Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
sein gesamtes Leben durchleuchtet, wenn Sie so wollen.“
„Und?“
„Der Hundesohn von Verleger hatte die ganze Zeit über Kontakt zu Claire Hagen. Verbindungsprotokolle seines Büroanschlusses belegen das ebenso wie seine Kontoaktivitäten.“
„Sein es Büroanschlusses? Ich dachte, seit dem Watergate-Skandal wäre es in diesem Land streng verboten, Nachrichtenagenturen zu überwachen?“
„Watergate ist Schnee von gestern“, sagte Ginsberg, „seit dem elften September sind gewisse Bundesbehörden befugt, alles zu tun, um an Informationen zu kommen, die die nationale Sicherheit gefährden. Der Freedom Of Information Act erlaubt es dem Heimatschutzministerium sogar, verdächtigen Individuen wie Arthur Flynn eine Wanze in ihren fetten Arsch zu schieben, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen. So betrachtet kann der Mistkerl froh sein, dass wir uns stattdessen für das verdammte Telefon entschieden haben.“
Peter erwiderte nichts. Er war nicht wirklich erstaunt, dass sich die Agenten mancher Behörden ständig in einem gesetzlichen Graubereich bewegten. Immerhin gab es auch beim FBI Jungs, die es mit der Auslegung der Verfassung generell nicht so genau nahmen. Gleichzeitig begann er sich zu wundern, inwieweit sein Fall Belange der nationalen Sicherheit tangierte. Immerhin, dachte er, konnte er sich nicht daran erinnern, dass einer der Toten einen Turban getragen oder Flugstunden genommen hätte. Und auch ansonsten deutete absolut nichts an dem Fall darauf hin, dass die nationale Sicherheit gefährdet war.
Umso mehr interessierte ihn in diesem Augenblick, was Ginsberg über Flynns Kontakt zu Claire Hagen zutage gefördert hatte.
„Also, Mister Ginsberg...“
„Nennen Sie mich ruhig Walt“, unterbrach ihn Ginsberg.
„Also, Walt – was haben Sie herausgefunden?“
Anstatt zu antworten, griff Ginsberg nach seiner Aktentasche. Er öffnete sie und holte einen Laptop heraus. Gleich darauf setzte er sich auf die Bettkante, tippte ein paar Befehle ein und mit jedem Augenblick, der verstrich, wurde sein Grinsen breiter.
Als er fertig zu sein schien, wandte er das Gerät zu Peter um. Dieser trat näher heran und musterte das Display.
Das E rste, was er darauf erkannte, war eine vereinfachte Karte der Vereinigten Staaten. Sie bestand nur aus schematisch eingezeichneten Grenzen auf schwarzem Grund. Lediglich die Hauptstädte sämtlicher Bundesstaaten waren als Punkte darin markiert.
G leich darauf erkannte Peter aber auch noch einen weiteren Punkt. Er war rot und im Gegensatz zu den Hauptstädten blinkte er unablässig.
„Was ist das?“, fragte Peter und deutete auf den blinkenden Punkt.
„Tja, das “, sagte Ginsberg, „das ist der derzeitige Aufenthaltsort von der Frau, die Sie suchen. Oder besser gesagt: der ihres Mobiltelefons. Wir verfolgen sie schon seit etwa einer Woche. In dieser Zeit ist sie quer durch die Staaten getingelt. Was sagen Sie dazu?“
Peter blickte ihm tief in die Augen, so als versuchte er herauszufinden, ob es sich bei der Bemerkung nur um einen Scherz gehandelt hatte. Doch er konnte keine Anzeichen dafür erkennen. Ginsberg erwiderte seinen Blick – seine Augenbrauen waren hochgezogen und seine Mundwinkel zu einem Grinsen gespannt.
„Sie müssen mir noch eine Menge erklären, Walt“, sagte Peter, ohne Ginsberg aus den Augen zu lassen.
„Keine Sorge, Peter – dazu werde ich noch ausreichend Gelegenheit haben. Aber jetzt sollten wir uns langsam auf den Weg machen, um Miss Hagen zu schnappen. Finden Sie nicht auch?“
Peter antwortete nicht .
Stattdessen starrte er immer noch auf den blinkenden Punkt auf der Landkarte, während unzählige Fragen durch seinen Verstand rauschten.
15.
Claire fuhr nach Süden.
Sie brauchte weder Kompass noch Landkarte. Ihr Instinkt zog sie an unsichtbaren Fäden zu dem Ort, den sie nur aus ihren Träumen kannte.
Plain Rock.
Es waren schreckliche Träume – ein stetig wechselndes Durcheinander scharlachroter Angst und Schrecken. Nacht für Nacht tauchte sie ein in eine Welt des blanken Wahnsinns. Trotz mehrerer hundert Meilen Entfernung war die Verbindung zu George nicht abgerissen. Im Gegenteil. Die Intensität, mit der die entsetzlichen Bilder über sie kamen, wurde mit jeder Nacht stärker.
Was anfangs angemutet hatte wie eine vergessen geglaubte Erinnerung aus grauer Vorzeit, war in Claires Träumen inzwischen lebendig geworden. Es war gewachsen und hatte Konturen angenommen.
Wenn Claire nachts die Augen schloss,
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