Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
verfinsterte.
„Sie glauben mir wirklich nicht, nicht wahr?“
„Nun, so würde ich das nicht sagen, es...“
„Reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Seien Sie ehrlich, verdammt.“
Der Junge funkelte ihn an und Teddy konnte spüren, wie seine Besorgnis wuchs. Er hatte Angst davor, das Falsche zu sagen und womöglich noch auf diesem Dachboden erschossen zu werden. Darum entschied er sich einfach, gar nichts mehr zu sagen. Er blickte den Jungen einfach nur an, während sich die Gedanken in seinem Kopf geradezu überschlugen.
So vergingen einigen Minuten, ohne dass einer von ihnen etwas sagte. Die Bedrohung hing in der Luft wie ein schweres Beil und Teddys Anspannung wuchs mit jeder Sekunde.
„Ist schon gut“, sagte Andy schließlich, „Sie müssen mir nicht glauben.“
Er erhob sich vom Boden, strecke sich und verstaute den Revolver an seinem Gürtel. Dann drehte er sich wieder zu Teddy um und sagte:
„Kommen Sie. Ich will Ihnen etwas zeigen. Und danach will ich wissen, ob Sie mir dann noch immer nicht glauben.“
18.
Claire erwachte von der brütenden Hitze, die im Wagen herrschte. Die Klimaanlage, die ihr schon seit einigen Tagen Probleme bereitet hatte, hüstelte nur noch unregelmäßig vor sich hin, ohne den Innenraum des Wagens zu kühlen. Claire schaltete sie aus und öffnete stattdessen das Fenster auf der Fahrerseite. Draußen war es auch nicht gerade kühler, doch ein leichter Wind wehte über die zerklüftete Landschaft und machte ihr das Atmen zumindest ein bisschen erträglicher.
Sie war vor einigen Stunden vom Highway abgefahren und hatte den Wagen auf einer verlassenen Schotterpiste mitten im Nirgendwo geparkt.
Die Müdigkeit hatte sie mit einem Mal übermannt und sie hatte große Mühe damit gehabt, ihre Augen offen zu halten. Bei der erstbesten Gelegenheit hatte sie eine Ausfahrt genommen, anschließend den Wagen abgestellt und den Fahrersitz zurückgeklappt. Kaum hatte sie sich hingelegt, war auch schon der Schlaf über sie gekommen.
Gerade in letzter Zeit passierte es ihr immer häufiger, dass die Müdigkeit sie innerhalb kürzester Zeit überwältigte. Klar, dachte Claire, immerhin war sie inzwischen über eine Woche unterwegs, ohne ein Hotel auch nur von innen gesehen zu haben. Stattdessen schlief sie immer im Wagen.
Die Gründe dafür waren sehr unterschiedlich. Seit den Vorkommnissen vom letzten Herbst traute sie sich nicht mehr, ihre Kreditkarte zu verwenden. Sie ahnte, dass selbst die kleinste Abbuchung dafür sorgen würde, dass das betreffende Hotel innerhalb kürzester Zeit von Spezialeinheiten umzingelt würde. Ohne Kreditkarte aber, dachte Claire, konnte man inzwischen nicht einmal mehr in einem der heruntergekommenen Löcher übernachten, die alle paar Meilen den Highway säumten. Das war das Amerika, in dem sie lebte, dachte sie. Ein Amerika, in dem Bargeld anscheinend nicht einmal mehr das Papier wert war, auf dem es gedruckt wurde. Selbst wenn man sich nur erkundigte, ob es möglich wäre, bar zu bezahlen, wurde man in den meisten Fällen bereits schief angesehen.
Darum blieb Claire keine andere Wahl, außer im Wagen zu schlafen. Nach den vergangenen Monaten, die sie zusammen mit Amanda in der Jagdhütte gelebt hatte, war sie es zumindest gewohnt, Abstriche bei der Bequemlichkeit zu machen. Daher machte es ihr nicht wirklich etwas aus.
Doch da gab es noch einen weiteren Grund, weshalb Claire praktisch gar keine andere Wahl hatte, als im Wagen zu schlafen. Ein Grund, dachte sie manchmal, von dem letzten Endes vielleicht sogar ihr Leben abhing.
Hoffentlich kommt es gar nicht so weit...
Sie wandte sich im Fahrersitz um und blickte ein weiteres Mal auf die Kisten, die auf dem Rücksitz lagen. Von der mittleren Kiste ging nach wie vor ein Summen aus. Es war der Klang eines einzelnen Mosquitos, der einen irgendwo in der Dunkelheit umkreiste und einem den Schlaf raubte.
Diese Kiste , dachte Claire, war der wahre Grund, weshalb sie im Wagen schlafen musste. Das leise Summen, das aus dem inneren der Kiste drang, durfte nicht verstummen. Denn wenn das passierte, dachte sie, dann konnte sie ihren Plan genauso gut aufgeben.
Deswegen musste sie im Wagen schlafen – bei ständig laufendem Motor. Denn nur so konnte sie hundertprozentig sichergehen, dass der Inhalt der Kiste über den Zigarettenanzünder am Armaturenbrett mit ausreichend Strom versorgt wurde. Claire wagte gar nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn der Wagen den Geist aufgab. Sie
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