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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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von sich weg. Sein Gesicht war wutverzerrt, seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Er atmete schwer. Sein jungenhafter Übermut war restlos verflogen, und in ihm kam die ganze raubtierhafte Wildheit und Unerbittlichkeit des Jägers zum Vorschein.

5. KAPITEL
    Hab acht, wohin der Balken der Waage sich neigt, denn er entscheidet über deine Wahrhaftigkeit.
    Worte, die Er in der Einbalsamierungskammer spricht
    D ie ganze Aktion hatte nicht länger als ein paar Sekunden gedauert.
    Das durchs Fenster einfallende Licht warf tiefe Schatten auf sein Gesicht und ließ seine Züge noch schärfer und härter erscheinen als sonst. Obwohl noch immer attraktiv, sah er jetzt ziemlich genau so aus, wie man sich einen Seelensammler vorstellte: gefährlich, Furcht einflößend, hochexplosiv, unberechenbar. Kurz gesagt wie jemand, den sie meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser.
    Aber ohne die Beute weigerte sich Calliope hier wegzugehen. Sie spürte seine Kräfte in sich. Seit sie sein Blut gekostet hatte, waren all ihre Sinne schärfer. Sie konnte besser sehen und hören. Sie konnte auf die Entfernung sogar das feine Zitrusaroma auf seiner Haut riechen und seinen Herzschlag wahrnehmen.
    Seine Pupillen weiteten sich, und seine Nasenflügel zitterten.
    „Sehe ich das richtig? Du hast mich eben gerade angezapft?“ Die Worte klangen zwar ruhig und beherrscht. Es war aber wohl eher die Ruhe vor dem Sturm. Der drohende Unterton war nicht zu überhören.
    Ohne den Blick von ihm zu wenden, wischte Calliope sich mit dem Handrücken über den Mund und leckte anschließend das Blut von der Hand. Nur nichts verschwenden, solange sie noch in diesen Genuss kommen konnte. Wenn die Matriarchinnen einmal erfuhren, was sie getan hatte, würde sie dafür büßen müssen.
    Mit funkelnden Augen starrte er sie an. Dabei war es nicht einmal das Drohende in seiner Miene, was sie am meisten beunruhigte. Was sie irritierte, war eine gewisse Neugier, ein sonderbares Interesse, von der sein Ausdruck zeugte.
    „So ist das, wenn die Rollen mal vertauscht sind“, meinte sie trotzig. „Wie fühlt man sich als Opfer, he?“
    Mit einer schnellen Drehung wollte sie noch einmal an sein Blut herankommen, aber Malthus war dieses Mal auf der Hut. Ehe Calliope sich’s versah, flog sie quer durchs Zimmer und landete krachend an der gegenüberliegenden Wand. Durch die Wucht knallte sie zuerst mit dem Rücken und anschließend mit dem Hinterkopf dagegen. Sie konnte beinahe spüren, wie die Gipsverkleidung unter dem Aufprall nachgab. Dennoch war sie sich sicher, dass er sie dabei geschont und seine Kräfte nicht voll ausgeschöpft hatte.
    Calliope sank zu Boden, kam allerdings schnell wieder auf die Beine, als sie das Schwert neben sich liegen sah. Sie griff danach, während er jede ihrer Aktionen verfolgte. Sie machte einen Satz nach rechts. Aber er hatte ihre Bewegung schon vor ihr pariert. Unbeirrt versuchte sie dasselbe zur anderen Seite. Doch wieder war er schneller als sie. Sie hätte sich eigentlich denken können, dass sie gegen ihn nicht gewinnen konnte. Sie hatte sich nur einen kleinen Bruchteil seiner Kräfte ausgeliehen, ihn möglicherweise ein wenig geschwächt, aber natürlich blieb sie ihm noch immer hoffnungslos unterlegen.
    Also Plan B. Der ging von der Überlegung aus, dass Seelensammler zwar in aller Regel nicht getötet werden konnten, sie jedoch genau wie andere Blut verloren und Schmerz empfanden. Vielleicht war so für sie etwas möglich.
    Malthus lächelte überlegen. Er fühlte sich als der sichere Sieger, und anscheinend fing das Spiel an, ihm Spaß zu machen.
    „Ich hätte dich in der Luft zerreißen können. Aber es wäre doch ein Jammer um so ein hübsches Ding wie dich. Gib es auf, Darling. Wir geben uns einen Versöhnungskuss und fertig.“
    „Lieber küsse ich eine zehn Tage alte Leiche.“
    Er zwinkerte ihr zu. „Sag das nicht. Du hast es noch nicht versucht.“
    Wollte er damit sagen, dass er … Schauderhaft.
    „Leg das Schwert weg, mein Kätzchen. Du weißt, du kannst nicht gewinnen. Selbst wenn du mir das Herz herausschneiden würdest, hättest du mich damit noch nicht getötet. Glaub mir, ich bin viel erträglicher, wenn ich gute Laune habe. Und dein Herumgefuchtel damit macht mich nur ärgerlich.“
    Es wurde Zeit zu handeln. Calliope nahm die Kraft zusammen, die sie sich von ihm genommen hatte, und legte sie in einen Stoß, der auf seinen Bauch zielte.
    Wie zu erwarten war er schneller als sie und wehrte den

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