Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Angst verkrampf t e.
Gleich ist es so weit! Gleich werde ich sterben.
Sie versuchte nicht daran zu denken, wie schrecklich die Schmerzen sein würden. Sie versuchte auch nicht daran zu denken, ob sie auf der Stelle tot sein oder erst langsam verbluten würde. Sie erstickte jeden Gedanken an das , was ihr wahrscheinlich bevorstand , im Keim . Stattdessen biss sie die Zähne nur noch fester zusammen und lauschte tief in sich hinein.
Für einen Moment war ihr Verstand im Leerlauf und ihre Gedanken ruhten.
Dann begannen p lötzlich Bilder durch ihren Verstand zu schwirren, wie buntes Laub in einem Herbststurm. Es waren Bilder aus der Kindheit, Bilder aus der Studienzeit – Bilder von Amanda.
Vor allem waren es Bilder von Amanda.
Wer würde sich um Amanda kümmern, wenn sie starb, dachte sie. Wer würde ihr helfen...
Oh bitte Gott, nein!
Tränen stiegen ihr in die Augen, liefen ihr über die Nase und tropften auf die Gummimatte zu ihren Füßen. Die Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu und ließ sie nach Luft ringen.
Noch immer wartete sie, unfähig sich zu regen. Wartete darauf getroffen zu werden. Kugeln schlugen im Sekundentakt in den Wagen ein, wie die d umpfen Hiebe unsichtbarer Fäuste.
Die Sekunden verstrichen.
Doch nichts geschah.
Der Wagen fraß Meter um Meter und beschleunigte immer weiter . Claire konnte hören, wie der Motor aufheulte, konnte spüren, wie die Geschwindigkeit stieg. Und mit jedem Meter, mit de m sie sich weiter aus der Gefahrensituation entfernte n , konnte sie hören, dass das Donnern des Gewehres mit jedem Schuss leiser wurde.
Ein letzter Schuss erklang. Nahezu zeitgleich schlug ein weiter e s Projektil zischend in das Heck des Wagens. Dann riss George endlich das Lenkrad herum und fuhr eine scharfe Rechtskurve. Die Reifen quietschten und Claire wurde in den Sicherheitsgurt gedrückt.
„Sie können hoch kommen“, sagte George ohne den Blick von der Straße zu nehmen, „fürs Erste haben wir sie abgehängt.“
44.
Eine Verf olgungsjagd kam für Bish op nicht infrage . S ein Bild war zur F ahndung ausgeschrieben und das L etzte, was er jetzt brauchen konnte, war es, wegen einer Unachtsamkeit , verhaftet zu werden. In diesem Fall, würde selbst die Organisation nichts mehr für ihn tun können. Sie würden sich einfach von ihm abwenden, jeglichen Kontakt zu ihm leugnen und darauf warten, dass er eines Tages tot in seiner Zelle aufgefunden wurde. So lautete nämlich die oberste Direktive bei der Gefangennahme eines A gent en, dachte Bishop:
Selbstmord!
Deswegen war es natürlich seine oberste Priorität gewesen, so schnell wie möglich vom Schauplatz der Schießerei zu v erschwinden und unterzutauchen.
Und genau das hatten sie auch getan. Whitman hatte den Wagen zurück in die Stadt gelenkt und sie waren mit dem schier endlosen Strom von Fahrzeugen verschmolzen, der die Straßen verstopfte und die Luft verpestete.
Nein, eine Verfolgungsjagd kam wirklich nicht infrage.
Doch trotz di eser vernünftigen Argumentation war Bishop nicht zufrieden. Es schie n ihm vielmehr, als versuchte sein Gehirn , Ausflüchte zu finden, um das Versagen zu rechtfertigen.
Dass sie versagt hatten, lag auf der Hand: Sie hatten innerhalb eines einzigen Tages zwei Männer verloren und auch er war dem Tod nur mit einer ordentlichen Portion Glück von der Schippe gesprungen.
Einer verdammten Wagenladung Glück.
Als wäre das nicht schon genug gewesen, so standen sie erneut mit leeren Händen da. Die Frau war weg und der Vampir auch. Sie hatten nichts vorzuweisen, außer zwei kompletten Reinfällen und einer vermasselten Liquidierung am Flughafen.
Bishop wusste, dass ein derartiger Fehlschlag selbst für ihn nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. Insgeheim schielte er immer wieder zum Funkgerät, so als rechnete er jeden Augenblick damit, dass irgendein ranghoher Vorgesetzter anrief , um ihm die Leviten zu lese n.
Das Funkgerät war an ein Sat el l itentelefon gekoppelt und konnte daher, von jedem Punkt auf dem Globus, erreicht werden. Für einen Moment versuchte er zu berechnen, wie spät es zu diesem Augenblick im Vatikan war . Gleich darauf verwarf er den Gedanken, weil er wusste, dass es nicht darauf ankam, wie spät es war.
Die Einsatzleitung arbeitete rund um die Uhr und es würde für sie keinen Unterschied machen, ob es vier Uhr nachmittags oder vier Uhr morgens war. Wenn sie ihm den Arsch bis zu den Schultern aufzureißen wollten, würden s ie es tun – ganz egal, wie spät es
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