Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
war.
    Robin klopfte gegen den Türpfosten und sagte: »Fertig.« Sie hatte einen winzig kleinen schwarzgrauen Pullover und einen langen grauen Tweedrock angezogen und Lippenstift aufgetragen. Ihr Lächeln machte es ein bisschen einfacher, den Anruf ad acta zu legen.
    Wir landeten schließlich bei einem Japaner an der Sawtelle südlich des Olympic Boulevard, der einzige Laden, der abends in einer obskuren kleinen Einkaufspassage geöffnet hatte. Wir waren die einzigen Gäste nichtasiatischer Herkunft, aber niemand drehte sich nach uns um. Ein hagerer Koch hackte irgendetwas Aalartiges hinter der Sushibar klein. Eine winzige Frau brachte uns zu einer Ecknische, wo wir Sake tranken, unsere Finger miteinander verschränkten und zunächst sehr wenig redeten, dann überhaupt nicht mehr. Die Bedienung war formell, aber perfekt; eine andere kleine Frau brachte uns winzige Portionen ausgezeichneten Essens. Die Ruhe und das Halbdunkel blieben nicht ohne Wirkung, und als wir neunzig Minuten später in den Abend hinaustraten, waren meine Lungen und mein Gehirn gereinigt.
    Als wir zurückkamen, bellte Spike erbärmlich, und wir nahmen ihn zu einem kurzen Spaziergang durch das Tal mit. Dann ließ sich Robin ein Bad einlaufen, und ich stand nichts tuend herum. Schließlich hörte ich meinen Anrufbeantworter ab, wobei ich wieder an Jane Abbots Mann denken musste.
    Rückrufe der Professoren Hall und de Maartens. Im Fall von Hall durch einen Stellvertreter - ein junger Mann, der sich als »Craig, der Haussitter der Halls« vorstellte, informierte mich fröhlich, dass »Stephen und Beverly mit ihren Kindern im Loire-Tal sind und erst in einer Woche zurückkommen. Ich gebe die Nachricht weiter.«
    De Maartens' Stimme klang weich und ein wenig konfus, und sein Akzent war nicht zu überhören. »Hier spricht Simon de Maartens. Ich habe meine Unterlagen überprüft, und Lauren Teague gehörte tatsächlich zu den Teilnehmerinnen meines Kurses. Leider kann ich mich nicht an sie erinnern. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
    Robin rief aus dem Badezimmer: »Komm zu mir«, und ich hatte mich gerade ausgezogen, als das Telefon klingelte. Ich ließ es läuten und weichte mich gründlich ein, nahm mir viel Zeit, ihre Haare zu waschen, und legte mich dann einfach in den warmen Schoß der Wanne zurück.
    Wir schrubbten und wuschen uns gegenseitig ab, was zu Streicheln und Knabbern, dann unter Kichern zu Unterwasser-Aktionen führte, die den Boden überschwemmten. Wir stolperten zum Bett, liebten uns bis zur Atemlosigkeit, so dass die Bettdecken pitschnass und voller Badeschaum waren.
    Ich schnappte noch nach Luft, als Robin aufstand, sich in einen meiner abgetragenen Hausmäntel hüllte, in die Küche tänzelte und mit zwei Gläsern Orangensaft zurückkehrte. Sie schüttete Saft in meine Kehle, vergoss einen Gutteil der Flüssigkeit und hielt das für unglaublich komisch. Meine Rache war halbherzig, und wir wechselten die Laken. Als sie ihre Haare trocknen ging, zog ich ein T-Shirt und eine kurze Hose an, trat auf die hintere Terrasse, stützte meine Ellbogen auf das Redwood-Geländer und starrte auf hoch aufragende schwarze Umrisse - die Kiefern, Zedern und Eukalyptusbäume, die die Hügel hinter unserem Grundstück überziehen.
    Kam mir wie ein Kalifornier vor.
    Ich war irgendwo auf dem Weg zur Lethargie, als Robins Stimme mich aufrüttelte: »Schatz? Milo ist am Apparat. Er sagt, er hätte vor einer halben Stunde angerufen.«
    Das Klingeln, das ich ignoriert hatte.
    Sie sagte: »Du kannst das Telefon hier oben benutzen. Ich geh runter zum Teich - da ist ein Scheinwerfer ausgegangen.«
    Ich marschierte hinein und nahm den Hörer im Schlafzimmer ab. »Was ist los?«
    »Dein Mädchen«, sagte Milo. »Das Teague-Mädchen. Sie ist jetzt meine Sache.«
     
    Einundzwanzig Uhr, Sepulveda Boulevard. Das Gewerbegebiet südlich vom Wilshire und nördlich vom Olympic. Discountläden, Unfallstationen für Tiere, Eisenwarenhandlungen, Möbelgroßhändler. Bis auf die Tierärzte machten alle nachts zu. Eine Katze schrie.
    Auf der Westseite der Straße, hatte Milo gesagt. Die Gasse.
    Nicht weit von dem Restaurant, wo ich mich vor drei Stunden voll gestopft hatte. Jetzt drehte sich mir beim Gedanken an Essen der Magen um.
    Ein Streifenwagen blockierte die Gasse, rubinrote und saphirblaue Lichter drehten sich blinkend, die Kronjuwelen des Unglücks. Der uniformierte Cop, der seinen Fuß auf der vorderen Stoßstange abgestützt hatte, war

Weitere Kostenlose Bücher