Fleischessünde (German Edition)
Dreitagebart als dünner heller Strich eine Narbe hindurchschimmerte. Es gab wirklich nichts an ihm auszusetzen. Ein durchtrainierter Körper, kein Gramm Fett. Nach allem, was ich schon verloren habe, hätte ich mir das schon verdient, dachte sie.
Was sprach dagegen? Zu diesem Zeitpunkt war sie allein, nur für sich selbst verantwortlich. Obendrein wäre es albern gewesen, länger zu leugnen, dass sie ihn begehrte. Und dass er sie begehrte, stand außer Frage. Eine verräterische Beule in seiner Hose zeigte es deutlich.
„Du bist ja verrückt“, sagte sie schließlich. „Wir …“ Sie korrigierte sich: „Das … Es gibt nichts zwischen uns. Das ist nur dein verletzter männlicher Stolz, weil ich dich das erste Mal frustriert habe. Das kannst du nicht auf dir sitzen lassen.“
„Glaubst du?“ Er entblößte seine Zähne zu einem gefährlichen Lächeln. „Nein, da liegst du vollkommen falsch. Mit meinem vermeintlich angekratzten Ego hat das gar nichts zu tun, sondern allein mit dir.“ Er zeigte erst auf sie und dann auf sich. „Mit uns.“
„Es gibt kein Uns .“
Malthus lachte. „Aber sicher gibt es das.“
Ehe sie noch etwas sagen konnte, hatte er sie an die Wand gedrängt. Seine kräftigen Hände lagen auf ihren Hüften. Er beugte den Kopf zu ihr, sodass sie seinen Atem seitlich am Hals spürte. Ihr ganzer Körper war mit einem Schlag in gespannter Erwartung.
„Stoß mich weg“, flüsterte er. „Sag Nein. Noch hast du Gelegenheit dazu.“ Er lehnte sich ein Stück zurück, um ihr ins Gesicht zu sehen. Calliope bemerkte, dass seine Pupillen geweitet waren. Die graue Iris war nur noch ein schmaler Rand darum herum. „Danach bin ich nur noch schwer aufzuhalten.“
Calliopes Verstand hatte eine eindeutige Meinung, was zu geschehen hatte. Nein sagen, ihn wegstoßen, wie er schon richtig vorgeschlagen hatte. Am besten, sich so schnell und weit wie möglich von ihm entfernen.
Stattdessen reckte sie sich zu ihm hoch und fasste in sein Haar, als seine Lippen sich ihr näherten. Sein Kuss war hart und voller Verlangen. Unwillkürlich stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um sich enger an ihn schmiegen zu können. Eine Welle der Begierde erfasste sie und entlockte ihr einen seltsamen Laut wie ein leises Wimmern, als er sich noch enger an sie presste und sie seine Erregung deutlich spürte.
Er fasste sie nicht sanft an. Der Griff um ihre Hüften war hart, und sein Kuss brannte auf ihren Lippen. Er kam mit derZunge zu ihr, und sie bekam seine Zähne zu spüren. Sie merkte, wie sie feucht wurde. Jetzt gab es für sie kein Zurück mehr. Sie wollte ihn in sich spüren. Sie wollte zu Ende bringen, was sie im Keller der Disco angefangen hatten. Es kam ihr vor, als wäre das schon Ewigkeiten her. Und dennoch war die Erinnerung daran so frisch, als wäre es eben gerade geschehen.
Malthus krallte die Finger in ihr langes Haar und bog ihr den Kopf nach hinten, bis ihr Hinterkopf gegen die Wand stieß und es so aussehen musste, als biete sie ihm ihre Kehle dar. Er fuhr mit den Lippen ihren Hals entlang und spürte das heftige Pochen ihres Pulses. Ein Schauer nach dem anderen lief ihr den Rücken herunter, als er begann, ihren Hals mit zärtlichen Bissen zu traktieren.
Es war die reine Leidenschaft, die schiere Lust, aber in einem Ausmaß, das sie noch nie erlebt hatte. Ihre Distanziertheit, ihre Kühle, ihre beherrschte Zurückhaltung – all das war weggewischt. Wie von einer gewaltigen Flutwelle fühlte sie sich emporgehoben und fortgespült, fortgerissen von jeder rationalen Überlegung. Nein, das war nicht die gewohnte Szene, in der sie alles unter Kontrolle hatte und das Geschehen diktierte. Das hier war ein alles verzehrendes Feuer.
Noch einmal hörte sie schwach ihre innere Stimme, die sie davor warnte, sich in seine Gewalt zu begeben. Aber die Warnung verhallte bald irgendwo in weiter Ferne. Calliope hatte ihre Entscheidung getroffen.
Aus den Augenwinkeln sah sie das Messer in seiner Hand aufblitzen. Für Sekunden stockte ihr der Atem. Dann durchtrennte er vom Halsausschnitt bis nach unten ihr Sweatshirt. Dasselbe geschah mit dem Shirt, das sie darunter trug. Im nächsten Moment warf er das Messer fort. Das laute Klappern des Metalls auf dem Boden zerriss die Stille, die in Calliopes Küche geherrscht hatte, in der sonst nur ihr beider stoßweise Atem zu hören war.
Einen langen Moment schaute er sie an. Seine Augen funkelten, und sein Mund war zu einer harten Linie geworden. Dannfuhr er mit der
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