Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava

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und dankbar über das leichte Plätschern des Regens. Sie hatte Schlimmeres erwartet. Auch dieGrillen und Zikaden waren wohl dieser Ansicht und hatten begonnen, mit dem leisen Brummen des Generators oben auf der Anhöhe um die Wette zu zirpen. Sein Geräusch wurde durch die Bäume gedämpft, und man hätte ganz vergessen können, dass es ihn gab, wären nicht die orangefarbenen Verlängerungskabel gewesen.
    Als sie an dem Baum vorüberkamen, an dem immer noch die Eule von einem Ast herabhing, blieb Lucy Coy stehen. Sie trat näher heran, bis sie direkt unter ihr stand. Maggie hörte, dass der Sheriff seufzte, und unterdrückte das Verlangen, sich umzudrehen.
    „Die Flügel sind versengt“, sagte Lucy Coy.
    Sie bückte sich, um den Boden zu untersuchen. Mehrere orangefarbene Stangen markierten den Ort, an dem Maggie den Jungen im Stacheldraht entdeckt hatte.
    „Hier haben wir einen der Verletzten gefunden“, erklärte Maggie.
    Lucy Coy nickte, während sie mit dem Zeigefinger im Sand zwischen zwei Bereichen, die blutgetränkt waren, herumstocherte.
    Irgendwo ganz in der Nähe schrie eine Eule. Alle fuhren erschrocken zusammen, außer Lucy Coy. Maggie sah, wie der Sheriff Donny einen beunruhigten Blick zuwarf. Aus ihrem Augenwinkel erkannte sie, wie er Grimassen schnitt und lautlos die Worte formte: Hab ich’s doch gesagt! Als wäre das noch nicht genug, tippte er sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, wie um zu bekräftigen, dass Lucy Coy tatsächlich verrückt sei.
    Als diese sich wieder erhob, nahm sie einen der unteren Äste in Augenschein.
    „Hier ist eine Art Faden“, bemerkte sie. „Er hat sich verheddert, aber er sieht nicht alt aus. Können wir ihn mitnehmen?“
    Donny nickte.
    „Und die Eule auch?“
    Lucy Coy ging um den Vogel herum, um sich seine Augen anzusehen. Das Gebaren des Sheriffs bemerkte sie nicht, odersie ignorierte es einfach. Doch dann sagte sie: „Die Indianer, die hier lebten, glaubten, dass Eulen die Seelen der Verstorbenen trugen.“
    „Sollen wir sie deswegen mitnehmen? Weil Sie glauben, dass sie vielleicht ihre Seelen eingefangen hat?“, fragte der Sheriff. Er schaffte es immerhin, dabei keine Miene zu verziehen.
    Trotzdem spürte Maggie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie bemühte sich, ihre Verärgerung über Skylar einzudämmen, aber gleichzeitig fühlte sie sich auch ein bisschen unbehaglich. Hatte sie einen Fehler begangen, als sie diese Frau gebeten hatte, sich an den Ermittlungen zu beteiligen? Eine Frau, deren Vorgehensweise und deren Ansichten von der spirituellen Welt ihrer Vorfahren geprägt sein könnten. Maggie war sich sicher, dass dieser Glaube wenig oder nichts zu der Aufklärung eines Kriminalfalls beitragen konnte. Und sie brachte ihm auch wenig Geduld und Interesse entgegen.
    Lucy Coy hingegen schienen die Worte des Sheriffs völlig kaltzulassen. Genauso ruhig und selbstsicher, wie sie vorhin den steilen Abhang hinabgestiegen war, erklärte sie: „Ich denke, dass das, was diesen Teenagern zugestoßen ist, auch mit der Eule geschehen ist. Die Art, wie ihre Krallen den Ast umklammern“, sie wies auf die Füße des Vogels, „in Kombination mit den versengten Federn scheint mir ein deutlicher Hinweis darauf zu sein, dass diese Eule möglicherweise durch einen Stromschlag getötet wurde.“
    „Durch einen Stromschlag?“, fragte Donny.
    „Das ist doch lächerlich!“, brummte der Sheriff.
    Aber Maggies Herz hörte für einen Augenblick auf zu schlagen. Das war genau das, was ihrer Meinung nach mit dem Jungen im Stacheldraht und den drei Toten geschehen war.

13. KAPITEL
    Virginia
    Platt bemerkte den Wagen, der ihm folgte, bald nachdem er den Parkplatz des Diners verlassen hatte. Zuerst hatte er gedacht, Bix hätte vielleicht vergessen, ihm etwas zu sagen; es war gut möglich, dass der paranoide CDC-Einsatzleiter es vorgezogen hätte, ihn einzuholen, statt einen Anruf mit dem Handy zu riskieren. Aber Platt verwarf diese Idee beinahe so schnell wieder, wie sie ihm gekommen war. Ein Auto wie dieses, das ihm diskret mit fünf Wagenlängen Abstand folgte, war ganz sicher kein Kleinwagen wie der, den Bix gefahren hatte. Die doppelten Scheinwerfer saßen so weit oben wie die von Platts Landrover.
    Er nahm die Auffahrt auf die Interstate und trat das Gaspedal durch. Die Scheinwerfer folgten ihm. Er wechselte mehrfach die Fahrbahnen und sah wieder in den Rückspiegel. Die doppelten Scheinwerfer taten es ihm nach, ließen aber ein anderes Auto zwischen ihnen. Der