Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
verdrängte die Angst davor einfach aus ihrem Verstand, so gut sie konnte. Und obwohl der Erfolg ihres Vorhabens von vielen Faktoren abhing, auf die sie keinen direkten Einfluss hatte, war sie dennoch zuversichtlich, dass sie es schaffen würde.
Bestimmt...du hast es bald geschafft!
Claire schloss das Fahrerfenster und fuhr auf der Schotterpiste wieder zurück zum Highway.
19.
Die Fahrt war eintönig und sorgte schnell dafür, dass Peter sich langweilte. Seitdem sie Albuquerque verlassen hatten, erstreckte sich der Highway kerzengerade bis zum Horizont. Eine graue Linie, auf der unentwegt Luftspiegelungen tanzten und immer neue Muster und Formen gebaren.
Nur hin und wieder warf Peter einen Blick auf den Laptop in der Mittelkonsole, um sich zu vergewissern, ob er immer noch ein Signal empfing. Und das tat er: Der rote Punkt blinkte unabl ässig. Zudem wurde seine Bewegung auf der Landkarte inzwischen auch von zwei Zahlenkolonnen begleitet, deren Nachkommastellen beinahe im Sekundentakt wechselten. Peter wusste aus Erfahrung, um was es sich dabei handelte: Es waren Koordinaten, mit denen jede Bewegung von Claire Hagen genau verfolgt wurde. Er hatte diese Methode der Lokalisierung selbst schon etliche Male angewendet, um vermisste Personen oder gestohlene Fahrzeuge zu finden.
Doch obwohl es für ihn nichts Neues war, so war Peter nach wie vor über die Ausmaße erstaunt, die dieser Fall inzwischen angenommen hatte. Denn er wusste, dass der Heimatschutz für gewöhnlich nicht darauf aus war, kleine Fische zu jagen. Vielmehr war es die Aufgabe dieses Ministeriums, sämtliche Bedrohungen der nationalen Sicherheit zu lokalisieren und zu beseitigen. Wie der Fall rund um Claire Hagen in dieses Aufgabenspektrum passte, wusste Peter noch immer nicht. Doch er beschloss, dass es an der Zeit war, es herauszufinden. Außerdem war er es inzwischen auch leid, stumm dazusitzen und hinaus in die Wüste zu schauen. Er wollte sich ein bisschen unterhalten, um auch etwas über den Unbekannten herauszufinden, der neben ihm am Steuer saß.
Peter suchte gerade nach einem geeigneten Punkt in dem Fall, an dem er ansetzen konnte, um Ginsberg in ein Gespräch zu verwickeln. Irgendeine Ungereimtheit vielleicht, dachte Peter, die dafür sorgen konnte, dass Ginsberg mehr über die wahren Motive auspackte, die das Heimatschutzministerium in diesem Fall verfolgte. Doch noch ehe es ihm gelang, irgendeine Frage zu stellen, kam ihm Ginsberg zuvor.
Nur hatte seine Frage absolut nichts mit dem Fall zu tun:
„Stehen Sie auf Barbecue?“, fragte Ginsberg und wandte sich zu Peter um. Er trug eine Sonnenbrille, hinter der Peter seine Augen nicht erkennen konnte. Das Einzige, was er sah, war der überraschte Ausdruck seines eigenen Gesichtes, der sich in den Brillengläsern spiegelte.
„Barbecue?“, fragte Peter.
„Ja, Barbecue“, sagte Ginsberg.
Als Peter nichts darauf erwiderte, fuhr Ginsberg fort:
„Na Sie wissen schon, Mann – in Saucen eingelegtes Fleisch, das über offener Flamme gebraten wird. Barbecue eben.“
„Wie kommen Sie darauf?“
Anstatt zu antworten, streckte Ginsberg den Arm aus und zeigte auf eine überdimensionale Reklametafel, die neben dem Highway aufgestellt war. Peter wandte sich um und war gerade noch in der Lage, die Aufschrift zu lesen, bevor sie daran vorbeirauschten:
UNCLE DAN’S CHILLI BARBECUE – Abfahrt 2 Mi.
Erst in diesem Augenblick begriff Peter, was es mit der Frage auf sich hatte. Sein Blick wanderte zunächst zu seiner Armbanduhr und anschließend wieder zurück zu Ginsberg.
„Ist es nicht noch ein bisschen früh für Fleisch vom Grill?“, fragte er.
Ginsbergs Lippen spannten sich zu einem Lächeln.
„Ich will Ihnen mal ein Geheimnis verraten, mein Freund“, sagte Ginsberg, „da wo ich herkomme, gibt es kein Fleisch – ganz egal, zu welcher Uhrzeit. Deswegen muss ich jede Gelegenheit nutzen, wenn ich mal beruflich unterwegs bin.“
„In Washington D.C. gibt es kein Fleisch? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
„Ich spreche nicht von D.C.“, sagte Ginsberg, „sondern von meinem Zuhause. Meine Frau ist vor etwa einem Jahr zu einer radikalen Gesundheitsfanatikerin mutiert, müssen Sie wissen. Seitdem bin ich gewissermaßen gezwungen, meine fleischlichen Gelüste außerhalb der eigenen vier Wände auszuleben, wenn ich keine Scheidung riskieren will.“
Fleischliche Gelüste.
Peter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Zweideutigkeit, die in den Worten von Ginsberg
Weitere Kostenlose Bücher