Fleischessünde (German Edition)
Isisgarde.
Calliope hörte Sirenen, die ihr auf einer Parallelstraße entgegenkamen und sich in die Richtung entfernten, aus der sie gekommen war. Im Rückspiegel entdeckte sie einen Feuerschein und eine dicke Rauchwolke darüber. Das musste etwa dort sein, wo sich die Tiefgarage befand, die sie gerade verlassen hatte. Offenbar hatten die Xaphanbräute den Porsche des Reapers gefunden.
Aber sie waren es nicht, die ihr Kopfzerbrechen bereiteten. Das war er.
Bei all seiner Lässigkeit und seinem Bad-Boy-Gehabe war Malthus Krayl ein reißendes Tier, wenn er auf der Jagd war.
10. KAPITEL
Ich wandle auf dem Wege, der mir gut bekannt ist,
Und gelange zur Insel der Gerechten.
Nach dem Ägyptischen Totenbuch
D agan Krayl griff in die Schale auf dem Nachtschrank und kramte nach einem weiteren Lolli. Auch Roxy bewegte sich. Die Unruhe schien sie geweckt zu haben. Vor einer Stunde hatten sie sich bis zur Erschöpfung geliebt. Roxy hatte sich an seinem Blut satt getrunken. Schließlich war sie mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.
Auch Dagan hatte eigentlich allen Grund, entspannt und befriedigt einzuschlafen. Aber etwas hielt ihn wach. Zuerst hatte er gedacht, dass es nur der Zuckermangel war, dem er manchmal unterlag. Seine halb göttliche, halb menschliche Natur hatte ihren besonderen Stoffwechsel. Er verbrannte erhebliche Mengen Glukose und brauchte deshalb regelmäßig Nachschub. Aber da auch die Lollis nicht geholfen hatten, musste es für sein Unbehagen einen anderen Grund geben. Etwas stimmte nicht.
„Was ist los, Dagan?“, fragte Roxy. Dagan liebte ihre Stimme, wenn sie verschlafen klang, weil sie sich dann ungeheuer sexy anhörte.
„Ich weiß nicht genau.“ Er beugte sich aus dem Bett und griff nach seinen Boxershorts und den Jeans, die mit den anderen Sachen in einem unordentlichen Haufen am Boden lagen. Als Dagan sie ausgezogen hatte, war für Ordnungssinn keine Zeit gewesen. „Ich kann nicht sagen, ob es um Alastor geht oder um Mal. Aber einer von beiden ist in Schwierigkeiten.“
„Schlimm?“ Roxy richtete sich im Bett auf. Ihr fielen die dunklen Locken auf die Schultern. Immer wenn er sie sah, musste er daran denken, dass er das Geschenk, dass sie ihm gehörte, gar nicht verdiente.
Sie wusste Bescheid und fragte nicht weiter. Dagan, Alastorund Malthus und, als er noch am Leben gewesen war, auch Lokan standen ständig in einer Art telepathischem Kontakt miteinander. Nicht dass sie direkt Gedanken austauschen konnten, aber die Verbindung war auch über große Entfernungen eng genug, sodass die anderen spüren konnten, wenn einem von ihnen Gefahr drohte. Offensichtlich war es das, was Dagan wach gehalten hatte.
Er tastete in den Hosentaschen der zerknüllten Jeans und holte sein Handy heraus. Währenddessen fiel sein Blick auf Roxys nackte Beine und ihre entblößten Brüste. Wie gern würde er jetzt … Er machte eine vage Handbewegung in ihre Richtung. „Roxy, könntest du …“
Sie lachte, beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Dann stand sie auf, indem sie sich die Decke umwickelte. „Ich werde wohl besser ganz verschwinden.“ Mit diesen Worten ging sie ins Badezimmer.
Dass Roxy ihn auch ohne lange Erklärungen verstand, erfüllte Dagan mit einem wohligen Gefühl von Zusammengehörigkeit. Einen Augenblick später hörte er das Wasser der Dusche rauschen. Noch bevor er seine Nummer wählen konnte, meldete sich Alastor auf dem Handy.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Dagan.
„Bestens“, antwortete Alastor, klang aber nicht gerade glücklich dabei. „Wenn bei dir auch alles klar ist, muss etwas mit Malthus los sein.“
„So ist es.“ Dagan war aufgestanden und begann sich anzuziehen, während er weitertelefonierte. Sein Unbehagen nahm in raschem Tempo zu. Was immer Malthus zugestoßen sein mochte, er war nicht nur in Schwierigkeiten, es ging ihm richtig schlecht.
„Jedenfalls ist Mal am Leben“, bemerkte Alastor und wusste, dass Dagan in diesem Moment dasselbe dachte wie er: … nicht wie Lokan . Sein Tod war ihnen noch verdammt frisch im Gedächtnis. Alle drei Brüder hatten den Mord wie am eigenen Leiberlebt. „Ich weiß nur nicht, ob es Mal gefällt, wenn wir uns einschalten. Vielleicht hat er alles im Griff und wird stinksauer, wenn wir aufkreuzen und das Kindermädchen für ihn spielen.“
„Lieber stinksauer als tot“, entgegnete Dagan, zog den Reißverschluss der Jeans hoch und langte nach dem T-Shirt. „Wo bist
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