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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Leben gegen Drogen und Schnaps, spielt für wenig Geld in Kneipen, wird schließlich trocken, kommt groß raus, und dann stürzt das verdammte Flugzeug ab. Wenn uns das nicht eine Lehre sein sollte.«
    »Genieße das Leben in vollen Zügen.«
    »Genieße das Leben und mach dir keine Sorgen. Don't worry, be happy - wie dieser andere Song. Seit Jahren erzähle ich das Patienten, und jetzt folge ich meinem eigenen Rat. Nicht dass besonderer Mut oder irgendeine großartige Erkenntnis erforderlich gewesen wäre, um mich zu motivieren. Ich hab Glück gehabt - Anteile an einer Firma für Start-up-Software gekauft, als sie gerade an die Börse ging, und dann sind aus Penny-Aktien Dollar-Aktien geworden. Zehn Jahre hab ich schlechte Börsentipps von meinem Schwager bekommen, und am Ende zahlt sich einer aus. Wir reden hier nicht von einem Privatjet, aber wenn mir jetzt nicht gefällt, wie etwas schmeckt, dann muss ich es nicht essen. Die Kinder sind auf dem College, und Marges Anwaltskanzlei läuft hervorragend. Das Leben ist erschreckend gut, dank diesem Dot-com-Wahnsinn. Die Firma geht den Bach runter, aber ich hab schon verkauft.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Yeah«, sagte er. »Ich hab sogar den Honda gegen einen Jaguar eingetauscht - du darfst mich nicht hassen, weil ich schön bin.« Er verlagerte sein Gewicht in seinem Sessel und ließ die Knöchel knacken. »Also, was verschafft uns die Ehre? Willst du selbst in die Lehre?«
    »Nein, ich versuche eine Studentin namens Lauren Teague zu finden.«
    »Inwiefern finden?«
    Ich erzählte ihm, dass sie seit sieben Tagen verschwunden war, ließ durchblicken, dass Lauren früher meine Patientin gewesen war, ohne es direkt zu erwähnen, schilderte nachdrücklich die Sorgen, die sich Jane Abbot machte.
    »Die arme Frau«, sagte er. »Also warst du hier und hast einfach mal vorbeigeschaut?«
    »Nein, ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen. Lauren hat ihrem Mitbewohner erzählt, sie würde hier an einem Forschungsprojekt arbeiten, aber das scheint nicht zu stimmen. Sie hat im letzten Quartal vier Kurse belegt, unter anderem auch deine Einführung in die Sozialpsychologie. Ich will mit den Dozenten reden, um festzustellen, ob sich jemand an sie erinnert.«
    »Lauren Teague«, sagte er. »Ich erinnere mich jedenfalls nicht. Hatte mehr als fünfhundert Kids in dem Kurs. Was hat sie sonst noch belegt?«
    Ich nannte ihm die Seminare.
    »Mal sehen«, sagte er. »Herb Ronninger ist irgendwo draußen im Indischen Ozean und untersucht gewalttätige Vorschulkinder - er hat mehr als sechshundert Teilnehmer, also würde er dir vermutlich nicht helfen können, selbst wenn er hier wäre. De Maartens und Hall sind erst seit kurzem verpflichtete junge Hüpfer, und bei Lerntheorie und Wahrnehmungspsychologie handelt es sich in der Regel um kleinere Seminare. Ich rufe sie für dich an.«
    »Ich war schon vor ihren Büros. Hast du ihre privaten Telefonnummern?«
    »Klar.« Er fand das Verzeichnis, schrieb die Nummern ab und gab sie mir.
    »Danke.«
    »Lauren Teague«, sagte er und setzte seine Brille wieder auf. Er zog eine untere Schreibtischschublade auf, wühlte eine Zeit lang in Papieren, zog eine Liste mit Namen und Noten hervor. »Yeah, angemeldet war sie jedenfalls ... hat auch gut abgeschnitten. Sehr gut - die achtzehnte von fünfhundertsechzehn ... Gute, solide Einsen in allen Prüfungen ... Zwei plus für ihre Hausarbeit.« Weiteres Herumsuchen förderte eine andere Liste zu Tage. »Ikonographie in der Modebranche‹. Ach, die.«
    »Du erinnerst dich an sie.«
    »Das Model«, sagte er. »So habe ich sie in Gedanken genannt, weil sie wie eines aussah - alle Grundvoraussetzungen: groß, blond und hinreißend. Und als ich ihre Hausarbeit las, habe ich mir überlegt, dass sie aus Erfahrung schrieb. Sie fiel auch aus dem Grund auf, weil sie ein ganzes Stück älter war als der Durchschnitt - sie geht auf die dreißig zu, richtig?«
    »Sie ist fünfundzwanzig.«
    »Oh«, sagte er. »Nun ja, sie wirkte älter. Vielleicht weil sie sich dementsprechend anzog - Hosenanzüge, Kleider, Sachen, die teuer aussahen. Ich erinnere mich, wie ich gedacht habe: Die hat Geld. Außerdem ein wenig distanziert. Sie saß normalerweise ganz hinten, machte sich dauernd Notizen. Nie hab ich sie mit anderen Studenten gesehen ... Warum hab ich ihr also eine Zwei plus für ihre Hausarbeit gegeben? ... Wenn die Studenten sie haben wollen, gebe ich sie zurück; ich weiß nicht, ob sie ihre abgeholt hat ...

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