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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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breitgemacht. Eigentlich hatte sie vorgehabt, rasch die Stellen zu besichtigen, an denen die Rinder verstümmelt worden waren, und dann nach Denver zurückzukehren. In einem Tagungshotel war ein Zimmer für sie reserviert. Sie sollte am Samstagmorgen die erste Gruppe des Wochenendseminars unterrichten. Sie wäre sogar noch etwas schneller gewesen, wenn sie nach Scottsbluff geflogen wäre, dazu hätte sie allerdings in ein kleines Propellerflugzeug steigen müssen, und das wollte sie auf keinen Fall.
    „Ich nehme sie mit zu mir“, meinte Lucy Coy sachlich. Donny nickte, als käme es keinem der beiden in den Sinn, dass Maggie auch eine Meinung dazu haben könnte.
    Erstaunlicherweise hatte Maggie tatsächlich nichts daran auszusetzen. Sie standen noch eine Weile dort zu dritt zusammen, und als Donny und Lucy Coy sich auf den Weg machten, ging Maggie einfach hinterher. Sie nahm ihre Ledertasche aus Donnys Fahrzeug. Ihren Koffer hatte sie in dem Mietwagen gelassen, der nun auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums von Scottsbluff stand, beinahe zwei Stunden entfernt.
    „Ich lasse Sie am Morgen zurück nach Scottsbluff bringen“, erklärte Donny. „Und ich rufe unsere Station dort an, damitsie sicherstellen, dass Ihrem Auto und Ihren Sachen nichts passiert.“
    Sie war versucht, ihm zu sagen, dass er sich nicht die Mühe zu machen brauchte. In ihrem Koffer war nichts Wertvolles, nichts, das nicht ersetzt werden konnte. Aber sie sagte einfach: „Danke“ und stieg in Lucy Coys Wagen. Die hölzernen Armaturen und weichen Ledersitze fielen ihr auf, und sie musste lächeln. Endlich etwas, was sie von dieser Frau erwartet hatte. Natürlich fuhr Lucy Coy einen Grand Cherokee Jeep, doch er war vollgestopft mit Luxus und Eleganz. Es lag etwas Tröstliches darin. Vielleicht hatte Maggie doch nicht ihre Fähigkeit verloren, Menschen einzuschätzen.
    Während sie über den Holperweg fuhren, betrachtete Maggie verstohlen das Profil der Frau mit seinen aristokratischen Gesichtszügen, die von den blauen Lichtern des Armaturenbretts angeleuchtet wurden. Maggie war physisch und psychisch erschöpft. Ihre regennassen Kleider klebten auf ihrer Haut. Obwohl sie sich gut mit dem Handtuch, das Lucy Coy ihr angeboten hatte, abgetrocknet hatte, rannen ihr Tropfen aus ihrem Haar in die Augen. Die heiße Luft, die aus den Lüftungsdüsen kam, machte ihr die Kälte, die von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte, nur umso bewusster. Noch nie hatte Maggie O’Dell einem Fremden vertraut, geschweige denn war mit ihm nach Hause gefahren, nachdem man sich nur wenige Stunden zuvor zum ersten Mal gesehen hatte. Dennoch hatte es unzweifelhaft etwas sehr Beruhigendes an sich, in der Gegenwart dieser Frau zu sein.
    Maggie setzte sich auf ihrem Sitz zurecht und zog ein Bein unter sich. Dann lehnte sie sich zurück und senkte die Lider.

15. KAPITEL
    North Platte, Nebraska
    Dawson Hayes öffnete die Augen. Plastikschläuche steckten in seinen Armen und der Nase. Er schrak auf, und irgendwo zischte und gurgelte ein Gerät. Er hatte von Vögeln geträumt mit glühenden weißen Augen, die weit über ihm auf den Spitzen der höchsten Kiefern des Waldes saßen.
    Er suchte nach den Augen der Frau, diesen sanften braunen Augen von der Farbe geschmolzener Schokolade, die ihn über dem Schmerz gehalten und versprochen hatten, ihn nicht fallen zu lassen. Wo waren sie?
    Seine Lider flatterten trotz seiner Panik. Er versuchte, sie offen zu halten. Ein Schatten über ihm sagte: „Ich glaube, er ist aufgewacht.“
    Zwei Mal blinzeln bedeutet „ja“.
    Aber Dawson konnte nicht blinzeln. Er konnte seine Lider nicht heben. Warum konnte er seine Augen nicht öffnen?!
    Ein halbes Blinzeln war alles, was er zusammenbrachte, aber es war genug, um zu sehen, dass der Schatten eine Nadel in einen der Schläuche einführte.
    „Nein, nein … nicht“, stotterte er und keuchte. Seine Kehle fühlte sich plötzlich rau und trocken an. Etwas steckte in seinem Hals. Er konnte nicht schlucken. Das Atmen tat weh. Ein ungewohntes Summen und Piepsen tönte in seinen Ohren.
    Dann sah er es.
    Durch seine halb geöffneten Lider sah er rote Augen auf der anderen Seite des dämmrigen Raumes. Die feurigen roten Augen. Das Wesen war ihm gefolgt. Wie? Wie konnte das sein?
    Er wand und reckte sich, aber er konnte sich nicht bewegen. Etwas hielt ihn fest umklammert. Er öffnete den Mund, um zu schreien, aber das Ding in seinem Hals würgte ihn. Er versuchte seine halb geöffneten Augenlider, die

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