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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gefühl für Ästhetik, und dann stellt sich heraus, dass sie einen großartigen Geschmack hat - er musste nur hervorgeholt werden.«
    »Wie lange wohnen Sie schon zusammen?«
    »Sechs Monate«, sagte er. »Ich war schon im Haus - unten in Nummer zwei.« Er runzelte die Stirn, setzte sich auf eine mit imitiertem Leopardenfell bezogene Ottomane und schlug die Beine übereinander. »Monat für Monat sollte ich eigentlich zu jemandem ... Dann änderten sich die Verhältnisse, wie so oft, und der Hausbesitzer vermietete meine vier Wände an jemand anderen, und plötzlich stand ich auf der Straße. Lo und ich hatten immer ein gutes Verhältnis - wir plauderten oft im Waschsalon miteinander, man kommt leicht mit ihr ins Gespräch. Als sie herausfand, dass ich in der Klemme saß, bot sie mir an, bei ihr einzuziehen. Zuerst hab ich mich geweigert - anderen auf der Tasche liegen ist eins von vielen Dingen, die ich nicht mache. Aber schließlich hat sie mich überzeugt, dass zwei Schlafzimmer zu viel für sie waren und ich mich ja an der Miete beteiligen könnte.«
    Eine Fingerspitze strich über eine gezupfte Augenbraue. »Um ehrlich zu sein, ich wollte überzeugt werden. Allein zu sein ist so ... dunkel. Ich hatte seit ... Und Lo ist ein wundervoller Mensch - und jetzt ist sie irgendwohin geflogen. Dr. Delaware, müssen wir uns wirklich Sorgen machen? Ich habe absolut keine Lust dazu, aber ich muss gestehen, ich bin beunruhigt.«
    »Lauren hat nicht durchblicken lassen, wo sie hinwollte?«
    »Nein, und sie ist nicht mit ihrem Wagen gefahren - er steht auf ihrem Parkplatz hinterm Haus. Also ist sie vielleicht wirklich geflogen. Sie ist ja nicht gerade ein Greyhound-Mädchen. Sie hasst alles Langsame, arbeitet wie ein Tier - im Studium und in Forschungsprojekten.«
    »Ein Projekt an der Uni?«
    »Ja.«
    »In welchem Fach?«
    »Das hat sie mir nie erzählt; sie hat nur gesagt, dass sie mit ihren Seminaren und dem Forschungsjob alle Hände voll zu tun hat. Glauben Sie, das könnte irgendwie mit ihrer Abwesenheit zusammenhängen - dieser Job?«
    »Vielleicht«, erwiderte ich. »Haben Sie keine Ahnung, für wen sie gearbeitet hat?«
    Salander schüttelte den Kopf. »Wir sind gute Kumpel und so, aber Lo geht ihren Weg, und ich gehe meinen. Unterschiedliche Biorhythmen. Sie steht früh auf, ich bin eine Nachteule. Perfekt abgestimmt - sie ist frisch und munter für ihre Kurse, und ich kann einen klaren Gedanken fassen, wenn die Zeit für meinen Job gekommen ist. Wenn ich wach werde, ist sie normalerweise fort. Deshalb hat es zwei Tage gedauert, bis ich gemerkt habe, dass niemand in ihrem Bett geschlafen hat.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Unsere Schlafzimmer sind eigentlich für den anderen tabu, aber Mrs. A klang so besorgt, dass ich einen Blick hineingeworfen habe.«
    »Das war völlig in Ordnung«, sagte ich.
    »Hoffentlich.«
    »Was machen Sie beruflich, Mr. Salander?«
    » Andrew. Fortgeschrittene Mixologie.« Er lächelte. »Ich bin Barkeeper im Cloisters. Das ist ein Laden in West Hollywood.«
    Milo und Rick gingen manchmal im Cloisters einen trinken. »Ich kenne den Laden.«
    Seine Augenbrauen kletterten höher. »Ach ja? Warum habe ich Sie dann nicht schon mal gesehen?«
    »Ich bin vorbeigefahren.«
    »Ah«, sagte er. »Nun ja, meine Bombay-Martinis sind echte Kunstwerke, also kommen Sie bitte jederzeit reingeschneit.« Sein Gesicht wurde ernst. »Ist es denn zu glauben, Lauren ist verschwunden, und ich sitze hier und plappere vor mich hin - nein, Doktor, sie hat mir gegenüber nicht durchblicken lassen, wohin sie wollte. Aber bis Mrs. A anrief, war ich auch nicht gerade bereit, in Panik zu verfallen. Lauren ist von Zeit zu Zeit weggefahren.«
    »Eine Woche lang?«
    Er runzelte die Stirn. »Nein, ein oder zwei Nächte. Am Wochenende.«
    »Wie oft?«
    »Vielleicht alle zwei Monate, alle sechs Wochen - ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    »Wo ist sie hingefahren?«
    »Einmal hat sie mir erzählt, sie wäre am Strand gewesen. In Malibu.«
    »Allein?«
    Er nickte. »Sie hat gesagt, sie hätte sich ein Zimmer in einem Motel genommen, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen, und das Rauschen der Brandung sei so entspannend. Was die anderen Male angeht, hab ich keine Ahnung.«
    »Ist sie an diesen Wochenenden für gewöhnlich mit ihrem Wagen gefahren?«
    »Ja, immer ... also ist es diesmal tatsächlich etwas anderes, oder?« Er rieb an der Tätowierung auf seinem Oberarm herum und zuckte zusammen, als wäre sie neu und

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