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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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verzog den Mund. „Hör doch auf. Das ist ja widerlich.“
    „Oder auf meinem Schoß?“ Eine fabelhafte Idee. Sie auf seinem Schoß, am besten nackt. Sex bei dreihundert Stundenkilometern. Das wär’s.
    „Netter Versuch. Aber beinahe noch widerlicher.“
    Warum sagte sie solche Dinge? Nun gut, sie war eine Isistochter, oder, genauer gesagt, Mitglied der Isisgarde, und wenn er mit seiner Vermutung richtiglag, sogar auf einem der gehobenen Ränge. Und er war Sutekhs Sohn. Es lagen Welten zwischen ihnen, eine seit Äonen bestehende Rivalität. Allerdings hatten irgendwelche unterweltpolitischen Differenzen ihn noch nie davon abgehalten, mit einer Frau ins Bett zu gehen, seinen Spaß zu haben und das Trennende dabei für eine Weile zu vergessen.
    Mit einem Mitglied der Isisgarde hatte er, wie ihm jetzt einfiel, allerdings noch nie etwas gehabt. Das wäre wirklich eine Premiere. Er hatte mehr als eine Affäre mit den Gespielinnen Xaphans und auch mit ein paar Mädchen von Asmodeus gehabt. Selbst das weibliche Gefolge von Osiris war ihm nicht ganz fremd. Das war eine ganz stattliche Liste von Abenteuern, die sich in einem vermeintlich feindlichen Lager abspielten. Das entsprach aber auch genau seinem Motto: Make love not war . Und wenn es nicht gerade Liebe war, war es wenigstens Sex. Und für dessen Dauer war sein Bett – oder das Bett der jeweils anderen – zur Zufriedenheit beider sozusagen eine neutrale Zone.
    Was hatte es also mit der unnahbaren Calliope auf sich? Malthus ging langsam auf sie zu, ganz langsam. Er wollte herausfinden, ob sie zurückweichen würde. Aber Calliope dachte nicht daran und ließ ihn, ohne eine Miene zu verziehen, näher kommen.
    Als er zwei Handbreit vor ihr stand, nahm er behutsam ihren Arm von der Autotür und schloss diese, wobei er ihr noch ein Stück näher kam, sodass sie fast auf Tuchfühlung waren. Etwas blitzte in ihren Augen auf, aber sie hatte sich gleich wieder im Griff. Es war nur ein flüchtiger Moment, und doch hatte er es genau gesehen. Der Ausdruck, der über ihr Gesicht gehuscht war, verriet ihm deutlich, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, der herzlichen Abneigung zum Trotz, die sie gegen ihn hegte. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, sosehr sie es auch wollte. Sie konnte es nicht einmal vollständig verbergen.
    „Was hast du getan? Du hast unseren sogenannten Priester mit seinem nackten Arsch auf meine schönen Lederpolster gesetzt.“ Er kam noch ein wenig näher, und sein Blick fiel auf ihre vollen, rosafarbenen Lippen. Es war ein schöner Mund, zum Küssen schön. „Das kann mir für immer die Freude an diesem Wagen verderben.“
    „Dann kauf dir ’nen neuen, Reaper“, meinte sie verächtlich und fügte, bevor er ihr noch näher kommen konnte, drohend hinzu: „Und wenn du jetzt noch einen Millimeter dichter kommst, reiß ich dir mit den Zähnen ein fettes Stück aus deinem Gesicht.“
    Wie schlecht diese Worte zu ihrer sanften, melodischen Stimme passten. Malthus lauschte ihrem Klang. Er flirtete mit ihr, versuchte es zumindest. Er sah in ihre schönen, katzengrünen Augen, bevor er dann doch die Bedeutung dessen begriff, was sie gesagt hatte, und sich zurückzog. Sie meinte, was sie sagte.
    Sie war nach jener merkwürdigen Begebenheit im Keller der Disco jetzt schon die zweite Frau, von der er eine Abfuhr bekam, und das verletzte ihn in seinem Stolz. Hatte er plötzlich die Krätze oder Mundgeruch? Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Mit seinem sonst unfehlbaren Charme konnte er hier offenbar nicht punkten. Im Gegenteil. Wenn er den einsetzen wollte, schien das ihren Widerstand eher noch zu verstärken. Inzwischen tat sie so, als wäre er gar nicht anwesend, und warf einen prüfenden Blick über den Parkplatz.
    Er war das nicht gewohnt. Andererseits spornte ihn ihr abweisendes Verhalten umso mehr an. Er wollte die Schwachstellen in ihrer Deckung finden. Als er wieder auf ihren Mund schaute, dachte er, dass eine Bisswunde in seinem Gesicht ein Preis wäre, den er bereit wäre zu bezahlen.
    „Ich glaube, es lohnt sich“, murmelte er halblaut vor sich hin.
    Calliope sah ihn erstaunt an. Die Luft knisterte zwischen ihnen. Misstrauisch betrachtete sie ihn. Sie wirkte angespannt, wie auf dem Sprung. Dann beugte er sich vor und streifte ihre Lippen. Es war der unschuldigste und kürzeste Kuss seines Lebens, wenn man es überhaupt einen Kuss nennen konnte. Dennoch war seine Wirkung die eines Stromschlags.
    Calliope fuhr mit dem Kopf zurück.

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