Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Risiko verbunden war:
Sie musste einfach die Zähne zusammenbeißen und …
… den alten Mann an Ort und Stelle erschießen!
Während Claire darüber nachdachte, t rat Teddy einen weiteren Schritt auf sie zu.
„Stehen bleiben“, schrie Claire im gleichen Augenblick.
„ Was zum Teufel ist denn los mit Ihnen?“, fragte Teddy schließlich.
Er hatte seinen gesunden Arm zum Himmel erhoben, während der gebrochene noch immer in der Schlinge um seinen Hals steckte. Claire konnte sehen, wie ein leichtes Zittern durch seine Glieder ging. Gleichzeitig spürte sie auch die unendliche Angst, die in warmen Wogen von ihm ausging. Was auch immer in der Kneipe vorgefallen war, dachte sie, es hat Teddy eine Heidenangst eingejagt. Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte sie an.
„Mit mir ist nichts los, Mister Barnes“, sagte Claire, „aber so wie es aussieht, müssen Sie uns einiges erklären.“
„Erklären? Wovon zum Teufel sprechen Sie überhaupt?“
„Das Blut, Mister Barnes“, fragte Claire, „woher kommt das viele Blut?“
„Welches Blut verdammt nochmal , Miss Hagen? Könnten Sie mir bitte in Dreiteufelsnamen sagen, wovon Sie überhaupt sprechen?“
„Das ganze Blut, das Ihnen am Körper klebt, Mann“, sagte Andy und mischte sich schließlich in das Gespräch ein. Er hielt den Revolver immer noch erhoben und zielte damit auf Teddys Kopf.
Kaum war Andys Stimme verklungen, blickte Teddy auch schon an sich selbst herab. Im gleichen Augenblick konnte Claire die Verwunderung sehen, die sich im Gesicht des alten Mannes widerspiegelte. Für Claire bestand kein Zweifel darüber, dass er das viele Blut in diesem Augenblick zum ersten Mal wirklich sah. Seine Augen weiteten sich und sein Mund stand offen.
Doch Claire ließ sich von diesem Schauspiel nicht täuschen. Immerhin kannte sie inzwischen die Verschlagenheit, mit der die Blutsauger Unschuldige in ihren Bann zogen. Nicht zuletzt deswegen stieg ihre Spannung in diesem Augenblick noch weiter. Sie war inzwischen mehr denn je dazu bereit, den Abzug der Waffe zu ziehen und Teddy zu erschießen.
„Also, Mister Barnes“, sagte Andy schließlich, „wir warten immer noch auf eine Erklärung.“
Im gleichen Augenblick hob Teddy den Kopf und musterte sie abwechselnd. Er sah ihnen über die Waffen hinweg direkt in die Augen, während er seine Stirn immer mehr in Falten legte.
„Mann“, sagte er schließlich, „ dass es so schlimm ist, hätte ich nicht erwartet?“
„Schlimm? Wovon zum Teufel sprechen Sie?“, fragte Claire.
„Ganz ruhig, Miss Hagen“, sagte Teddy , „ich verstehe Ihre Aufregung, aber ich kann Sie beruhigen.“
„Nur zu“, sagte Claire, „reden Sie schon, aber bleiben Sie genau dort stehen, verdammt.“
Teddy, der inzwischen den Ernst der Lage begriffen hatte, kam ohne Umschweife zur Sache und erzählte Andy und Claire, was es mit all dem Blut auf sich hatte. Dem Blut, mit dem er beinahe von Kopf bis Fuß beschmiert war:
„Nach unserer k leinen Grillparty in der Kirche habe ich mich hundeelend gefühlt, Miss Hagen. Um dem widerlichen Gestank zu entkommen, habe ich mir ein bisschen die Beine vertreten und bin die Straße entlangspaziert. Und dann, naja, wie soll ich sagen, - hat mich mit einem Mal die Lust auf einen kleinen Drink gepackt. Und da ich inzwischen ohnehin bis zu den Kneipen dort gelaufen war, bin ich hineingegangen und habe mir an der Bar ein Gläschen eingeschenkt.
Kaum hatte ich einen Schluck getrunken, wurde mir auch schon schwarz vor Augen. Fragen Sie mich bitte nicht, warum – vielleicht war es die Anstrengung, die dafür sorgte, dass ich das Gleichgewicht verlor und rückwärts vom Barhocker fiel.
Jedenfalls bin ich der Länge nach auf den Boden geklatscht und habe mir dabei mächtig auf die Zunge gebissen. Ich glaube, dass ich einen Moment lang sogar bewusstlos war, kann es aber nicht mit Sicherheit sagen. Wer weiß? Jedenfalls hätte ich nicht gedacht, dass die Verletzung derart schlimm ist.
Wenn ich jetzt aber das ganze Blut sehe, dann denke ich, muss ich mir wohl mächtig auf die Zunge gebissen haben.“
Teddy machte eine kurze Pause und atmete tief durch. In diesem Augenblick, dachte Claire, sah der alte Mann aus, als wäre er durch den sprichwörtlichen Fleischwolf gedreht worden:
Sein komplettes Gesicht war mit Ruß beschmiert und die wenigen Haare, die er noch hatte, waren fettig und klebten ihm förmlich am Kopf. Sein verdrehter Arm hatte sich inzwischen dunkelviolett verfärbt und genau
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