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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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ausgebildeter Arzt im Dienst der United States Army. Strukturen und Disziplin in seinem Leben taten ihm gut. Er reiste in Kriegs- und Seuchengebiete. Er hatte Soldaten operiert, während Bomben das Gebäude erzittern ließen. In einem Zelt in Sierra Leone hatte er an Ebola Erkrankte behandelt – eines der tödlichsten Viren der Erde. Mit seinen zweiunddreißig Jahren hatte er Unglaubliches gesehen und getan, und doch war das alles nichts gegen das Gefühl, mit Maggie O’Dell auf dem Sofa zu sitzen, ihre nackten Füße in seinem Schoß, während sie an einem der seltenen freien Abende einen alten Film sahen oder – an einem der noch selteneren freien Samstagnachmittage – ein Footballspiel.
    Er warf noch einmal einen Blick auf sein Smartphone. Seit fünf Minuten keine neuen Nachrichten. Er ging ins Adressbuch und suchte Maggies Telefonnummer heraus. Er wählte „SMS schreiben“ und tippte: Vermisse dich. Alles Liebe, Ben . Er zögerte, bevor er es absandte. War es zu dick aufgetragen? Klang er zu besorgt? Er löschte Alles Liebe, Ben . Er zögerte wieder und schüttelte seinen Kopf. Dann löschte er auch Vermisse dich . Und machte das Handy aus. „Feigling“, sagte er laut zu sich selbst.
    In dem Moment, als er nach dem Türgriff langte, sah er ihn. Der schwarze Suburban hielt mit ausgeschalteten Scheinwerfern an der Kreuzung. Sein Verfolger musste gedacht haben, dass es sicher sei, so nahe heranzufahren, dass Platt schon längst ausgestiegen und hineingegangen sei. Der Wagen blieb nur ein paar Sekunden stehen, gerade lange genug, um die Adresse aufzuschreiben. Dann rollte er langsam über die Kreuzung. Platt sah ihm zu, wie er bis zur nächsten Querstraße fuhr, bevor er seine Scheinwerfer einschaltete.
    Großartig! Er hatte irgendwelche Schlägertypen vor die Haustür seiner Eltern geführt.
    Platt nahm eine Reisetasche vom Rücksitz. Es sah so aus, als würde er doch die Nacht über hierbleiben.

14. KAPITEL
    Nebraska-Nationalforst
    Der Regen wurde stärker, als sie den letzten Leichensack über den Hügel trugen. Das nasse Gras und der Sand machten das Gehen schwierig; es war mehr ein schlüpfriges Rutschen, nichts, woran man sich festhalten konnte. Maggie musste sich mit den Fingern am Boden abstützen, und sie schleppte noch nicht einmal einen Leichensack. Ausnahmsweise hatte sie sich auf Donnys Angebot eingelassen, dass die Männer die Säcke übernehmen sollten. Mit ihm darüber zu diskutieren wäre unerfreulich gewesen, vor allem da es ihm wirklich wichtig zu sein schien und weil sie inzwischen vollkommen erschöpft war, sowohl emotional als auch körperlich.
    Sie hatte sogar nachgegeben und es den Männern, die auf der anderen Seite des Sandhügels warteten, erlaubt, die Ausrüstung und die Kühltaschen wegzutragen, in denen sie die Papiertüten verstaut hatten, damit sie im Regen nicht durchweicht wurden. Natürlich erst, nachdem Maggie jede einzelne selbst beschriftet und versiegelt hatte.
    Der Sheriff hatte zugestimmt, sie sicher einzuschließen. Am nächsten Morgen würden sie alles sichten und entscheiden, wohin die interessanten Stücke geschickt werden sollten. Jetzt war nur noch wichtig, möglichst schnell aus dem Regen zu kommen, ein warmes Plätzchen zu suchen und sich etwas Schlaf zu gönnen, bevor am nächsten Morgen erneut die anstehenden Aufgaben und Anliegen über sie hereinbrachen. Und trotzdem standen Donny, Lucy Coy und Maggie wie betäubt da und sahen zu, wie die Innenbeleuchtungen der Fahrzeuge ausgingen und erst durch Scheinwerfer und schließlich durch rote Rücklichter ersetzt wurden, die über den nassen, glänzenden Feldweg hüpften. Er war von den vielen Fahrzeugen – mehr, als hier in den ganzen letzten Jahren entlanggekommen waren – deutlich ausgefahren worden.
    Donny ließ kurz seine Taschenlampe aufblitzen, um auf die Uhr zu sehen. Sie standen immer noch im Regen. Ohne das Brummen des Generators oder das Motorengeräusch der Autos wurde das Zirpen der Zikaden immer lauter.
    „Denen macht der Regen wohl nichts aus“, stellte Maggie laut fest.
    Weder Lucy Coy noch Donny antworteten, aber sie schienen genau verstanden zu haben, wovon sie sprach.
    Nach einem weiteren Augenblick des Schweigens sagte Donny: „Es ist schon nach zwei. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mit Ihnen machen soll.“
    Maggie brauchte fast eine volle Minute, bis ihr klar wurde, dass er von ihr gesprochen hatte. Das Adrenalin war verschwunden, und Erschöpfung hatte sich in ihr

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