Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
George gescheitert war. Bei all den Gefahren und Schrecken, die in Plain Rock auf sie gewartet hatten, dachte sie, musste es unbedingt ein übereifriger Cop sein, der sie daran hinderte, ihr Ziel zu erreichen.
Fuck …
Gerade diese Erkenntnis war es, die sie dazu veranlasste, die Hände zu heben und sich zu ergeben. Auch wenn das nicht bedeuten musste, dass sie ihren Plan endgültig aufgab, dachte Claire, so war es dennoch ein schwerer Schlag, der sie innerlich taumeln ließ.
Nahezu zeitgleich endete auch die Belehrung des FBI-Agenten und für einen Augenblick herrschte absolute Stille in der Mainstreet von Plain Rock.
Doch es dauerte nicht lange, bis die Ruhe erneut einem wilden Durcheinander wich.
52.
Andy wusste zunächst nicht, was vor sich ging.
Kaum hatte er sich von dem Schock rund um Teddy erholt, brach ein neues Übel über ihn herein.
Die beiden FBI-Agenten hatten ihre Waffen auf ihn gerichtet und er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als Claires Beispiel zu folgen und ebenfalls die Arme in die Luft zu strecken.
So stand er eine Weile da und mutmaßte , was wohl als Nächstes passieren würde.
Für einen kurzen Augenblick hatte ihn sein Mut verlassen und er fühlte sich seit unendlich langer Zeit wieder so alt, wie er tatsächlich war.
Wie ein kleiner Junge stand er dort, war den Tränen nahe und betete dafür, dass ihm nichts passierte. Er sehnte sich nach seiner Mommy. Sehnte sich nach all den schönen Dingen, die seit jeher sein Leben bestimmt hatten.
Pfannkuchen zum Frühstück, Videospiele und das Schießen mit dem Luftgewehr …
Doch dieser Impuls dauerte nicht lange.
So schnell, wie er gekommen war, verflog er auch wieder. Die Realität hatte seinem Verstand in den letzten Tagen eiserne Zügel angelegt und in diesem Augenblick zog und zerrte sie daran. Sie zwang ihn dazu, der Gefahr ins Auge zu sehen und nach einem Ausweg zu suchen. Und deswegen widmete sich Andy sofort wieder dem, was ihm in den letzten Tagen das Leben gerettet hatte:
Er begann einen Plan zu schmieden.
Und während der Agent Claire ihre Rechte vorlas, begann dieser Plan auch bereits konkrete Gestalt anzunehmen. Je länger Andy grübelte, umso besser wusste er mit einem Mal, was zu tun war. Er konnte die Anspannung erkennen, unter der die Agenten standen. Konnte sehen, dass sie eigentlich gar nicht an ihm interessiert waren und stattdessen nur Augen für Claire hatten.
Sein Gehirn verarbeitete diese Eindrücke in Windeseile und es dauerte nicht lange, bis er den Vorteil erkannte, der sich für ihn aus ihrer Unachtsamkeit ergab.
Andys Körper verspannte sich und seine Gedanken kamen zum Erliegen.
Er atmete ein paarmal tief ein, um Kraft zu schöpfen.
Dann rannte er los.
So schnell er konnte.
53.
Peter war von dem Augenblick dermaßen überwältigt, dass er sich immer wieder selbst dazu ermahnen musste, vorsichtig zu sein.
Bleib auf der Hut, es ist noch nicht vorbei …
Klar, dachte er, während er Claire ihre Rechte vorlas, - er hatte sie tatsächlich geschnappt. Mit Ginsbergs Hilfe hatte er sie aufgespürt, war ihr gefolgt und hatte sie letztendlich sogar gefunden. Er hatte das Überraschungsmoment optimal genützt und sie überrumpelt. Noch war es zu früh, dachte er, um sich in Gedanken selbst auf die Schulter zu klopfen. Dennoch fiel in diesem Augenblick ein Großteil der Anspannung der letzten Tage und Wochen von ihm ab. Der unerwartete Erfolg schürte mit einem Mal sein Selbstvertrauen und sorgte dafür, dass viele seiner Ängste und Sorgen schlagartig aus seinen Gedanken schwanden.
Doch trotz di eses Triumphes blieb Peter vorsichtig. Er ermahnte sich mehrmals dazu, die vorgeschriebenen Formalitäten einer Verhaftung zu wahren. Dadurch wollte er verhindern, dass ihm ein übereifriger Anwalt vor Gericht den gesamten Fall um die Ohren schlug und somit all seine Mühen vollends zunichtemachte.
Doch das war nicht der einzige Faktor, der seine Zuversicht ein wenig zügelte. Zugegeben, dachte er, es war seine Aufgabe gewesen, Claire Hagen zu finden und zu verhaften. Das war nun einmal sein Job und so wie es aussah, hatte er ihn auch erledigt.
Dennoch war er in diesem Augenblick von dem seltsamen Gefolge verwundert, in dessen Gesellschaft er Claire angetroffen hatte. Der alte Mann und der Junge starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an und allein in ihren Blicken konnte er lesen, dass irgendetwas in diesem gottverdammten Kaff ganz und gar nicht stimmte.
Klar, dachte Peter wiederum,
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