Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
schwirrten um sie herum und brachten den Boden unter ihren Füßen zum Erbeben.
Das Getümmel war so dicht, dass Claire sofort jegliche Orientierung verlor. Sie konnte nur noch ein schwarzes Gewirr erkennen, das um sie herumwirbel te und immer engere Bahnen zog. Es waren geisterhafte, schwarze Schemen, die sie umschlangen und ihr vollkommen die Sicht raubten.
Auch wenn sie nicht gerade viel über die Tiere wusste, so zweifelte Claire dennoch daran, dass dieses Verhalten natürlich war. Vielmehr glaubte sie, dass inzwischen ein böser Geist dem Schwarm innewohnte und ihm seinen Willen aufzwang. Ein Geist, dachte sie, der die Kreaturen auf primitive Art und Weise antrieb.
George...
Doch auch dieses Wissen half ihr nicht weiter . Schließlich wusste sie immer noch nicht, wie sie sich gegen die pelzigen Feinde zur Wehr setzen sollte.
Sie hatte absolut keinen Plan.
Das Einzige, was sie in diesem Augenblick mit Sicherheit wusste, war, dass der Kampf mit dem Gewehr vollkommen aussichtslos war. Dafür, dachte sie, waren es einfach zu viele.
Denn d ie schiere Größe des Schwarmes war zugleich auch seine stärkste Waffe. Ganz egal, ob sie tatsächlich ein paar von ihnen erwischte oder nicht – es würde schlichtweg keinen Unterschied machen.
Absolut gar keinen...
Außerdem , dachte Claire, würde sie in dem tobenden Durcheinander Gefahr laufen, versehentlich Andy oder Peter zu treffen.
Und das wiederum war ein Risiko, das sie unmöglich eingehen konnte.
Aber was sollte sie sonst tun?
Doch noch bevor sie eine Antwort auf diese Frage hatte, gingen die Fledermäuse auch schon zum Angriff über:
Blitzartig schossen sie auf Claire zu und vergruben die Krallen in ihrem Gesicht. Unentwegt prasselten sie auf sie ein wie ein pelziger Hagelschauer und rissen ihr die Haut an Stirn und Wangen in Fetzen. Claires Antlitz war schlagartig in Blut gebadet. Es tropfte ihr vom Kinn und lief ihr in die Augen.
Sie wusste sofort, dass es kein Entkommen gab:
Wo sie auch hinlief, der Schwarm würde ihr folgen und den Angriff fortsetzen. Und wenn sie nicht aufpasste, dachte sie, würde ihr eines der Mistviecher vielleicht sogar noch die Augen auskratzen.
Und genau das war in diesem Moment auch ihre größte Sorge.
Deswegen tat sie das Einzige, was ihr in diesem Augenblick übrig blieb:
Sie ging in die Hocke und riss die Arme hoch, um ihre Augen zu schützen. Doch im gleichen Augenblick erkannte sie auch schon, dass das ein Fehler gewesen war.
Ein riesengroßer Fehler sogar...
Denn mit einem Mal konnte sie spüre n, wie irgendetwas den Lauf des Gewehres packte und daran zu ziehen begann.
Claire kämpfte sofort dagegen an: Sie zog und zerrte - mit aller Kraft, die sie ihrem Körper in diesem Augenblick abverlangen konnte.
Doch sie merkte sofort, dass sie keine Chance hatte.
Nicht mal den Funken einer Chance...
Denn was auch immer sich dort inmitten der Fledermäuse versteckte, dachte sie, es war einfach viel zu stark.
Sie konnte spüren, wie ihr die Waffe mit jeder Sekunde weiter aus der Hand glitt.
Sie versuchte zwar noch, den Abzug zu ziehen, doch es war bereits zu spät.
Verdammt...
Mit einem letzten kräftigen Ruck wurde ihr das Gewehr entrissen.
Und von einer Sekunde auf die andere war sie vollkommen schutzlos.
105.
Das Getümmel begann sich langsam zu legen.
Die Angriffe der Fledermäuse wurden immer lustloser und immer mehr von den Tieren ließen von Claire ab und verschwanden zurück in die Dunkelheit.
Das Do nnern ihrer Flügel verhallte und die Luft begann sich allmählich zu lichten. Mit einem Mal wusste Claire, was das eigentliche Ziel dieses Angriffes gewesen war:
Das Gewehr...
Denn ohne das Gewehr, dachte sie, war sie schutzlos allem ausgeliefert, was vielleicht noch kommen sollte.
Und dass tatsächlich noch etwas kommen sollte, stand für sie inzwischen außer Frage. Denn George hatte mit Sicherheit nicht einen derartigen Aufwand betrieben, nur um sie einzuschüchtern.
Nein, dachte Claire, ganz bestimmt nicht.
V ielmehr ging es ihm immer noch darum, jenes Versprechen einzulösen, das er ihr in der Jagdhütte gegeben hatte:
Wir sehen uns wieder, Claire, und dann werde ich dir bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißen.
Trotz dieser schrecklichen Gewissheit wusste Claire, dass sie nicht länger liegen bleiben konnte. Sie musste sich aufrappeln, dachte sie, und irgendetwas unternehmen.
Aber was?
Sie öffnete die Augen und im gleichen Augenblick setzte ihr Herz einen Schlag aus:
Oh mein
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