Fleisch und Blut
dieses Gespräch auf dem La Brea führen.«
Er lachte erneut und schüttelte den Kopf. Die gelbe Mähne war steif vom Salz und bewegte sich nicht. »In der Zwischenzeit hat ein Penner wie ich all diesen Sand umsonst, und sie haben ihre kleinen privaten Flecken mit nichts draufhaben Sie wirklich zwanzig Dollar bezahlt, um hier runterzukommen? Hat Carleton Ihnen nicht gesagt, dass alles geschlossen ist?«
»Das hat er, aber ich wollte es trotzdem sehen.« Ich zeigte auf die Küste. »Immer noch wunderschön.«
»Yeah.« Er grinste. Verschlagen. »Sie verarschen mich, Mann. Carleton nimmt keinem mehr Geld ab. Er und die anderen Leute aus den Wohnmobilen sind sauer darüber, was die mit dem Dollar gemacht haben, und ich kann ihnen das nicht zum Vorwurf machen, deshalb lassen sie jeden umsonst rein, der rein will. Und das sind nicht sehr viele.« Er zuckte mit den Achseln, und das Muschelhalsband klirrte. »Früher konnte man keinen freien Parkplatz finden, und sie haben die ganze Zeit Werbespots gedreht. Jetzt herrscht El Quieto, wo ich nichts gegen habe. Die Dinge ändern sich, und dann stirbt man. Bye, Mann. Viel Spaß.«
Als er von mir wegging, sagte ich: »Ich hab gehört, Tony Duke wohnt in einem dieser Kliff-Häuser.«
Er blieb stehen und drehte sich um. »Teufel, ja. Außer seinem Typ und Hollywood-Arschlöchern gibt's da oben nichts.« Er rieb sich das Kinn und schaute hoch in die Sonne. In dem vollen Licht sah ich ein Melanom unter seiner Unterlippe. Wunde Stellen auf seiner Stirn glänzten verdächtig. »Dukes Haus liegt etwa fünf Grundstücke in Richtung Süden. Ich bin ein paar Mal vorbeigeschwommen, um zu sehen, ob ich vielleicht eins von den Mädels, die er da hält, in den Blick bekomme. Kein Glück.«
»Zu dumm.«
Schnauben. »Als wenn ich wüsste, was ich damit anfangen sollte, wenn ich eins fände.«
»Woher wissen Sie, welches sein Grundstück ist?«
»Kein Problem. Das Haus kann man nicht sehen - es ist weit zurückgesetzt wie die meisten von ihnen. Aber Duke hat dieses Drahtseil-Dingsbums aus Holz, das an der Seite von seinem Kliff rauf- und runterfährt. Jeder andere hat eine Treppe, aber er hat dieses Ding. Schätze, der Typ meint es ernst mit der Freizeit - will seine Kalorien an Muschis verschwenden und nicht durch Treppensteigen. Eine coole kleine Geschichte, dieses Ding, aber ich hab eigentlich nie jemanden gesehen, der es benutzt.«
»Eine Standseilbahn«, sagte ich.
»Wenn Sie das sagen. Andere von den Jungs sind auch dort vorbei - schwimmen oder Kajak fahren. Besonders, wenn Duke eine Party laufen hatte. Jeder wollte einen guten Blick auf Muschis werfen, vielleicht eine Klassebraut dabei erwischen, wie sie einen Schwanz lutscht - etwas, wovon man ein Foto machen konnte, das man Mom nach Hause schicken kann.« Er lachte. »Das Ding ist immer oben auf dem Kliff, verschlossen, und wenn Duke Partys feiert, sind Rausschmeißer da - Muskelmänner, wie so Gewichtheber, stehen oben auf der Klippe, als warteten sie darauf, dass ihnen jemand dumm kommt.«
»Ich höre, er nimmt Cops außer Dienst dafür.«
»Würde mich nicht überraschen - ist sogar noch abschreckender, stimmt's?«
»Stimmt.«
»Jedenfalls hat noch nie einer irgendwelche Mädels zu Gesicht bekommen.«
»Gibt Duke eine Menge Partys?«
»Früher ja. Etwa alle zwei Monate. Man konnte die superlangen Stretchlimos hintereinander auf dem PCH stehen sehen, Helfer zum Einparken, Infrarotlampen, Lkws vom Partyservice, das ganze Theater. Aber schon lange nicht mehr.« Er dachte nach. »Schon richtig lange nicht mehr - ein Jahr, vielleicht mehr. Vielleicht wird er allmählich zu alt dafür - das war doch eine irre Geschichte, oder nicht? Ein cooler alter Typ wie der, lebt von Kaviar und Viagra, umgeben von Muschis, aber er verliert die Lust daran. Weil es keine Rolle spielen würde, wie runzlig der Sack mit seinen Nüssen ist und wie lang er runterhängt. Es gibt nur ein Aroma, das Muschis schneller öffnet als Kamasutra-Liebesöl.« Er rieb Zeigefinger und Daumen aneinander und roch daran.
»Geld«, sagte ich.
»Eau de Cash«, pflichtete er bei. »Bringt es jedes Mal.«
»Also ist der alte Tony auf Viagra«, sagte ich. »Stimmt das wirklich?«
»Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, Mann, aber das ist, was man so hört. Sehen Sie, der Typ muss wie viel - siebzig, achtzig, hundertfünfzig sein? Mein Dad hat immer sein Magazin gekauft. Teufel, vielleicht tut's das Blei in seinem Stift immer noch - er hat eine junge Frau,
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