Fleischessünde (German Edition)
vieles, was er getan und gesagt hatte, seit er diese Frau zum ersten Mal gesehen hatte, als sie vor Kuznetsovs Haus aus dem Taxi gestiegen war.
Wie ein Rudel toller Hunde gingen die Feuergeister mit hassverzerrten Gesichtern auf ihn los. Auch Nerita gesellte sich dazu, um Malthus zu attackieren, der die Hände hob und versuchte, sie zu beschwichtigen. „Nun mal langsam. Man kann doch über alles reden.“
„Ich habe dich angerufen“, sagte Nerita böse und blecktezwei Reihen spitzer, kleiner Zähne. „Ich habe nach dir Ausschau gehalten und immer wieder Plätze aufgesucht, von denen ich weiß, dass du dort häufiger bist. Aber du hast wahrscheinlich nicht einmal einen Gedanken an mich verschwendet. Hab ich recht?“
Oh, Scheiße. Ihr ging es gar nicht in erster Linie um Kuznetsov. Das hier war etwas Persönliches.
Malthus’ Kleidung begann Feuer zu fangen. Überall schlugen mit einem Mal kleine Flämmchen aus dem Stoff seiner Jacke und der Hose. Er schlug mit der flachen Hand darauf und versuchte, sie so zu ersticken, während er auf Nerita zuging. Er wollte etwas sagen, aber er kam nicht mehr dazu. Denn sie streckte ihm in einer ruckartigen Bewegung die Handfläche entgegen und schleuderte ihm so einen Feuerstoß wie aus einem Flammenwerfer entgegen.
Malthus biss die Zähne zusammen. Der Schmerz der Verbrennung war unerträglich und erfasste jeden einzelnen Nerv in seinem Körper. Die Flammen löschen zu wollen, war hoffnungslos. Sie verbreiteten sich in rasender Geschwindigkeit und wuchsen an, bis er wie eine lodernde Fackel dastand.
Er ließ sich fallen und wälzte sich am Boden. Der Schmerz wurde noch bestialischer, da sich jetzt alles, was er am Leib getragen hatte, in seine Haut eingebrannt hatte. Dann war es plötzlich vorbei. Der Schmerz war weg, da sämtliche seiner Nervenendigungen verbrannt waren. Bis das alles wieder geheilt war, würde er die Hölle durchmachen.
Er war mit seiner Geduld am Ende. Mit einem wütenden Aufschrei sprang er wieder auf die Beine und stürzte sich auf die Xaphanbraut, die ihm am nächsten stand. Er ließ die Hand nach vorn schnellen und bahnte sich durch das Fleisch und die berstenden Rippen den Weg zu ihrem Herzen. Sie schrie gellend auf, als er es ihr herausriss. In Fontänen schoss das Blut hervor und bedeckte ihn und den Asphalt in weitem Umkreis. Dann fuhr Malthus herum und verfuhr auf dieselbe Weise mitdem zweiten Feuerdämon. Er erwischte ihn, bevor er ihm auf den Rücken springen konnte.
Calliope gab Gas und war schon auf der Ausfahrt des Parkplatzes, als sie im Rückspiegel sah, wie Malthus Krayl sich in eine brennende Fackel verwandelt hatte. Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Für einen flüchtigen Moment dachte sie daran, umzudrehen und ihm zu helfen. Ihn lichterloh brennen zu sehen, war entsetzlich. Das gönnte sie selbst ihm nicht.
Aber rasch verwarf sie den Gedanken. Ihm zu Hilfe zu eilen, war absurd. Die Reaper waren Feinde, ihre Feinde. Sutekhs ganzer Anhang verdiente den Tod. Was sollte sie sich lange dabei aufhalten, wie die Einzelnen dieser Sippschaft ihr verdientes Ende fanden? Außerdem war die Lage, in der sich Malthus Krayl befand, für sie nur von Vorteil. Solange er sich in Holzkohle verwandelte, war er schwerlich in der Lage, sie zu verfolgen.
Ganz in Sicherheit wiegen durfte sie sich trotzdem nicht. Ganz gleich was sie eben gesehen hatte, es bedeutete nicht, dass dieser Reaper endgültig aus dem Verkehr gezogen war, mochte er gerade auch in einem Meer von Schmerzen untergehen. Denn wenn es so einfach wäre, einen Reaper loszuwerden, würde jedes Mitglied der Isisgarde und so manch andere Unterweltarmee nur noch mit Benzinkanister und Feuerzeug durch die Gegend laufen – oder noch besser mit einem Flammenwerfer.
Nein, Malthus Krayl war nicht tot. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er sich auf ihre Fährte setzen würde, sobald er dazu wieder imstande war. Nun gut, viel Vergnügen, dachte sie. Der Ort, wohin sie mit Kuznetsov auf dem Weg war, war vor ihm und seiner Spezies absolut sicher.
Für sie selbst würde es dort allerdings auch kein Zuckerschlecken werden. Wenn die Ereignisse dieser Nacht und obendrein die Tatsache, dass Krayl die Kartusche besaß, zur Sprache kamen, konnte sie in gehörige Erklärungsnot geraten. Tröstlich war allerdings, dass Malthus Krayl sie nicht als diejenige wiedererkannthatte, die ihn in dem Nachtclub-Keller mit heruntergelassenen Hosen hatte auflaufen lassen. Immerhin etwas.
Calliope
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