Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
von New York City lauern?“
Die Fragen trommelten auf Claires Verstand ein .
John hatte ihr tatsächlich von einem Keller erzählt. Den Keller in Bowery. In dem Haus, in dem er den...
VAMPIR!
... gefunden hatte .
Außerdem schien der Unbekannte sie zu kennen. Vielleicht nicht persönlic h, dachte sie, d ennoch wuss te er, dass sie Reporterin war.
Aber was wusste er noch?
Noch bevor Claire den Gedanken zu Ende denken konnte, überschlugen sich die Ereignisse.
Das Gesicht des Unbekannten begann sich zu verändern.
Die Augen schrumpften zu zwei feuerroten Punkten, und auf der Nase kräuselten sich plötzlich tiefe F alten, wie auf der Schnauze eines Hundes. Doch das Schlimmste war der Mund. Die Lippen wichen von Gebiss und Zahnfleisch zurück und entblößten die spitzen Zähne eines Raubtieres.
„Was hat er Ihnen erzählt?“, knurrte die Kreatur mit einer derart tiefen Stimme, die Claires gesamten Körper zu durchdringen schien, wie die Bässe in einer Diskothek. Sie konnte spüren, wie ein leichter Schwindel durch ihre Gedanken huschte, wie vorhin im Krankenhaus, als sie ohnmächtig geworden war. Doch obwohl sie auch dies es M al nicht auf den Anblick vorbereitet gewesen war, erschien er ihr dank der Waffe weitaus weniger bedrohlich.
Nicht viel , aber immerhin.
Noch bevor der erste Gedanken in ihrem Kopf keimte, nahm ihr Instinkt die Zügel in die Hand. Und ihr Instinkt wusste nur zwei Dinge: Sie war in Gefahr und sie musste handeln!
SCHNELL!
Ohne zu überlegen, zog Claire den Abzug. Der Knall war ohrenbetäubend und das Mündungsfeuer nahm ihr f ür Sekundenbruchteile die Sicht. Doch Claire ließ sich nicht davon be i rren . Sie drückte nochmal ab und gleich darauf nochmal. Dann senkte sie die Waffe, um den Schaden zu begutachten, den sie angerichtet hatte. Der saure G eruch des Schießpulvers stieg ihr in die Nase und raubte ihr für einen Augenblick den Atem. Doch der Anblick, der sich ihr bot, war noch schlimmer: Er schnürte ihr die Kehle zu.
Die Kreatur stand noch immer im Türrahmen. Sie hatte drei Einschusslöcher in der Brust, aus denen dünne Rauchfäden aufstiegen. Dennoch schien sie völlig unbeeindruckt. Kein einziger Tropfen Blut sickerte aus den Wunden, so als handle e s sich bei dem Körper um keinen lebenden Organismus, sondern nur um eine Schaufensterpuppe. Die Kreatur stand da wie zuvor, ihr Antlitz war eine Maske aus purem Hass: Die Lippen zitterten und die Nasenflügel bebten. Und die Augen...
Oh mein Gott, die Augen!
... waren glühende Lanzen, die Claire durchbohrten.
Claire hob die Waffe erneut und zielte diesmal auf den Kopf der Kreatur. Doch genau in dem Moment, als sie erneut feuern wollte, verschwand die Gestalt . Sie löste sich in Luft auf – mit einer Geschwindigkeit, welche die Kapazitäten von Claires Augen überstieg. In einem Moment war sie noch da, im ander e n nicht mehr.
Claire stieß gerade eine n Seufzer der Erleichterung aus , als sich plötzlich etwas Kaltes um ihr rechtes Handgelenk schloss und zudrückte. Der erste Sinneseindruck war Kälte, doch kurz danach wurde sie fortgespült, von einer Woge heißen und alles verzehrenden Schmerzes.
Trotz der Tränen in ihren Augen konnte sie die Pranke erkennen, die ihr Handgelenk um schloss en hielt . Es waren die Fänge eines riesigen Raubvogels, dachte sie, mit langen ledrigen Fingern, die in geschwungene, schwarze Klauen ausliefen. Claires Hand verkrampfte sich vor Schmerz und ein weiterer Schuss löste sich aus der Pistole. Sie konnte hören, wie irgendetwas im Wohnzimmer in tausend Stücke zerbarst. Doch der Sinneseindruck wurde aus ihrem Verstand gefegt, als die Kreatur ihren Arm packte und nach hinten bog.
Ganz weit nach hinten.
Claire wehrte sich, konnte jedoch nichts dagegen ausrichten. Die Pistole fiel ihr aus der Hand und landete mit einem dumpfen Poltern auf dem Schlafzimmerteppich. Dann wurde ihr Arm so weit nach hinten gebogen, bis ihre Hand die Stelle zwischen ihren Schulterblättern berührte. Eine Lawine des Schmerzes rauschte durch ihren ganzen Körper.
„ Sie haben mein bestes Jackett ruiniert“, zischte die Kreatur. Claire konnte ihr Gesicht in ihrem Nacken spüren. Sämtliche Haare ih res Körpers richteten sich auf.
„Bitte... es tut so weh“, presste sie zwischen den Lippen hervor. Gleich darauf konnte sie spüren, wie sich der Griff um ihren Arm lockerte . Es war nicht viel, doch der Schmerz versiegte schlagartig. Dennoch blieb der Griff so fest, dass sie keine Chance hatte,
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