Fleisch
krankmelden.“ Sie blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Diese armen Kleinen! Es ist alles meine Schuld! Ich wollte sie doch nicht alle krank machen.“
„Aber als Sie Ihre Handschuhe auszogen, ist Ihnen das nicht eingefallen.“ Roger Bix’ Zorn war brutal. Er hatte nach jemandem gesucht, den er zur Schnecke machen konnte, und nun hatte er seine Übeltäterin gefunden.
„Roger!“, versuchte Platt ihn zu unterbrechen.
„Wir werden Sie untersuchen.“ Bix ließ sich nicht stören. „Wir müssen herausfinden, was Sie da verdammt noch mal verbreitet haben.“
Die Frau begann wieder zu schluchzen. Als Detective Julia Racine sie in das kleine Büro gebracht hatte, hatte die Frau bereits rote Flecken im Gesicht gehabt. Racine war nicht wieder gegangen, und niemand hatte sie dazu angehalten. Sie stand leise an der Seite und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Platt vermutete, dass ihr Bix’ Art auch nicht gefiel.
„Was, zur Hölle, haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?“, fuhr Bix die Frau an, und diesmal trat Platt zwischen die beiden.
„Mrs Carter, ich bin Dr. Benjamin Platt.“ Das „Colonel“ ließ er weg. Es war unnötig, die Frau in noch größere Aufregung zu versetzen. „Wir brauchen einige Proben von Ihnen. Ist das in Ordnung?“
Sie zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und putzte sich die Nase. Er hörte das Rasseln in ihrer Brust. Aber es klang nach einem typischen Erkältungs- oder Grippesymptom. Nichts, was beinahe siebzig Kinder mit Brechreiz und Durchfall anstecken konnte, auch wenn Bix noch so sehr kochte. Platt schautenicht zu ihm hin, wollte ihn spüren lassen, dass er ihn von dem Gespräch abschnitt, aber aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass er immer noch die Fäuste ballte und sein Gesicht fast so rot leuchtete wie sein Haar. Bix war extrem angespannt, viel zu sehr, und Platt fragte sich, woran es lag, dass er sich hier wie ein komplettes Arschloch aufführte. Er behandelte diese Frau, als wäre sie eine Terroristin mit einem Sprengstoffgürtel um den Bauch. Und gestern Abend, als Platt die Vermutung geäußert hatte, ein Küchenmitarbeiter könne der Verursacher sein, hatte Bix das schlichtweg abgelehnt.
„Ich werde jemanden kommen und einige Proben nehmen lassen. Ist das in Ordnung?“ Platt wartete, bis die Frau nickte.
„Verdammt, die Proben nehme ich selbst!“, mischte Bix sich wieder ein.
„Nein, Mr Bix“, entgegnete Platt und beugte sich zu ihm hinüber, sodass er seinen Blick erwidern musste.
„Wir werden jemanden holen lassen.“ Er blickte Racine an. „Ich habe vorhin ein paar Sanitäter gesehen. Sind die noch da?“
„Ich werde nachsehen.“
„Wir kommen gleich zurück, Mrs Carter. Kann ich Ihnen irgendetwas mitbringen?“
Sie schüttelte den Kopf, und Platt griff Bix am Ellbogen und führte ihn aus dem Raum. Er ging weiter und zog Bix mit sich, bis sie den halben Flur hinuntergegangen waren.
„Was ist denn bloß in Sie gefahren?“, fragte er ihn dann. „Gestern haben Sie mir erzählt, es handele sich um einen Norovirus, der von unsachgemäßem Umgang mit Nahrungsmitteln her stamme. Jetzt stürzen Sie sich auf diese arme Frau, als hätte sie die Bakterien eigenhändig in jedes Mittagessen gegeben, das sie serviert hat. Warum haben Sie mir davon nichts gesagt?“
„Macht es Sie nicht wahnsinnig – wenigstens ein kleines bisschen –, wenn Leute, die mit Essen umgehen, so nachlässig sind?“
„Fühlen Sie sich jetzt besser, nachdem Sie ihr eine Standpauke gehalten haben? Wir wissen doch beide, dass sie, wenn sie nicht gerade hochansteckende Viren oder verunreinigte Körperflüssigkeitenüber das Mittagessen von siebzig Kindern gesprüht hat, das nicht verursacht haben kann.“
Bix schob Platts Hand weg, obwohl dieser ihn gar nicht mehr festhielt. Er drückte den Rücken durch, reckte den Hals und starrte an die Decke. Dann stieß er einen Seufzer aus und sah Platt an. Er hatte es mit einer Erklärung immer noch nicht eilig. Platt schüttelte nur den Kopf.
„Dann sagen Sie es mir halt später“, sagte er. „Jetzt sollten wir so viel erfassen, wie wir können. Bevor alles weg ist.“
„Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal, wonach wir suchen!“
„Doch, das tun wir. Es besteht kein Zweifel, dass die Kinder erkrankt sind, nachdem sie in der Cafeteria zu Mittag gegessen haben. Also lassen Sie uns sehen, was wir von dem heutigen Mittagessen noch finden können, auch wenn das bedeutet, dass wir
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