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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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versprühte Glasreiniger aus einer blauen Flasche. Der Bereich zwischen Klippenrand und Zaun war massive braune Malibu-Erde im Wert von hunderttausend Dollar. Es war nicht nötig, mit Raum sparsam umzugehen; das Gelände vor mir umfasste mindestens acht Hektar, vielleicht mehr.
    Acht gut genutzte Hektar. Der Boden war in zu sanfte Hänge von einer Symmetrie, die Mutter Natur amüsiert hätte, verformt und dann mit smaragdgrünen Soden verkleidet worden. Beete mit tropischer Vegetation waren in das Gras geschnitten worden, und Blumenmedaillons sprossen strahlend wie Flitterzeug. Pfade aus Granitplatten, manche überschattet von rosafarbenen Marmorlauben, die mit scharlachroten Bougainvilleen abgesetzt waren, andere von der Sonne gebleicht, führten sichelförmig durch perfekte Rasenflächen, die selektiv von musterhaften Bäumen beschattet wurden. Vielleicht fünfhundert Bäume, in Wäldchen gruppiert und plastisch gestutzt, so kalkuliert auf Größe und Form wie Cheryls Brüste. Das Rauschen des Ozeans fand seinen Weg nach oben. Aber es wetteiferte jetzt mit neuer Wassermusik-Wasserfällen, mindestens ein Dutzend Minikatarakte, die sich in anscheinend von nirgendwoher gespeiste Felsbecken ergossen. Das Sodawasserspritzen himmelwärts gerichteter Springbrunnen schoss aus im freien Stil geformten Felstümpeln, von denen einige mit Schwänen und Enten und rosa Flamingos besetzt waren. Vogelschreie in einiger Entfernung gehörten zu keiner einheimischen Art, und ein Kreischen wie von einem Affen ertönte.
    »Klingt, als hätte jemand einen Zoo«, sagte ich.
    »Alle möglichen Tiere«, sagte Cheryl, lächelte rätselhaft und ging einige Schritte vor, wobei das lange blonde Haar ihr gegen den Rücken schlug. Sage hing über ihrer Schulter, schlief tief, der winzige Mund ein zinnoberroter Schnörkel unter zwei Pausbäckchen. Baxter hielt meine Hand ohne Widerstreben. Er ging langsamer, und seine Augen fielen ihm zu, und als ich ihn in meine Arme hob, leistete er keinen Widerstand, und ich fühlte, wie sein Körper gegen meinen sackte.
    Cheryl ging schneller. Da ich mich etwas hinter ihr hielt, konnte ich mir die Umgebung ansehen. Es waren keine Gebäude in Sicht, nur Grün, und mittlerweile hatten die Fontänen den Ozean übertönt. Ein Stück weiter rechts neigte sich der Rasen zu einem silbernen Spiegel: einem nicht eingezäunten Swimmingpool mit dunklem Boden, der die Größe eines kleinen Sees hatte. Keine Vögel. Wie hielt man sie draußen?
    Auch keine Schwimmer. Bis auf uns und den Glasreiniger kein menschliches Wesen. Das Gelände hatte die Intimität einer Ferienanlage mit beschränktem Zutritt, und ich rechnete halb damit, dass irgendein Offizieller aus dem Gebüsch kam, um meine Mitgliedskarte zu überprüfen.
    Cheryl bog auf einen Pfad ein, und wir kamen an Beeten mit hohem, blühendem Pampasgras, Hecken buntscheckiger falscher Orangen und einem Hain aus Wacholderbäumen vorbei, die mit blaugrauen Beeren besetzt waren. Die Bäume verbargen den Rest des Grundstücks, und ich ging wieder auf einer Höhe mit Cheryl. Als ihre Hüfte zweimal mit meiner zusammenstieß und ich nicht reagierte, nahm ihr Gesicht einen angespannten Ausdruck an, und sie eilte mir wieder voraus. Die Wacholderbäume machten einem Schilfrohrbestand Platz, und ich begann wieder heimliche Blicke zwischen den Halmen hindurchzuwerfen.
    Vor uns und auf der rechten Seite befanden sich hohe Wände aus pfirsichfarbenem Stuck. Schwarze, nach unten gerichtete Flutlichtlampen ließen auf einen Tennisplatz und ein nach Gummi klingendes plop-plop auf ein entspanntes Spiel schließen.
    Nach einer scharfen Biegung des Pfads geriet ein Haus in unser Blickfeld - vierhundert Meter entfernt, am Ende einer Palmenkolonnade. Noch mehr pfirsichfarbene Wände und ein Steinhaufen im italienischen Stil und von der Größe des Weißen Hauses unter einem königsblauen Dach. Der Pfad gabelte sich, und Cheryl schlug den Weg ein, der uns durch eine Allee von Orangenbäumen vom Haus wegführte. Verschiedene kleinere Häuser waren unterwegs zu sehen - in mittlerer Distanz, ähnlich gestrichen und von zahlreichen Pflanzen umgeben. Dann ein paar Menschen: Frauen in marineblauen Uniformen kehrten die Gehwege. Füllige, dunkelhaarige Frauen mit krummen Beinen und Kleidern, die ihnen über die Knie hingen. Norris und die Typen vom Parkplatz wären am Boden zerstört.
    Wir betraten eine dunkle, bambusgesäumte Sackgasse, gingen hundertfünfzig Meter und bogen scharf nach Osten ab.

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