Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman

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interessiert sei. Shawna sagte Nein, sie müsse zu viel lernen, aber dann ging sie aus - und nicht zur Bibliothek, es war an einem Freitagmorgen, und sie sagte, es habe sich plötzlich etwas ergeben, sie müsse frühzeitig ins Wochenende aufbrechen. Irgendwas zu Hause in Santo Leon. Aber das Komische war, sie hatte sich ganz schick angezogen und Make-up aufgelegt, was man ja nicht bei jemandem erwarten würde, der den Bus nach Hause nimmt. Also hab ich sie gefragt, wer der Typ sei, und gesagt, sie würde Strümpfe und all den Lippenstift doch wohl nicht an einen Verlierer vom Campus verschwenden. Und sie hat mich mit einem Blick angesehen, den ich nur als daneben bezeichnen kann, wissen Sie, was ich meine? Richtig ernst - fast wütend. Aber nicht wütend - gekränkt.«
    »Als hätten Sie einen wunden Punkt getroffen«, sagte ich.
    »Genau. Sie sah mich mit diesem Blick an und sagte: ›Mindy, ich würde mich nie mit einem Jungen in meinem Alter verabreden. Ich würde immer ältere Männer vorziehen, weil sie wissen, wie man eine Frau behandelte Und da begriff ich: die Art, wie sie angezogen war. Ein Hosenanzug all das Make-up. Es war, als würde sie versuchen, älter auszusehen, und deshalb hab ich mir meine Gedanken gemacht. Und das ist es, was ich dieser Nervensäge vom Cub erzählt habe. Was vermutlich das ist, was Sie da drin stehen haben.« Sie zeigte auf das Notizbuch. »Aber ich weiß es nicht genau«, fügte sie hinzu.
    »Sie haben sie nicht gefragt?«, wollte Milo wissen.
    »Ich hab's versucht - ich kann neugierig sein, zugegeben. Aber wie ich schon sagte, Shawna war zurückhaltend. Sie hat mich quasi ins Leere laufen lassen, ihren Koffer genommen und ist gegangen.«
    »Also wissen ältere Männer, wie man eine Frau behandelt«, sagte Milo. »Glauben Sie, sie meinte in finanzieller Hinsicht?«
    »Das war der Eindruck, den ich hatte. Weil Shawna Dinge mochte. Sie redete davon, Psychiaterin oder plastische Chirurgin zu werden und sich ein Haus in einem der drei Bs Brentwood, Bei Air, Beverly Hills - zu kaufen, als wenn sie etwas darüber in einem Magazin gelesen hätte. Ich meine, sie ist tatsächlich einmal mit dem Bus nach Beverly Hills gefahren und den Rodeo Drive rauf und runterspaziert - ein bisschen schlicht. Aber irgendwie auch bewundernswert, wirklich.«
    »Sie stand auf Dinge«, sagte Milo.
    »Klamotten, Autos - sie sagte, eines Tages würde sie einen Ferrari fahren.«
    »Weil sie eine plastische Chirurgin wird oder weil sie einen heiratet?«
    »Vielleicht beides«, sagte Mindy.
    »Hat sie je über irgendwelche Dozenten geredet, die sie wirklich mochte?«
    »Was, Sie glauben, es war ein Dozent?«
    »Das sind die älteren Männer auf dem Campus.«
    »Nein, so etwas hat sie nie gesagt.«
    »Okay, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte Milo, blätterte sein Notizbuch durch und schob es in die Tasche. Milo lächelte, und ihre Haltung hatte sich gerade gelockert, als er sagte: »Oh, eine Sache noch - und auch das wird nach Möglichkeit unter uns bleiben. Es wurden ein paar Fotos erwähnt, für die Shawna vielleicht Modell gestanden hat, für das Duke-M.agazin -«
    »Ach, bitte«, sagte Mindy scharf. »Dieser blöde Idiot - der verrückte Typ vom Cub.«
    »Inwiefern verrückt?«
    »Besessen. Wie jemand, der einem nachsteigt. Er wollte mich nicht in Ruhe lassen. Tauchte immer wieder im Wohnheim auf und wollte seine große Reporter-Nummer abziehen. Der Gipfel war schließlich, als er an mir vorbeistürmte und in unseren Sachen herumzustochern begann. Zu der ganzen Duke-Geschichte kam es nur deshalb, weil Steve ein paar Zeitschriften hatte liegen lassen - Sports Illustrated, GQ. Und ja, auch ein paar Playboys und Dukes - Männer, Sie wissen schon. Und dieser Idiot besitzt die Frechheit, in dem Stapel herumzustochern, und diese losen Blätter fallen aus dem Duke, und Green - der Idiot - greift danach und sagt: ›Wow, ist das Shawna?‹ Ich schnappe sie mir und sage ihm, er soll seine schmutzigen Pfoten davon lassen und seinen Kopf aus der Gosse nehmen. Und er sieht mich mit diesem wissenden Lächeln - diesem süffisanten Grinsen - an und sagt: ›Was hast du denn, Mindy? Warum sollte Shawna denn nicht Modell stehen? Gott hat ihr den Körper und die Haare gegebene Abscheuliche Sprüche. Da hab ich ihm gedroht, ich würde schreien, und er ist abgezogen, aber er hat mich weiter belästigt, sodass ich Steve bitten musste, ihm klar zu machen, dass er nicht mehr erwünscht ist. Vielleicht