Fleischessünde (German Edition)
Nase nicht so hoch tragen, Darling. Tief im Innersten sind wir uns doch ziemlich ähnlich, oder?“
Ähnlich? Nein, ganz sicher nicht, dachte Calliope empört. Nicht in einer Million Jahren. Er war ein Monster. Er riss Menschen das Herz heraus. Auch sie hatte schon getötet, allerdings nur wenn es absolut keinen anderen Weg gegeben hatte. Das war ein gewaltiger Unterschied.
Sie griff nach ihrem Messer, doch es war nicht mehr an seinem Platz. Irgendwie hatte er es geschafft, es ihr abzunehmen.
Malthus sah sie an. Um seine Lippen spielte die Andeutung eines wissenden Lächelns. Seine Augen waren wie geschmolzenes Silber, sein Blick intensiv, hungrig, als wollte er sie damit verschlingen.
Calliope ging dieser Blick durch und durch. Sie verspürte ein Kribbeln, ihre Glieder waren bleiern, und ihr Puls ging schwer. Sie schämte sich ihrer Reaktion. Er war ihr erklärter Feind, ein Reaper, das Finsterste, was die Unterwelt an Bewohnern beherbergte. Sein Mund wurde breiter, seine Zähne schimmerten weiß – sein Piratenlächeln.
In dieser Sekunde wusste Calliope Bescheid. Es war gefährlich, sich selbst zu belügen. Mochte sie seinesgleichen auch noch so sehr verachten, noch so davon abgestoßen sein, wer und was sie waren, rein äußerlich fand sie ihn schlichtweg schön. Sexy.Sie hatte das Bedürfnis, ihn anzufassen, mit den Händen über seine nackte Haut zu fahren, den Geschmack seiner Haut zu kosten. Und so, wie er sie ansah, schien er dasselbe zu wollen. Sie hatte ihn schon in jener Nacht in der Disco begehrt, bevor sie sein wahres Wesen entdeckt hatte. Und sie begehrte ihn auch jetzt wieder, sehenden Auges, wer er war.
Was war er nur für eine elende Kreatur, dass er es fertigbrachte, dass sie begehrte, was sie verabscheute?
Er war so schnell vor ihr, dass sie nicht zum Atemholen kam. Und schon im nächsten Moment drückte er sie gegen das kalte Metall der Motorhaube ihres Wagens. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr, sodass sie seine Lippen spürte: „Ich werde dich jetzt küssen. Und du wirst schön stillhalten.“
Unweigerlich dachte sie an den Kuss, den er ihr auf dem Parkplatz gegeben hatte, bevor die Feuerdämonen aufgetaucht waren. Und sie hasste sich dafür, dass sie jetzt mehr wollte als nur ein flüchtiges Streifen seiner Lippen. Sie wollte, dass er sie leidenschaftlich und voller Verlangen küsste.
Calliope hatte eigentlich eine unfehlbare Methode, die Kontrolle zu wahren: ihr innerer Ort, der ihr absolute Ruhe und Gelassenheit gab, ihr stiller blauer See unter dem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel, zu dem sie immer Zuflucht fand, wenn es sein musste. Nur jetzt nicht. Ein Gefühl der Panik ergriff sie, als sie merkte, dass sie keinen Zugriff darauf hatte. In diesem Moment konnte sie nur an den Geruch seiner Haut denken, an die Berührung seiner Hände, deren Finger in den ihren verschlungen waren, daran, dass sie ihn schon hätte küssen sollen, als sie in dem Kellerraum der Disco allein gewesen waren. Da hatte sie es nicht gewollt, weil es ihr viel zu intim gewesen war, einen Fremden zu küssen, von dem sie nichts weiter wollte als ein wenig Entspannung.
Jetzt, da sie wusste, wer er war, wusste sie, worauf sie sich einließ. Er war eine Bedrohung für alles, wofür sie stand und woran sie glaubte. Und dennoch war er das Einzige, was sie wollte. Siewar heiß, sie war scharf auf ihn. Sie war nicht mehr sie selbst.
Er ließ seine Hände zu ihren Hüften emporgleiten und bedrängte sie noch mehr. Dann neigte er sich zu der Stelle, wo sich Hals und Schulter trafen. Calliope rang hörbar nach Atem und schloss die Augen, als sie das Kratzen seiner Bartstoppeln, dann seine Lippen und endlich einen zärtlichen Biss an dieser empfindlichen Stelle fühlte.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Küss ihn , flüsterte ihr im Innern heimtückisch eine Stimme zu. Küss ihn. Einmal nur, um das Ganze aus dem Kopf zu bekommen. Du wirst schon merken, wie sehr er dich abstößt.
Jetzt spürte sie seine Hände an der Unterseite ihrer Brüste. Calliope keuchte und stand weiter starr und unbeweglich da. Sie erwartete seinen Kuss. Ihre Lippen brannten darauf. Und als sie endlich seine Lippen spürte, ließ sie den Mund geöffnet und kam ihm mit der Zungenspitze entgegen. Sie wollte ihn schmecken. Wie ein elektrischer Schock durchfuhr es ihren Körper.
Mit seinem ganzen Gewicht lag er auf ihr, bedrängte sie, streichelte sie mit Berührungen, die so sanft wie eine Feder waren. Dann
Weitere Kostenlose Bücher