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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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stöhnte, nickte aber. Eine weitere Stunde wurde mit der Befragung von Empfangschefs vertan. Dasselbe Ergebnis. Milo fluchte auf dem gesamten Weg zurück zum Highway 55.
    »Vielleicht ist der Kerl schwul«, sagte ich. »Hast du irgendeine Andeutung davon gespürt?«
    »Wie, soll ich dafür einen sechsten Sinn haben?«
    »Sind wir etwas empfindlich?«
    »Niedriger Blutzucker - ist noch was in der Tüte?«
    »Ein Wantan.«
    »Her damit.« Mit vollem Mund: »Vielleicht ist er schwul. Oder asexuell oder tugendhaft oder Gott weiß was.«
    »Asexuell«, sagte ich. »Wäre das nicht großartig? Der wilde Hengst zeugt einen Sohn, der das genaue Gegenteil von ihm ist.«
    »Du kannst ihn nicht leiden. Ich würde auch nicht gern mit ihm auf die Bowling-Bahn gehen - der Kerl ist eine Zimperliese. Aber dass jemand Tony Duke zum Vater hat, ist kein Grund für einen Durchsuchungsbeschluss. Hinsichtlich Lauren ist er unberührbar, und dasselbe gilt für all seine Intimitätsdaten. Wenn wir zurückkommen, werde ich bei Central und dem Gerichtsmediziner anrufen und feststellen, ob sich irgendwas mit Michelle ergeben hat. Wenn sie eine Kugel aus ihrem Schädel rausholen und sie passt zu der Neun-Millimeter in Laurens Kopf, kann ich vielleicht mit jemandem reden, dass wir Gretchen ein wenig unter Druck setzen. Was jetzt im Moment anliegt, ist das zweite Gespräch mit Jane Abbot. Wo wir gerade davon sprechen.«
    Er meldete ein weiteres Gespräch zu der Nummer in Sherman Oaks an und hörte noch einmal eine Ansage vom Band. Diesmal legte er auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Ich hab auch eine Anfrage bei der Sitte in Westside wegen Gretchen laufen. Wäre interessant zu erfahren, ob sie wieder aktiv mitmischt. Wenn irgendeine Spur zu ihr und Duke zurückführt, sitze ich Junior im Nacken. Sehen wir uns mal das Abbot-Haus an und stellen fest, ob die Nachbarn wissen, wo Jane und Mel sind. Ich lege meine Karte in den Briefkasten, und wenn sie sich dann nicht meldet, will ich wirklich wissen, warum.«
    »Würdest du einen Umweg über Westwood in Erwägung ziehen?«, fragte ich. »Mindy Jacobus arbeitet in der PR-Abteilung des Med Center. Adam Green hat den Eindruck, sie habe ihm nicht helfen wollen. Sind in Rileys Akte irgendwelche Aussagen von ihr festgehalten?«
    »Nur die Geschichte mit der Bibliothek.«
    »Green hat die Bibliothek überprüft. Niemand erinnert sich daran, dass Shawna je dort war.«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr und schaute dann wieder durch die Windschutzscheibe auf das wenig befahrene Stück Freeway. Mittägliche Ruhe: nur ein paar Laster und Pkws, und wir auf der Überholspur unter einem braun werdenden Himmel, der den Segnungen des Fortschritts Hohn sprach.
    »Nette kleine Ausfahrt in Westwood«, sagte er. »Warum nicht, zum Teufel?«
     
    Adam Green hatte Mindy Jacobus als »keine Shawna« beschrieben, aber sie erwies sich als atemberaubende junge Frau mit makelloser, leicht gebräunter Haut und der dichtesten Mähne glänzenden schwarzen Haares, die ich je gesehen hatte. Wie eine hoch gewachsene, langbeinige Nymphe kam sie in einem blassblauen Strickkleid und hochhackigen weißen Sandalen aus dem Büro der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit in einen Korridor, der nach alkoholischem Reinigungsmittel roch. Sie hatte einen goldenen Cross-Kugelschreiber in der Hand und bewegte sich mit einem Selbstvertrauen, das sie älter als zwanzig wirken ließ.
    Mehr Flächen als Kurven; Tony Duke wäre wahrscheinlich an ihr vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken, also war es vielleicht das, was Green gemeint hatte. Aber ihr Gang war ein hüftenschwenkendes Stolzieren, das den Mangel an Fleisch vergessen machte.
    »Ja?«, sagte sie mit dem raschen Lächeln einer Selbstdarstellerin. Auf ihrem Namensschildchen stand M. JACOBUS-GRIEG. PR-ASSISTENTIN. Milo hatte am Empfang nur seinen Namen genannt, nicht seinen Titel. Das Lächeln geriet ins Wanken, als sie ihn genauer ansah. Auf keinen Fall konnte dieses Gesicht - und dieser Schlips - Philanthropie oder irgendeine andere Sorte guter Nachrichten bedeuten.
    Als er sein Abzeichen vorzeigte, stellte ihr Selbstvertrauen den Betrieb vollständig ein, und sie wirkte wie ein zu elegant angezogenes Kind. »Worum geht es?«
    »Um Shawna Yeager, Ms. Jacobus -«
    »Wie seltsam.«
    Wir befanden uns im Verwaltungstrakt des Med Center, weit entfernt von den klinischen Stationen, aber der Krankenhausgeruch - dieser Alkoholgestank - rief in mir die Erinnerung an eine Massenimpfung gegen

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