Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
Staschek fest, als er gleich darauf den Motor seines
Kombis aufbrummen ließ.

    Â»Die Dicke auch nicht«, informierte ich ihn.

    Â»Mist, dann müssen wir gleich zwei Mal die Eltern auftreiben.
Die Adressen kannst du mir für die zweihundert Eier, die du schon kassiert
hast, gleich mitliefern.«

    Eltern?

    Â»Ich baller dir
eine, dass dir dein hohler Kopf platzt! An deiner Stelle würde ich es nicht
wagen, nach Hause zu kommen!«, donnert mein Vater.

    Weil er mich nicht
mehr erwischt hat, entlädt sich seine Wut ziellos, seine geballte Faust prallt
gegen die Tür. Ein – zwei – drei zornige Schläge nacheinander. Das Krachen höre
ich noch draußen im Garten, es dröhnt in meinen Ohren, während ich davonrenne.

    Seit ich wusste, dass tatsächlich eine Vermisstenmeldung
von mir existierte, waren die Erinnerungen wieder deutlicher geworden.

    Stascheks Blick wanderte in den Rückspiegel. »Ich hoffe,
du weißt, wie die beiden heißen?!«

    Â»Selbst wenn, glaubst du im Ernst, dass ich dir das stecke?«
Ich tippte mir empört an die Stirn. »Du hast eben meine Tarnung auffliegen
lassen, du Idiot!«

    An die Eltern hatte ich bis jetzt gar nicht gedacht.
Polizei klar, Jugendamt, von mir aus, aber mussten denn unbedingt auch die
Eltern informiert werden?

    Â»Euer Fall ist doch geklärt, denke ich«, verteidigte sich
Staschek. »Der Penner ist tot, der Köter kommt ins Tierheim. Du brauchst die
Tarnung nicht mehr. Also rück die Namen der beiden Herzchen raus. Aber komm mir
nicht wieder mit Schulze oder so ähnlich. Für zweihundert Taler solltest du
wohl zumindest eine Routine-Info auf die Reihe kriegen.«

    Ich warf einen Blick auf mein Handy. Es war Viertel nach
fünf.

    Â»Lila«, drängelte Staschek.

    Â»Ich krieg’s raus. Heute Abend hast du Namen und Adressen«,
lenkte ich ein. »Ruf mich nachher an oder komm zu Molle. Aber nicht vor neun.«

    Â 

33.

    Â»Das ist nicht dein Ernst, oder?«

    Â»Du brauchst mir nicht zu helfen«, informierte ich Danner
kühl. »Ich schaffe das schon allein.«

    Danner tippte schweigend weiter auf seiner PC-Tastatur
herum.

    Â»Caspari kriegen wir heute noch erledigt«, stellte er
dann fest. »Zwei Einträge. Ruf an und frag, wer von beiden seine Tochter Nina
vermisst.«

    Danners Drucker spuckte summend die beiden Einträge aus dem
Internettelefonbuch aus. Recherchetechnisch war das World Wide Web so
erleuchtend wie die Erfindung der Glühbirne.

    Danner tippte weiter. »Hundert und einen Eintrag haben
wir zu Meier mit e in Bochum … und noch mal achtzehn in Wattenscheid. Was für
’ne Überraschung.«

    Tastaturklackern.

    Â»Dazu kommen einundzwanzig Mal Maier mit a und …
Augenblick … zweihundertdrei Meyer mit ey in Bochum plus fünfundfünfzig in
Wattenscheid und … Mayer mit ay gibt es siebenundzwanzig – dreißig Mal
insgesamt. Macht Arbeit für zwei Wochen.«

    Druckersummen.

    Ich hatte versucht, bei Danners Aufzählung mitzurechnen,
und kam auf ungefähr vier- bis fünfhundert verschiedene Meier/Meyer/Maier/Mayer
im engsten Bochumer Raum.

    Der Drucker schob mittlerweile den vierten Zettel heraus.

    Na ja, zumindest die Chancen, Engels Eltern aufzutreiben,
standen nicht schlecht. Ich warf einen Blick auf die beiden Adressen und
Telefonnummern. Vor der ersten stand ein Frauenname: Margarethe Caspari. Unter
der zweiten Nummer erreichte man Stefan Caspari.

    Ich wählte die zweite Nummer.

    Â»Ja, bitte?« Männerstimme.

    Â»Ziegler, guten Abend, spreche ich mit Herrn Stefan Caspari?«

    Â»Ja?!«

    Â»Sind Sie der Vater von Nina Caspari?«

    Kurze Pause.

    Â»Sind Sie vom Jugendamt?«

    Treffer.

    Â»Was hat sie jetzt wieder angestellt? Es ist ihr doch
nichts passiert, oder?«

    Â»Jugendamt, ja«, griff ich die Idee spontan auf. »Ihrer
Tochter geht es soweit gut. Können mein Kollege und ich Ihnen einen kurzen
Besuch abstatten?«

    Verwirrung am anderen Ende der Leitung: »Jetzt?«

    Â»Wir könnten in einer halben Stunde bei Ihnen sein.«

    Als ich auflegte, hielt Danner mir grinsend einen
weiteren Ausdruck unter die Nase: »Nenn mich ruhig weiter Meister.«

    Ich überflog die Zeilen.

    Respekt. Mal wieder genial.

    Auf dem Papier stand: Miriam
Meier, eine Adresse in Langendreer und eine Telefonnummer. Darunter las ich
einen weiteren Namen: Sylvia

Weitere Kostenlose Bücher