Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
in diesem Augenblick wusste Claire mit Sicherheit, dass wahrscheinlich eine Amputation vonnöten sein würde, um Teddys Leben zu retten.
Doch trotz all diese r Dellen und Schrammen und trotz des vielen Blutes, das bereits zu gerinnen begann, glaubte ihm Claire. Seine Geschichte war zwar sehr fadenscheinig, dachte sie, trotzdem vertraute sie felsenfest darauf, dass sie der Wahrheit entsprach.
Claire legte ihr Hauptaugenmerk dabei nicht auf das, was er gesagt hatte, sondern vielmehr auf das Durcheinander von Gefühlen, das dabei in seinem Inneren getobt hatte. Während er erzählt hatte, hatte sie es ganz genau gespürt:
Teddy war verwirrt und mit der Situation vollkommen überfordert. Darüber hinaus hatte er fürchterliche Angst. Angst, dachte Claire, die so greifbar und real war, dass sie unmöglich gespielt sein konnte.
Nie im Leben…
Noch während Claire darüber nachdachte, fuhr Teddy fort:
„Jedenfalls geht’s mir gut, Miss Hagen. Ich habe mir bei dem Sturz nur mächtig auf die Zunge gebissen. Das ist alles. Sie müssen mir glauben.“
„Schon gut, Mister Barnes“, sagte Claire und senkte augenblicklich die Waffe, „ich glaube Ihnen.“
Im gleichen Augenblick konnte Claire die Erleichterung sehen, die sich auf dem Gesicht des alten Mannes ausbreitete. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn glätteten sich und die Spannung wich mit einem Mal aus seinen Gliedern.
„Sind Sie sich absolut sicher, Miss Hagen?“, fragte Andy. Er hielt den Revolver noch immer auf Teddy gerichtet – jederzeit bereit abzudrücken.
„Ja“, sagte Claire, „ja, das bin ich. Es geht keine Gefahr von ihm aus, Andy. Und jetzt nimm die Waffe runter – er wird uns nichts tun.“
Gleich darauf senkte auch Andy seinen Revolver und atmete tief durch. Anschließend verstaute er den Revolver wieder hinter dem Gürtel und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
Claire tat es ihm gleich.
Auch sie schulterte zunächst ihre Waffe und wischte sich dann den Schweiß vom Gesicht.
Anschließend wandte sie sich um und blickte nach Westen. Dorthin, wo die Sonne langsam aber sicher die Nacht einzuläuten begann. Sie stand sehr tief und war nur noch eine Handbreit davon entfernt, hinter den Hügeln zu versinken.
Und bis dahin, dachte Claire, mussten sie ein sicheres Versteck für die Nacht finden. Klar, sie selbst war dank des Kreuzes relativ sicher. Es hing noch immer um ihren Hals und bewahrte sie vor jedem Angriff der Blutsauger. Doch Teddy und Andy würden das Morgengrauen nicht erleben, wenn sie nicht bald aufbrachen und sich in Sicherheit brachten.
Mit Sicherheit nicht …
Der Vorfall mit Teddy hatte sie einiges an Zeit gekostet, dachte Claire. Dennoch ahnte sie, dass sie mindestens noch eine Stunde hatten, bevor es in Plain Rock vollkommen dunkel wurde und die Dämonen zu neuem Leben erwachten.
Noch während sie darüber nachdachte, vernahm sie ein ungewöhnliches Geräusch. Es war ein hohes Brummen, das sich von Osten her näherte. Als Claire sich schließlich umwandte und in die Richtung sah, aus der es kam, erkannte sie einen Wagen, der sich mit hoher Geschwindigkeit näherte.
Die untergehende Sonne spiegelte sich in seiner Windschutzschei be und verlieh der Erscheinung einen unwirklichen Glanz. Gleichzeitig machte sie es Claire unmöglich, zu sagen, wie viele Personen tatsächlich in dem Wagen saßen.
Ohne ersichtlichen Grund beschlich sie ein ungutes Gefühl:
„Kennst du den Wagen, Andy?“, fragte sie, ohne den Blick von dem heranbrausenden Gefährt zu nehmen.
„Ich kann ihn nicht genau erkennen“, sagte Andy, während er mit zusammengekniffenen Augen in die gleiche Richtung blickte, „aber ich glaube nicht, dass es jemand aus der Stadt ist.“
Und dann nach einer kurzen Pause:
„Nein, ganz bestimmt nicht sogar.“
Von da an wuchs Claires Anspannung mit jeder Sekunde, in der der Wagen näher kam und das Dröhnen seines Motors lauter wurde.
50.
Peter wusste nicht genau, was er sich bei der Ankunft in Plain Rock erwartet hatte. Dennoch musste er sich eingestehen, dass es die ganze Fahrt über mächtig in seinem Inneren rumort hatte. Vorerst zwar nur ein bisschen – doch im Laufe der Zeit hatte immer mehr Zweifel überhandgenommen und seine Stimmung getrübt.
Zunächst war er davon ausgegangen, dass ihnen noch ein Haufen Detektivarbeit bevorstand, ehe sie Claire Hagen dingfest machen konnten. Ganz egal, wie einfach und unkompliziert Ginsberg die ganze Sache auch darstellte.
Vielleicht,
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