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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anschauliche sau-
    gende Geräusche von sich. Er fügte etwas auf Klatschianisch hinzu, und
    die anderen Männer am Feuer lachten leise.
    »Sieht nach einem Schafsauge aus«, sagte Mumm skeptisch.
    »Ja, Herr«, bestätigte Karotte. »Es wäre unklug, das Angebot…«
    »Weißt du, was?« fuhr Mumm fort. »Ich glaube, dies ist ein kleines
    Spiel namens ›Mal sehen, was der Offendi zu essen bereit ist‹. Und dies
    hier esse ich nicht, mein Freund.«
    Jabbar bedachte ihn mit einem anerkennenden Blick.
    Das Kichern verstummte.
    »Es ist also wahr, daß du weiter sehen kannst als andere«, stellte er fest.
    »Was auch für diesen ›Leckerbissen‹ gilt«, sagte Mumm. »Mein Vater
    hat mich aufgefordert, nie etwas zu essen, das zwinkern kann.«
    Es folgte ein Al es-hängt-an-einem-seidenen-Faden-Augenblick –
    schal endes Gelächter war ebenso möglich wie plötzlicher Tod.
    Dann klopfte Jabbar Mumm auf den Rücken. Das Auge flog aus seiner
    Hand und verschwand in den Schatten.
    »Ausgezeichnet! Wirklich gut! Zum erstenmal seit zwanzig Jahren hat
    es nicht funktioniert! Setz dich jetzt und genieß eine Mahlzeit aus Reis
    und Schafsfleisch, so wie bei Muttern!«
    Die Anspannung verflüchtigte sich, und eine Hand zog Mumm nach
    unten. Hinterteile rückten beiseite, um Platz für ein weiteres zu schaffen.
    Wenige Sekunden später reichte man Mumm einen Tel er, auf dem ein
    großes Stück Brot mit Fleisch lag. Er untersuchte das Durcheinander so
    höflich, wie er konnte, und erinnerte sich dann an das Prinzip: Wenn
    man die Hälfte erkennen kann, dürfte es in Ordnung gehen, auch den
    Rest zu essen.
    »Wir sind also eure Gefangenen, Jabbar?«
    »Ihr seid Ehrengäste! Mein Zelt ist…«
    »Aber… wie sol ich es ausdrücken? Ihr möchtet, daß wir eure Gast-
    freundschaft eine Zeitlang genießen?«
    »Wir haben Tradition«, sagte Jabbar. »Ein Mann, der Gast ist in deinem
    Zelt, selbst wenn es sich um den schlimmsten Feind handelt – man ver-
    schuldet ihm drei Tage lang Gastfreundschaft.«
    »Verschuldet, wie?« fragte Mumm.
    »Ich habe Sprache gelernt auf…« Jabbar winkte vage. »Du weißt schon,
    Ding aus Holz, Kamel fürs Meer…«
    »Schiff?«
    »Ja! Aber zu viel Wasser!« Er klopfte Mumm erneut auf den Rücken, so
    heftig, daß ihm heißes Fett auf den Schoß spritzte. »Auf jeder Straße viel gesprochen wird Morporkianisch heutzutage, Offendi. Es ist… Kauf-mannssprache.« Er betonte das letzte Wort so, als sei es ein Synonym für
    »Gewürm«.
    »Du weißt also, wie man zum Beispiel fragt: ›Seid ihr bereit, uns euer
    Geld zu geben?‹«, meinte Mumm.
    »Warum solche Fragen stel en?« erwiderte Jabbar. »Wir nehmen es ein-
    fach. Aber jetzt…« Er spuckte erstaunlich zielsicher ins Feuer. »Es heißt, wir müssen aufhören. Weil es falsch ist. Aber welchen Schaden richten
    wir an?«
    »Abgesehen davon, Leute zu töten und sie zu berauben?« warf Mumm
    ein.
    Jabbar lachte. » Wali dich bezeichnete als großen Diplomaten! Aber wir bringen keine Kaufleute um. Warum wir Kaufmannsleute umbringen
    sollten? Was hat das für einen Sinn? Wie dumm, das Pferd zu töten, das
    goldene Eier legt!«
    »Man könnte eine Menge Geld damit verdienen, ein solches Geschöpf
    den Leuten zu zeigen«, sagte Mumm.
    »Wenn wir Kaufleute töten oder sie zu sehr berauben… dann sie keh-
    ren nie zurück. So etwas ist dumm. Wir lassen sie gehen, und dadurch sie
    Gelegenheit bekommen, wieder reich zu werden. Dann unsere Söhne sie können berauben. So etwas ist weise.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Mumm. »Eine Art Landwirtschaft.«
    »Ja! Aber wenn man Kaufleute pflanzt, wachsen sie nicht so gut.«
    Mumm spürte, daß es kühler wurde, als die Sonne unterging. Es wurde
    nicht nur kühler, sondern kälter. Er rückte näher ans Feuer.
    »Warum heißt er 71-Stunden-Ahmed?« fragte er.
    Das Murmeln der Gespräche verklang. Alle Augen blickten zu Jabbar,
    abgesehen von dem einen, das in den Schatten verschwunden war.
    »Das ist nicht sehr diplomatisch«, kommentierte Jabbar.
    »Wir haben ihn hierher verfolgt, und plötzlich werden wir von euch
    angegriffen. Mir scheint…«
    »Ich weiß nichts«, sagte Jabbar.
    »Warum denn nicht?« fragte Mumm.
    »Äh… Herr Kommandeur…« Karottes Stimme klang drängend. »Es
    wäre unklug, auf einer Erörterung dieses Themas zu bestehen. Ich habe
    mich mit Jabbar unterhalten, während du… dich ausgeruht hast. Ich
    fürchte, es handelt sich um eine politische Sache.«
    »Seit einiger Zeit scheint

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