Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
Atem in gleichmäßigen Zügen, und das Messer lag in ihrer ruhigen Hand. Calliope spürte in aller Regel im Voraus, wenn sie Ärger bekam, und meistens wusste sie auch, wovon oder von wem ihr dieser Ärger drohte. Im Falle des Seelensammlers war das etwas anderes gewesen. Da hatte sie nicht mehr gehabt als ein ganz vages ungutes Gefühl, nicht mehr.
    Es kam Calliope so vor, als würde ihre überspannte Aufnahmefähigkeit sie schon leicht paranoid werden lassen. Jedes kleine Geräusch, jede noch so unscheinbare Luftbewegung versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft. Sie musste sich etwas einfallen lassen – auf der Stelle. In rasender Geschwindigkeit gingen ihr die verschiedensten Möglichkeiten durch den Kopf, während die Polizeisirenen inzwischen deutlich näher gekommen waren.
    Als sie im Flur der Appartements angekommen war, schien die Lösung gefunden. Vor ihr lag auf den edlen Travertinfliesen ein prächtiger, handgeknüpfter Perserteppich. Sie legte Kuznetsov darauf ab und rollte ihn fest in den Teppich ein, sodass von außen nichts mehr von ihm zu sehen war. Dann wuchtete sie die Teppichrolle samt Priester ohne viel Mühe auf die Schulter.Das Ganze ging in Sekundenschnelle. Ein Problem war schon einmal gelöst.
    Beim Hinausgehen entdeckte Calliope einen Stapel Post auf einem Tischchen bei der Wohnungstür. Sie nahm den obersten Brief, merkte sich Namen und Adresse und legte ihn wieder zurück. Für die demolierte Terrassentür und den Teppich war sie dem Hausherrn eine Entschädigung schuldig.
    Kurz bevor sie die Tür öffnete, blieb Calliope stehen und sammelte sich. Möglich, dass der Reaper – nicht einmal in Gedanken würdigte sie ihn seines Namens – sie draußen schon erwartete. Sie konzentrierte sich. Nichts. Aber das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Sie wusste ja, wie perfekt er seine übernatürliche Ausstrahlung verbergen konnte. Dennoch konnte sie nicht länger warten und musste das Risiko eingehen. Die Zeit drängte.
    Sie war auf alles gefasst, als sie die Tür aufriss. Sie ahnte, dass irgendetwas sie dahinter erwartete. Die Luft knisterte vor Spannung. Offenbar hatte die unfreiwillige Blutspende des Reapers ihre Fähigkeit getrübt, Dinge vorherzusehen.
    Von links hörte sie gedämpft zwei Männerstimmen. Sie legte den Teppich mit seinem Inhalt ab, zückte ihr Messer und brachte sich in Verteidigungsstellung. In der Tat waren es zwei Männer, die jetzt um die Ecke des Korridors bogen. Calliope spürte eine übernatürliche Ausstrahlung, die von den beiden ausging, aber äußerst schwach war. Das Duo gehörte demnach zu den Hilfstruppen. Es waren Sterbliche im Sold verschiedener Dämonen, die für ihre Herren aus der Unterwelt Dienste in der Oberwelt verrichteten und die Topworld Grunts genannt wurden. Vielen ging es bei diesen Jobs allein ums Geld, andere, die sich wohl bewusst waren, für wen sie arbeiteten, versprachen sich davon, in höhere Ränge aufzusteigen und übernatürliche Kräfte, vielleicht gar Unsterblichkeit zu erlangen. Aber keiner von ihnen wusste wirklich, welchen Preis er dafür einmal zahlen musste.
    Calliope taxierte die beiden und legte sich eine Taktik zurecht. Der aufgerollte Teppich lag zu ihren Füßen, aber der schien dieAnkömmlinge nicht zu interessieren. Stattdessen sahen sie sie erstaunt an, als Calliope sie mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßte.
    Wie angewurzelt waren sie stehen geblieben, wobei Calliope sich nicht das geringste Detail entgehen ließ. Sie kam zu dem Schluss, dass der linke der anscheinend Gefährlichere von beiden war. Und tatsächlich war er auch derjenige, der als Erster zum Angriff überging. Wie ein Stier stürzte er sich auf sie, aber sie wich geschickt aus und rammte ihm aus einer Drehung heraus den Ellenbogen in den Solarplexus. Den Schwung aus der Bewegung nahm sie mit, um nach hinten zu treten, und traf den anderen mit der Hacke genau zwischen die Beine. Beinahe gleichzeitig gingen sie zu Boden. Sie griff dem ersten an die Gurgel und drückte ihm zu beiden Seiten die Schlagadern zu. Er schaffte es noch, nach ihrem Handgelenk zu greifen, um sich zu wehren, dann wurde er fahl im Gesicht, verdrehte die Augen, und seine Hand erschlaffte. Er verlosch wie eine ausgebrannte Kerze.
    Dann wandte sie sich dem zweiten zu, der sich noch immer vor Schmerzen gekrümmt die Weichteile hielt. „Deinen Freund habe ich gerade getötet“, flunkerte sie und packte auch ihn am Hals, wobei sie darauf achtete, nicht bis zur

Weitere Kostenlose Bücher