche Einstellung beinahe überlebenswichtig war bei dem, was sie vorhatten. Denn immerhin, dachte sie, war ihre Mission so etwas wie ein Himmelfahrtskommando: Ganz egal, was sie auch taten – die Chancen standen gut, dass sie diese Nacht nicht überleben würden.
Claire verdrängte diesen Gedanken sofort wieder und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Für Zweifel, dachte sie, war es inzwischen zu spät. In diesem Augenblick zählten nur noch Taten.
Und Entschlossenheit...
„Also los“, sagte sie schließlich, „wir müssen aufbrechen und so schnell wie möglich den Eingang zum Bergwerk finden.“
„Negativ“, sagte Roger sofort.
Claires Zuversicht schwand.
Was zum...
Doch noch bevor sie etwas erwidern konnte, deutete Roger mit der Taschenlampe hinaus in die Dunkelheit – an einen ganz bestimmten Punkt.
Claire wandte sich um und sah genau hin.
Es dauerte ein bisschen, bis ihr Verstand den Eindruck verarbeitet hatte. Doch gleich darauf erkannte sie, was Roger gemeint hatte:
Inmitten des Unterholzes und von Geröll umgeben
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