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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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leichten, nicht zu tiefen Schnitt im Handballen zu. Ihr Blut benetzte die Klinge. Darauf legte Calliope den Dolch unmittelbar zu Besets Füßen wieder auf den Boden. Als sie sich aufrichtete, bemerkte sie, dass die Matriarchin ihn bereits in der Hand hielt und ihn dicht vor ihr Gesicht hob. Etwas bewegte sich unter der Kapuze. Calliope kam es so vor, als fuhr die andere mit der Zungenspitze über die Klinge, um ihr Blut zu kosten. Aber sicher war sie sich nicht.
    „Es ist alles, wie es sein soll“, erklärte Beset.
    Plötzlich zuckte ein greller Lichtstrahl auf. Calliope war geblendet,und als sie wieder etwas erkennen konnte, sah sie, dass sie allein war. Die Matriarchin und mit ihr der Dolch waren verschwunden.
    Erstaunt blickte Calliope auf ihre Hand. Nur eine feine helle Linie war an der Stelle zu erkennen, wo sie sich geschnitten hatte. Keine offene Wunde, kein Blut. Zwar heilten bei ihr Verletzungen gewöhnlich wesentlich schneller als bei Sterblichen. Aber in dieser Geschwindigkeit war es noch nie geschehen. Ob das nun Besets Werk war oder ihre Heilkräfte noch durch die ausklingende Wirkung des Reaperbluts derart beschleunigt waren, war schwer zu sagen.
    Langsamen Schritts ging Calliope an der Glaswand entlang. Das Glas zu durchstoßen, brauchte sie gar nicht erst zu versuchen. Es war absolut bruchsicher. Da war es schon sinnvoller, die Zeit zu nutzen, um Kräfte zu sammeln. Sie kehrte auf den Teppich zurück, ließ sich mit gekreuzten Beinen nieder und legte, die Innenseiten nach oben, die Hände auf die Knie. An Schlaf war nicht zu denken, aber eine Meditation konnte immerhin nicht schaden.
    Sie atmete tief durch und versuchte, sich in sich selbst zu versenken. Jedoch erschien immer wieder ein Bild, das störte und sie ablenkte. Das Messer. Überdeutlich sah sie es vor sich. Es ließ sich einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen, bis sie mit einem Mal die Augen aufriss.
    Der geschnitzte Griff, die schwarze Klinge. Es war das Messer, das sie in der Videosequenz gesehen hatte. Das Messer, mit dem Lokan Krayls Brust gehäutet worden war.

15. KAPITEL
    Die Wege im Himmel und auf Erden stehen mir offen,
    Und es ist niemand da, der sich mir entgegenstellt.
    Aus dem Ägyptischen Totenbuch, Kapitel 78
    S ie hatten Calliope in eine Zelle gebracht, einen mit allem Komfort eingerichteten Raum, aber nichtsdestoweniger war es eine Zelle. Die Tür war aus massivem Stahl. Auch nachdem Calliope den Raum eingehend untersucht hatte, hatte sie keine Vorrichtungen zur Überwachung entdeckt. Offenbar gewährte man ihr also ein gewisses Maß an Privatsphäre.
    Auf der einen Seite stand ein mit ägyptischer Baumwolle bezogenes Bett, daneben ein Nachttisch mit einer Lampe, auf der anderen Seite ein Schreibtisch und ein Stuhl. Es gab sogar ein kleines Badezimmer mit Dusche. Dorthin zog es Calliope als Erstes. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt geduscht hatte.
    Als sie zwanzig Minuten später in ein Badetuch gehüllt aus dem Bad herauskam, fand sie ein Tablett mit Essen und einen Stapel frischer Wäsche auf ihrem Bett vor. Sie zog sich eine Jogginghose und ein Sweatshirt über und begann zu essen. Mehr als die Hälfte dessen, was aufgetragen war, schaffte sie nicht und hätte später auch nicht sagen können, was sie da gegessen hatte. Mechanisch und ohne jeden Genuss schlang sie es hinunter, nur um etwas in den Magen zu bekommen.
    Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie noch ganz in ihrer Gewalt. Sie hatten alles auf den Kopf gestellt. Es war solch ein wildes, beängstigendes Chaos gewesen, wie sie es seit etwa anderthalb Jahrhunderten nicht mehr erlebt hatte.
    Als sie mit dem Essen fertig war, zog sie den Stuhl zur Tür und klemmte ihn schräg gekippt mit der geraden Rückenlehne unter die Klinke, sodass der Eingang halbwegs blockiert war. Ein Türschloss gab es nur auf der Außenseite. Sie hatte es gesehen, als siehier angekommen waren. Außerdem hatte sie den Schlüssel im Schloss gehört, bevor ihre Bewacherinnen, die sie hergebracht hatten, gegangen waren. Calliope wusste, dass der Stuhl keinen wirklichen Schutz gegen einen Eindringling bot. Aber immerhin würde sie durch das Geräusch rechtzeitig wach werden, wenn jemand hereinzukommen versuchte. Normalerweise hätte sie sich auf ihre Gabe der Vorausahnung verlassen können. Aber in letzter Zeit war darauf kein Verlass mehr gewesen, und so musste sie auf primitivere Mittel zurückgreifen. Sowieso hätte der einzige ungebetene Gast nur ein Reaper sein

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