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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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erklären?“
    „Und?“
    Calliope sah ihn verstört an.
    „Irgendetwas weißt du. Was? Sag es mir!“
    „Du sagtest doch, das einzige Mal, wo du so etwas wie einen Traum hattest, war, als du in meinem Traum warst und gesehen hast, was ich gesehen habe. Vielleicht war auch dieser Traum von meinen Gedanken beeinflusst.“
    Sie verstummte, und Malthus überkam das unangenehme Gefühl, dass er lieber nicht hören wollte, was sie damit meinte.
    „Zwei Seelensammler waren übrig geblieben – deine Brüder. Und eine böse Ahnung überkam dich.“ Die Art, wie sich ihre Miene veränderte und sie wieder dieses verschlossene Gesicht machte, das er schon kannte, verstärkte sein Unbehagen. Es bedeutete nichts Gutes. „Die Matriarchinnen sagen, dass es unter euch einen Verräter gibt.“
    „Es gab einen. Gahiji, früher einmal Sutekhs rechte Hand. Aber das hat sich erledigt. Er wurde liquidiert.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Gahiji meine ich nicht. Einen anderen.“
    „Aha. Ich bin ganz Ohr.“
    „Sie glauben, dass es einer von Sutekhs Söhnen ist.“
    Es dauerte einen Augenblick, bis Malthus begriff, was sie da gesagt hatte. Dann überlegte er, ob ihre Worte vielleicht irgendeinen verborgenen Sinn enthielten, den er übersehen hatte. Aber es gab keinen verborgenen Sinn. Sie hatte genau das gesagt, was die Matriarchinnen gemeint hatten, dass nämlich entweder Dagan oder Alastor Lokan getötet hatte.
    Er fühlte sich, als hätte ihn ein Pferd getreten. „Was ist das für eine Scheiße!“, platzte er heraus.
    Calliope wollte etwas sagen, da klingelte sein Handy. Malthus wollte es erst ignorieren, dann nahm er den Anruf doch an.
    „Ja?“, bellte er ins Telefon.
    „Oh, anscheinend störe ich“, sagte Dagan am anderen Ende.Die Sonne stand als ein gewaltiger, glühender Ball an einem gelben Himmel. Der Sandboden, auf dem sie gingen, war eben und weiß und reflektierte das Licht so stark, dass es in den Augen schmerzte.
    Malthus schaute zur Sonne empor. Der Feuerball bebte, er schien zu tanzen. Dann löste sich die Form auf, und drei Sonnen standen nun am Himmel. Malthus drehte sich um und sah vor sich einen steilen Anstieg, der mit dichtem, hohem Gras und wild wuchernden Ranken bewachsen war. Dagan war die Anhöhe schon zur Hälfte hinaufgestiegen und hielt sich am Gestrüpp fest.
    In dieser Hitze unter den stechenden Sonnen war es vollkommen unwahrscheinlich, dass hier Grünzeug gedeihen konnte, ohne zu verbrennen. Aber Wahrscheinlichkeit war an diesem Ort nicht am Platz.
    Seinem Bruder folgend, machte sich auch Malthus an den Aufstieg.
    Je höher sie kamen, desto dichter wurde der Bewuchs. Schwitzend und keuchend kamen sie schließlich oben an. Kein Lüftchen regte sich. Es war drückend und feucht, was ebenso absurd war wie die grünen Matten, die direkt aus dem Sand herauszuwachsen schienen. Malthus warf einen verächtlichen Blick um sich und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    „Welcher Volltrottel macht eigentlich das Wetter hier? Die Luftfeuchtigkeit ist wie im Regenwald, aber wir sind hier mitten in der Wüste. Was ist das bloß für eine beschissene Gegend hier.“
    Dagan warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Wir sind in der Unterwelt. Was hast du denn erwartet? Hier ist nichts, wie es sein sollte.“
    Malthus zog sein durchgeschwitztes T-Shirt aus, wischte sich damit das Gesicht ab und steckte es sich in den Gürtel. „Unterwelt stimmt ja nicht ganz“, bemerkte er. In der Tat war das hier,wohin sie sich aufgemacht hatten, das Niemandsland, das Vakuum, das weder Ober- noch Unterwelt war.
    „Stimmt auch wieder“, entgegnete Dagan. „Ist schon komisch. Aber hätten Naphré und Alastor nicht ihren unerwarteten Ausflug nach Jigoku gemacht, wüssten wir von diesem Zwischenreich gar nichts und kämen nie auf die Idee, Lokans Überreste hier zu suchen.“ Auf dem Weg zu Izanami waren Alastor und Naphré in ein Zwischenreich geraten, eine Art Fegefeuer der Göttin, in dem sie beinahe umgekommen wären.
    „Hast du Sutekh davon erzählt?“, fragte Malthus.
    „Nein. Ich wollte dem Alten keine Hoffnungen machen.“
    „Hoffnungen? Glaubst du, der kennt so etwas?“ Malthus schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich bezweifle, dass er irgendeiner Emotion fähig ist.“
    „Wie auch immer. Finden wir etwas, sagen wir es ihm. Wenn nicht …“ Dagan zuckte die Schultern.
    Malthus murmelte unzufrieden etwas vor sich hin. Alastor und Naphré hatten wenigstens in einer Kiste aus Blei, die

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