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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von der Stelle.
    »Was soll ich tun?«, wiederholte Salander.
    Milo sagte: »Wie war's damit, die Wahrheit zu sagen?«
    Mit um den Oberkörper geschlungenen Armen begann Salander sich hin und her zu wiegen. Seine glatte Stirn überzog sich mit Falten. Er dachte gründlich nach.
    LeMoyne sagte: »Und dafür hab ich ein Mittagessen im Le Dome abgesagt.«

33
    Salanders Entscheidung fiel wenige Augenblicke später, angekündigt von einem langen Seufzer.
    »Ja, ich habe Angst«, sagte er und schüttelte sich. »Erst Lo, dann ihre Mutter.«
    Michelle und Lance erwähnte er nicht. Er hatte mehr zu fürchten, als er wusste.
    Milo sagte: »Jane Abbots Tod hat Ihren Verdacht bestätigt.«
    Salander nickte.
    Milo beugte sich über ihn. »Ich muss Ihnen etwas sagen, Andy. Es könnte auch noch andere geben.«
    »O mein Gott -«
    »Terrormethoden«, murmelte LeMoyne.
    Milo trat hinüber an den Schreibtisch und warf einen Schatten über den älteren Mann. »Ein bisschen Furcht wäre auch für Sie keine schlechte Idee, Sir.«
    LeMoynes Gesicht verlor an Farbe, aber er lächelte. »Ich bin mit den Haien geschwommen, mein Freund.«
    Milo lächelte zurück. »Sie sind mit Forellen geschwommen, mein Freund. Hier haben wir es mit einem großen weißen Hai zu tun.«
    »Ah«, sagte LeMoyne. »Ich zittere.«
    »Welche anderen?«, fragte Salander.
    »Bekannte von Lauren«, antwortete Milo. »Jetzt sagen Sie mir mal, was Ihnen Angst macht, Andy.«
    »Ich glaube, ich weiß vielleicht, warum Lo ermordet worden ist - ich meine, ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber gleich von Anfang an habe ich daran gedacht.«
    »Woran gedacht, Andy?«
    »An das Geld. Es geht immer um Geld, stimmt's?«
    »Häufiger als umgekehrt.«
    Salander wiegte sich weiter hin und her.
    »Erzählen Sie mir von dem Geld«, sagte Milo.
    »Sie - Lo - ich hab mich immer gefragt, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Weil sie nie viel gearbeitet hat, von diesem Teilzeit-Job für das Forschungsprojekt abgesehen, und das reichte nicht für Moschino und Prada und Jimmy Choo, stimmt's? Es betraf auch ihre grundsätzliche Einstellung - sie hatte diese entspannte Haltung zum Geld, die man nur bekommt, wenn man es hat, wissen Sie, was ich meine? Als ich sie kennen lernte, habe ich tatsächlich gedacht, sie wäre ein Kind reicher Eltern. Aber sie sagte, sie wäre schon seit Jahren auf sich allein gestellt, deshalb - ich meine, ich war nicht neugierig, aber es hat mich nachdenklich gemacht. Sie war Studentin. Wo kam das ganze Geld her? Dann - als ich bei ihr eingezogen war, vielleicht einen Monat später - hat sie ihre Post auf der Anrichte in der Küche liegen lassen. Obendrauf lag Anlagekram, ihr Portefeuille, von einem Börsenmakler oben in Seattle. Ich schnüffle nicht herum, aber sie hat es einfach da rumliegen lassen, also konnte ich die Nullen gar nicht übersehen.«
    »Viele Nullen.«
    »Viele«, stimmte Salander zu. »Ich hab sie nie danach gefragt, wir haben nie darüber geredet. Und sie war supergroßzügig - wenn wir zusammen zum Essen ausgingen, bestand sie immer darauf zu bezahlen. Wenn wir in Antiquitätenläden gingen, hat sie mir Sachen gekauft - Manschettenknöpfe, schöne alte Hemden.«
    »Muss an deinem jungenhaften Charme liegen«, murmelte LeMoyne.
    Salander machte eine Faust. »Es gab mal eine Zeit, da dachtest du das auch! Hör auf, auf mir rumzuhacken!«
    LeMoyne hielt sich das Drehbuch näher vor die Brille.
    »Du bist zwar ein alter Brummbär«, sagte Salander, »aber ich liebe dich trotzdem, Justin.«
    LeMoyne flüsterte etwas.
    »Was?«, fragte Andy.
    »Ich dich auch.«
    Salander lächelte. »Vielen Dank.«
    Leises Grollen. »Bitte sehr.«
    »Demnach haben Sie sich über die Herkunft von Laurens Geld den Kopf zerbrochen«, sagte Milo. »Hat sie jemals über andere Jobs geredet, in denen sie tätig war? Vor diesem Forschungsprojekt?«
    »Sie hat als Model gearbeitet«, sagte Salander. »Sie hat gesagt, sie wäre Model gewesen - das hab ich Ihnen schon erzählt, nicht wahr?«
    »Irgendetwas außerhalb des Laufstegs?«
    Salander starrte auf den Überwurf. »Nein. Was zum Beispiel?«
    »Die Frau war eine Nutte«, sagte LeMoyne. »Das sag ich dir schon die ganze Zeit.«
    »Das kannst du nicht wissen, Justin!«
    »Herr im Himmel, Andy, ich hab sie getroffen. Man sah ihr die Nutte schon von weitem an.«
    »Wie oft haben Sie sie getroffen, Mr. LeMoyne?«
    »Zwei oder drei Mal - im Vorübergehen. Aber das reichte, um zu erkennen, was sie war. Sie war teuer -

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