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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hören sollen - sie war drauf und dran, den Burschen in den Himmel zu heben.«
    »Psychopathen kriegen keine Angst, Depressionen allerdings schon. Sehen wir ihn uns heute mal genauer an.«
    Milo runzelte die Stirn, rieb sich übers Gesicht. »Klar. Warum nicht, zumindest machen wir noch einen Ausflug zum Strand.«
     
    Kurz vor dem Flughafen staute sich der Verkehr auf dem Freeway. Wir rollten langsam auf El Segundo zu, und als sich der Stau auflöste, fragte Milo: »Wie hoch schätzt du Tony Dukes Vermögen - zweihundert Millionen?«
    »Das Magazin hat nicht mehr die Auflage von früher«, sagte ich, »aber sicher, die Zahl würde mich nicht überraschen. Warum fragst du?«
    »Ich hab bloß nachgedacht. Es steht viel auf dem Spiel, falls Dugger irgendwas getan hat, was seinen alten Herrn in Gefahr brachte. Ein Sexualverbrechen zum Beispiel. Denn das Image des Duke ist doch gut, bei aller Freizügigkeit sauber, richtig?«
    Ein paar Meilen später: »Denk mal drüber nach, Alex: John Wayne Airport... Der Kerl hat den Zweiten Weltkrieg auf dem Filmgelände von Warner Brothers verbracht, und er ist ein Kriegsheld ... Willkommen im Land der Illusionen.«
    »Vielleicht ist das der Grund dafür, dass es Dugger hier gefällt.«
     
    Newport Beach liegt vierzig Meilen südlich von L. A. Milo verletzte so viele Verkehrsregeln, wie ihm einfielen, aber der Stau am LAX sorgte dafür, dass die Fahrt eine ganze Stunde dauerte. Er nahm die Ausfahrt zum Highway 55 und blieb darauf, als er zum Newport Boulevard wurde, rauschte an typisch südkalifornischen Ladenfronten und einigen funkelnagelneuen Einkaufszentren vorbei, die den Charme von Themenparks auf Prozac besaßen. Das erste Anzeichen maritimen Einflusses - Bootshändler - erschien, als wir auf den Baiboa einbogen, und bald sah ich jede Menge Ankermotive, Restaurants, die Anspruch auf FRISCHE FISCHE! und HAPPY HOUR! erhoben, und Leute in Strandkleidung. Ein silberner Winterhimmel ließ vermuten, dass der Sand grau und kühl sein würde, aber nackte Haut war keine Mangelware. Ich öffnete das Fenster. Es war zehn Grad wärmer als in L. A. Frischer, sauberer Salzgeruch. Wenn Ben Dugger sich vornehmlich hier und in Santa Monica aufhielt, müsste seine Lunge hübsch rosa sein.
    Ein paar Querstraßen weiter wurde der Baiboa zu einer engen Wohnstraße: Von schön angelegten Gärten umgebene zweistöckige Häuser säumten den Boulevard auf beiden Seiten, mit Strandblick im Westen und Aussicht auf den Yachthafen quer über der Straße. Als wir auf den Baiboa East einbogen, kamen wir an weiteren glänzenden Fenstern vorbei, an Bougainvilleen, die an Zäunen herunterflössen, an Porsches und Lexus und Range Rovers, die in gepflasterten Zufahrten herumstanden. Dann tauchten zwei Häuserblocks mit unauffälligen gewerblichen Bauten auf, und Milo sagte: »Genau hier in der Gegend müsste es sein.«
    Mehrfarbige Markisen warfen ihre Schatten über die Schaufenster der Läden. Die Straße säumende Bäume spendeten ebenfalls Schatten, die Bürgersteige makellos, Parken leicht gemacht, Vogelgezwitscher, der leiseste Trommelschlag der träge anrollenden Brandung. Cafés, Chiropraktiker, Weinhändler, Boutiquen mit Strandkleidung, eine chemische Reinigung. Die Adresse, die Dugger für Motivational Asociates angegeben hatte, gehörte zu einem einstöckigen, mit gischtgrünem Stuck verzierten Gebäude in der Nähe der Ecke Balboa East und A Street. Kein Schild, nur eine Teaktür und zwei Fenster mir Vorhängen. Unmittelbar daneben lagen ein Damenschneider mit einem Fenster voller Chiffon und ein Esslokal, das einfach den Namen CHI-NESISCHES RESTAURANT trug. Hinter der Glasscheibe des Restaurants bediente ein Asiate mit unglaublicher Geschwindigkeit die Fritteusen, während die Frau neben ihm mit einem Hackmesser irgendwelche Dinge zerkleinerte. Das Aroma von Frühlingsrollen vermischte sich mit dem salzigen Duft des Pazifiks.
    Wir parkten, stiegen aus, und Milo klopfte an die Teaktür. Das Holz war mehrfach lackiert, wie das Deck eines Bootes, mit so vielen Schichten, dass das Klopfen kaum widerhallte. Ben Dugger öffnete und sagte: »Sie sind gut durchgekommen.«
    Er trug ein weißes Hemd unter einem grauen Pullover mit rundem Halsausschnitt, eine breit gerippte grüne Cordhose und braune Mokassins mit ledernen Schnürsenkeln.
    Der Pulli wies Schuppen auf. Er hatte sich vor kurzem rasiert, aber nachlässig, und schwarze Haare punktierten einen geröteten Hals. Hinter den dicken Gläsern seiner

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