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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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inzwischen genauer angesehen und im Lager auch Doros
Flachbildfernseher und ihre Stereoanlage gefunden. Außerdem den nachgemachten
Wohnungsschlüssel, einen Abdruck konnte sich Doros Verehrer bei ihrem Date
mühelos besorgen.«

    Verdammt, Danner hatte mal wieder brillant geschaltet.
Ich hatte die gleichen Infos lange vor ihm gehabt und wäre nie auf die
Putzkolonne gekommen. Wahrscheinlich gehörte mein Name wirklich nicht auf das
Türschild einer Detektei.

    Â»Und das ist noch lange nicht alles«, fuhr Danner fort,
während wir in die Annastraße einbogen. »Die Beamten haben einen Haufen
Portemonnaies, Mobiltelefone, Computer, Laptops und Beamer gefunden. Im
Auftragsbuch der Reinigungsfirma sind die Schulen, Krankenhäuser, Kirchen und
Kindergärten zu finden, denen die Geräte fehlen. Interessanterweise ist auch
der Kindergarten dabei, von dessen Parkplatz diesem Therapeuten das Auto
geklaut wurde. Die Polizei ist bereits dran.«

    Na schön. Er hatte den Sex-Handy-Fall gelöst. Und Stascheks
Autodiebstahl ganz nebenbei auch.

    Wir hatten die Kneipe erreicht und ich hielt ihm mit
einer Verbeugung die Tür auf: »Den Rest des Tages nenne ich dich Großmeister.«

    Danner winkte ab: »Gott reicht. Müller-Wunks Handy ist
allerdings nicht wieder aufgetaucht. Schätze, das Ding ist längst ebayisiert
worden. Die Müller-Wunk kann nur hoffen, dass der neue Besitzer Bertis
Hardcorepornos der Öffentlichkeit vorenthält, sonst kann sie sich demnächst im
Internet bewundern.«

    Â»Mach es dir bequem, Großmeister.«

    Molle und Staschek rissen die Augen auf, als ich Danner
am Tisch an der Theke den Stuhl zurechtrückte. Sogar Mücke, der
Raumdufterfrischer, legte verwundert den Kopf schief.

    Â 
    Am späten Nachmittag knotete ich meinen Schal
wieder fest um den nur halb geschlossenen Kragen meiner Cordjacke. Die
Aufklärung der Kindergartendiebstähle verschaffte Danner ein gefülltes
Portemonnaie und mehr Freizeit, doch unsere Wette galt nach wie vor. Mein Fall
war erst erledigt, wenn ich den Penner aufgetrieben hatte und Molle seinen
nicht stubenreinen Untermieter wieder los war.

    Danner hatte aufgehört, seinen Bericht zu tippen, und seinen
Platz am Schreibtisch verlassen. Jetzt trat er neben mich an die Garderobe,
kramte sein Handy und sein Portemonnaie aus den Taschen seines dicken, blauen
Winterparkas und hielt mir die Jacke hin.

    Â»Hier.«

    Der wasserdichte Stoff der Jacke war speckig und an den
Ellenbogen abgewetzt und roch nach Wachs.

    Â»Ist wind- und wasserdicht, damit erfrierst du zumindest
nicht. Aber verrat es den Obdachlosen nicht, die klauen dir das Teil sonst.«

    Â 

22.

    In der frühen Dämmerung kroch erneut
der Frost in die engen Häuserschluchten der Innenstadt.

    Einen Augenblick lang dachte ich an unser durchgesessenes
Sofa, den Fernseher und die Chipstüte im warmen Wohnzimmer. Und den leckeren
Anblick von Danners Schultermuskeln, wenn er sich beim Berichtetippen nachdenklich
über die Glatze fuhr.

    Dann dachte ich an das Türschild.

    Ich klappte den Kragen von Danners Jacke hoch. Die Ärmel
reichten bis über meine Finger, der Saum bedeckte meine halben Oberschenkel und
der dicke Stoff schützte mich gegen den schneidenden Wind.

    Ich würde den Penner finden. Und wenn ich nebenbei noch
herausfinden konnte, wo Staschek Bohne und seine Schlägertruppe verhaften
konnte, hatte ich unsere Wette gewonnen.

    Doch am Schlafplatz in der Bauruine traf ich nur Klippan,
das einsame Sofa. Engel schien ihren Tequila-Rausch inzwischen ebenfalls
ausgeschlafen zu haben.

    Ich beschloss, es am Bahnhof zu versuchen.

    Â 
    Durch die Fußgängerzone pfiff mir ein scharfer
Wind entgegen. Die Kapuze zog ich mir tief ins Gesicht, doch die Kälte schnitt
mir schmerzhaft in die Wangen.

    Den Platz vor dem Bahnhof hatten die eisigen Böen leer
gepustet. Einige Straßenkids suchten hinter den Glastüren im Eingang Schutz. In
der gläsernen Halle, zwischen den Leuchtreklamen der Kioske und den Tischen des
Backshops war es wärmer und windstill. Die Jugendlichen hatten Flaschen in den
Händen, doch alle verhielten sich ruhig. Offenbar hatten sie keine große Lust,
bei dem Wetter vor die Tür gesetzt zu werden.

    Ãœber meinen auf Nase und Lippen gepressten Ärmel hinweg
checkte ich die Gruppe kurz ab. Diese Gesichter kannte ich nicht.

    Egal, auch ich musste mich kurz

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