Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
Vom Netzwerk:
Beispiel. Meine Schwester hat keine Ahnung, was gut für sie oder sonst jemanden ist. Und der Ärger, den das verursachen würde? Wie könnte ich überhaupt mit meiner Arbeit fortfahren? Wie könnte ich danach überhaupt noch irgendetwas tun?«
    »Gibt keinen anderen Weg.«
    »Es ist unmöglich.«
    Sinner sah Erskine kurz in die Augen, dann griff er nach seinen Schultern und legte ihn auf den Rücken, sodass Erskines Beine seitlich vom Bett baumelten. Sinner kniete sich auf den Teppich, knöpfte Erskines Hose auf, holte seinen Schwanz heraus und leckte ihn mit seiner trockenen Morgenzunge von den Eiern bis zur Spitze. Erskine wurde knallrot.
    »Was zum Teufel machen Sie da?«, flüsterte er.
    Sinner nahm den oberen Teil von Erskines schmalem Schwanz in den Mund und ließ ihn hinein- und herausgleiten; gleichzeitig streichelte er Erskines Eier mit seinen Fingernägeln. Erskine quiekte und schlug mit den Handflächen auf das Bett wie ein trotziges Kind. Sinner schob Erskine langsam die Spitze seines kleinen Fingers in den Arsch. Das war zu viel, und Erskine versuchte sich aufzusetzen, aber Sinner ohrfeigte ihn, wie er es damals vor dem Caravan getan hatte, und drückte ihn wieder nach unten. Kurz darauf hing Erskines Hose an seinen Knöcheln, sein Schwanz steckte ganz in Sinners Mund, und Sinners Finger steckte bis zum zweiten Fingerglied in Erskine. Erskine gab ein beständiges leises Stöhnen von sich wie die Vakuumpumpe im Untergeschoss. Dann kam Sinner auf die Füße, holte einen Topf mit Haarwasser vom Toilettentisch und drehte Erskine mühelos auf den Bauch. Draußen bellten die Jagdhunde.
    Obwohl Sinner versuchte, mit Erskine beinahe so sanft umzugehen wie mit seiner Schwester, biss Erskine bald durch den Hemdsärmel in seinen Unterarm. Tränen strömten ihm über die Wangen, und er gab sich große Mühe, nicht laut aufzuschreien. Er fühlte sich fast so wie in der Höhle in Fluek, nur dass jetzt er das Kaninchen auf dem Seziertisch war, er war derjenige, dessen kleines Herz in einer schmutzigen Faust zusammengedrückt wurde. Er hatte sich diesen Moment tausendmal vorgestellt, allerdings nur auf ganz abstrakte Weise, und jetzt wurde die Fantasie von der Wirklichkeit sehr hart rangenommen.
    Doch als Sinner schneller in ihn stieß und sich Erskines Penis an den rauen Laken rieb, näherte er sich trotz der Schmerzen immer schneller dem Höhepunkt, während er sich zur selben Zeit auf intensive, wahnhafte Weise eines Prozesses bewusst wurde, der in seinen eigenen Zellen vor sich ging, von den Hoden bis zum Hirn. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilte, begriff er jetzt schlagartig, wurde eine Kopie ihres Codex angefertigt: all der Karten, Diagramme, Zeitpläne, Hierarchien, Prozeduren. Hin und wieder wurde ein Fehler gemacht, und meistens wurde dieser Fehler berichtigt, aber wenn das unterblieb, konnte so gut wie alles passieren: Ein Tumor konnte wie eine Kartoffel in der fruchtbaren Erde seines Hypothalamus sprießen, oder seine Söhne würden mit Zähnen anstelle der Augen geboren.
    Natürlich könnten an seinen Schulterblättern auch Flügel wachsen, oder seine Söhne könnten die Fähigkeit entwickeln, Gewehrkugeln wie Kastanien zu fangen. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach würde etwas schiefgehen, und deshalb mussten die Protokollanten so wachsam sein. Jetzt aber fragte er sich zum ersten Mal: Hatten die winzigen Protokollanten eine Wahl? Wenn sie es versäumten, einen Fehler zu korrigieren, war das immer ein doppeltes Versehen, oder war es manchmal ein absichtliches Wagnis? Konnte ein gewissenhafter Kopist, ein anständiger, verantwortungsbewusster Mann eine Unregelmäßigkeit, eine Sünde bemerken und sie auf sich beruhen und fortbestehen lassen, unwissend, ob das Ergebnis ein Schwung engelsgleicher Federn oder ein eiternder Kropf sein würde? Während sich eine ganze Bibliothek solcher unzuverlässiger Codizes zum Zwecke ihrer Verstreuung an der Wurzel seines Penis einfand und er wahrnahm, dass auch Sinner sich einem gewaltigen Orgasmus näherte, erinnerte er sich an etwas, das Amadeo über die Tatsache gesagt hatte, dass der Faschismus einen »neuen Menschen« schaffe – und ihm wurde klar, dass dieser neue Mensch hier auf diesem Bett empfangen und geboren werden könnte, ein neuer Mensch, der keineswegs den Vorstellungen Amadeos und der anderen entsprach, ein neuer Mensch, der im Ungenauen und Unlesbaren die Rettung sah – die einzig lohnende Art von neuem Menschen, die einzige Art von neuem Menschen,

Weitere Kostenlose Bücher