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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Verkehr veränderte sich um sie herum, aber der Wagen blieb hinter Platt. Er fuhr einige Meilen weiter, dann wechselte er vorsichtig, aber eilig die Spur und scherte plötzlich aus, um die erste Ausfahrt zu nehmen. Sein Verfolger wechselte ebenfalls die Spur, jetzt auf einmal nicht mehr so diskret, und wurde von einem Fahrer hinter ihm, den er geschnitten hatte, angehupt.
    Platt fuhr auf die Tankstelle und hielt an einer Zapfsäule, an der man direkt mit Kreditkarte bezahlen konnte, aber er stieg nicht aus. Er wartete, immer bereit, Gas zu geben, sollte das Fahrzeug wieder auftauchen. Jetzt wäre es unmöglich, noch einen Zufall vorzutäuschen, auch wenn es ebenfalls an eine Zapfsäule fahren würde. Doch die doppelten Scheinwerfer blieben auf dem Highway, und der schwarze Chevrolet Suburban mit abgedunkelten Fenstern, zu dem sie gehörten, wurde nicht einmal langsamer, als er die Einfahrt zur Tankstelle passierte.
    Platt lehnte sich zurück und stieß die Luft aus. Rieb sich mitder Hand über das Gesicht. Lockerte seine Kiefermuskulatur. Bix’ Paranoia war anscheinend ansteckend.
    Er stieg aus und öffnete den Tankdeckel seines Landrovers, obwohl er eigentlich nicht tanken musste, um heimzukommen. Er ließ sich Zeit, reinigte noch seine Windschutzscheibe, und die ganze Zeit über achtete er auf jedes einzelne Fahrzeug, das zur Tankstelle kam oder auf dem Highway vorüberfuhr.
    Als er weiterfuhr, vermied er die Interstate und hielt sich auf Nebenstraßen, wo er genau sehen konnte, ob er wieder verfolgt wurde. Es verwunderte ihn, wie viel nachts um diese Zeit noch los war, aber er war überzeugt, dass er den schwarzen Suburban mit den dunklen Fenstern erkennen würde. Als er schließlich sicher war, dass keine Gefahr mehr drohte, fuhr er zum Haus seiner Eltern.
    Sie waren beide Rentner und würden sich sicher noch einige Late-Night-Shows ansehen. Digger würde zwischen ihnen sitzen, und alle drei würden sich einen Becher Eis teilen. Sie waren so vernarrt in den Hund, als wäre er eines ihrer Enkelkinder. Seine Mutter würde versuchen, Platt dazu zu überreden, über Nacht zu bleiben, aber er würde sie davon überzeugen, dass Digger ihm während der zweistündigen Rückfahrt gute Gesellschaft leisten würde. Sie würde so tun, als schmollte sie, aber sie würde ihm einen Kuss auf die Wange geben, und sein Vater würde ihn ermahnen, anzurufen, wenn er angekommen war.
    Platt parkte. Er hörte seinen Anrufbeantworter ab und sah nach neuen SMS und E-Mails. Er hatte eine ganze Reihe von Nachrichten bekommen, aber nicht von der einen Person, von der er es sich erhofft hatte. Maggie O’Dell hatte sich den ganzen Tag lang nicht gemeldet. Er wusste, dass ihr Flugzeug sicher und ohne Verzögerung in Denver gelandet war. Er hatte sich nicht zurückhalten können und es im Internet anhand der Flugnummer nachgeprüft.
    Er streckte sich auf seinem Ledersitz aus und schüttelte den Kopf. Bevor er Maggie O’Dell kennengelernt hatte, war es ihm ganz gut gegangen. Er hatte schließlich einen Ort gefunden, andem er zufrieden war, hatte sich mit Arbeit zugeschüttet, saß abends, wenn er heimkam, mit Digger auf der Veranda, entspannte sich und dachte über das Leben nach … Und schwelgte in Erinnerungen an Ali, während er gleichzeitig versuchte, sie zu vergessen. Aber Digger erinnerte ihn ständig an sie.
    Am Anfang war es ihm schon schwergefallen, den Hund nur in seiner Nähe zu haben. Aber er wurde schnell zu seinem Schatten, seinem Freund. Platt wusste, dass Digger Ali ebenso sehr vermisste wie er. Sie waren unzertrennlich gewesen, oder, wie Ali gesagt hatte, die „bestesten Freunde“. Jetzt war Platt dankbar für die Gesellschaft, die ihm der Hund leistete, und dafür, dass er die „bestesten“ Erinnerungen an Ali in ihm wachhielt und nicht so sehr die an die dunklen Tage – Wochen, Monate und Jahre –, die auf ihren Tod gefolgt waren.
    An jemanden wie Maggie zu denken, sie gernzuhaben, war ein Luxus, den er sich nach Ali nicht mehr geleistet hatte. In Augenblicken wie diesem zweifelte er allerdings an seinem Verstand. Wenn er mit Maggie zusammen war, mit ihr redete, einfach nur ihre Stimme hörte, dann fühlte er sich wieder wie auf dem College. Es war belebend wie ein Adrenalinstoß. Aber wenn er nichts von ihr hörte, konnte es ihm gleichermaßen schlecht gehen. Er hasste dieses Auf und Ab der Gefühle. Was, zur Hölle, war nur los mit ihm? Er war doch kein verliebter Teenager mehr! Er war ein Colonel, ein

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