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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wo Rasen hätte sein sollen. Kein ”Yeager“ an dem Briefkasten auf der Vorderseite, und wir wollten gerade gehen, als ein alter Schwarzer, der sich auf einen dünnen Chromstock stützte, aus der vorderen Wohnung gehinkt kam und winkte.
    Seine Haut hatte die Farbe einer frischen Aubergine und war pechschwarz, wo sie im Schatten eines breitkrempigen Strohhuts lag. Er trug ein verblichenes blaues Arbeitshemd, das bis zum Hals zugeknöpft war, eine braune Hose aus schwerem Köperstoff und blank polierte schwarze Arbeitsschuhe mit Rundkappen.
    »Sir«, sagte Milo.
    Er tippte sich an den Hut. »Wer hat nun was wem angetan, Officers?« Der Stock neigte sich nach vorn, während er auf uns zuhinkte. Wir begegneten uns auf halbem Weg zum Carport.
    »Wir suchen Agnes Yeager, Sir«, sagte Milo.
    Aufgesprungene graue Lippen verzogen sich nach unten. »Agnes? Geht es um ihre Tochter? Ist endlich doch etwas dabei rausgekommen?«
    »Sie wissen über ihre Tochter Bescheid?«
    »Agnes hat davon geredet«, sagte der Mann. »Mit jedem, der ihr zuhörte. Ich bin die ganze Zeit hier, also hab ich ziemlich oft zugehört.« Er stützte sich auf den Stock und streckte eine verhornte Hand aus, die Milo ergriff. »William Perdue. Ich zahle die Hypothek für dieses Haus.«
    »Detective Sturgis, Mr. Perdue. Erfreut, Sie kennen zu lernen. Sie reden von Mrs. Yeager in der Vergangenheitsform. Wann ist sie ausgezogen?«
    Perdue bewegte mahlend seinen Unterkiefer und legte beide Hände auf den Stock. Das Stroh an seiner Hutkrempe hatte sich an einer Stelle von dem Band gelöst, und das hindurchscheinende Sonnenlicht schuf einen winzigen lavendelfarbenen Mond unter seinem rechten Wangenknochen. »Sie ist nicht aus freien Stücken ausgezogen - sie wurde krank. Vor neun Monaten oder so. Ist gleich hier passiert. Meine Nichte aus Las Vegas war bei mir zu Besuch. Sie sitzt bei der Verkehrspolizei in der Telefonzentrale und macht die Morgenschicht, deshalb steht sie normalerweise früh auf und war an dem Morgen kurz vor Sonnenaufgang auf den Beinen. Sie hat es gehört - einen großen Lärm aus Agnes' Wohnung.« Perdue drehte sich langsam um und zeigte auf die Parterre-Einheit, die seiner gegenüber lag. »Agnes war hingefallen, direkt hinter ihrer Tür. Die Tür stand offen, und die Zeitung lag auf dem Boden neben ihr. Sie war nach draußen gegangen, um sie zu holen, hatte einen Schritt zurück gemacht und war zusammengebrochen. Tariana sagte, sie hätte geatmet, aber nicht sehr kräftig. Wir riefen die 911 an. Sie haben gesagt, es sähe wie ein Herzinfarkt aus. Sie hat nicht geraucht oder getrunken - wahrscheinlich hat diese ganze traurige Geschichte Schuld daran.«
    »Die Geschichte mit ihrer Tochter.«
    »Das hat sie bis ins Mark getroffen.« Der Stock wackelte, aber Perdue hielt sich trotzdem aufrecht.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte, Mr. Perdue?«
    »Die haben sie gleich zum nächsten Krankenhaus gebracht, zum Mid Town Hospital. Tariana und ich sind dort hingegangen, um sie zu besuchen. Sie lag auf der Intensivstation, und da konnten wir nicht rein. Sie war nicht versichert, deshalb hat man sie eine Weile später zur Diagnose ins County Hospital verlegt. Das ist eine weite Strecke für mich, deshalb hab ich sie nur angerufen. Sie war nicht in der Lage, ein längeres Gespräch zu führen, und sagte, sie wüsste immer noch nicht, was mit ihr los sei, aber sie würde wahrscheinlich ausziehen, sie würde jemanden wegen ihrer Sachen vorbeischicken und es täte ihr Leid wegen der Miete - sie war einen Monat im Rückstand. Ich sagte, sie solle sich keine Sorgen machen, auch nicht wegen ihrer Sachen - es war nicht viel, sie hatte die Wohnung möbliert gemietet. Ich hab alles zusammengepackt - zwei Koffer -, und Tariana hat sie ins County Hospital gebracht. Das ist das Letzte, was ich von ihr gehört habe. Ich weiß, dass man sie inzwischen entlassen hat, aber niemand wollte mir sagen, wohin.«
    »Mr. Perdue«, sagte Milo, »hatte sie irgendeine Vorstellung, was mit Shawna geschehen war?«
    »Klar hatte sie die. Sie dachte sich, dass Shawna getötet worden war, vermutlich von einem Mann, der sie begehrte.«
    »Das Wort hat sie benutzt, Sir? ›Begehrte‹?«
    Perdue schob die Krempe seines Huts nach oben. »Ja, Sir. Sie war eine ziemlich religiöse Frau, eine von denen mit einem starken Gespür für die Sünde - wie ich sagte, kein Alkohol und keine Zigaretten, und sobald sie von der Arbeit nach Hause kam, setzte sie sich den ganzen Abend vor

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