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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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D’regs gar nicht ähnlich. Sie laufen nie davon. Außer-
    dem sehe ich ihre Zelte.«
    »Warum greifen wir sie nicht an?«
    »Du hast noch nie gegen D’regs gekämpft, oder?«
    »Nein, Herr. Al erdings habe ich die Zornigen Savataren in Uhistan be-
    friedet, und sie…«
    »Die D’regs sind schlimmer, Feldwebel. Sie befrieden direkt zurück.«
    »Ich habe noch nicht erwähnt, wie zornig die Zornigen Savataren wa-
    ren, Herr.«
    »Im Vergleich zu den D’regs können sie höchstens ein wenig verärgert
    gewesen sein.«
    Der Feldwebel sah seine Reputation in Zweifel gezogen.
    »Soll ich mit einigen Männern aufbrechen und kundschaften, Herr?«
    Der Kommandant sah erneut zur Sonne. Die Luft schien bereits zu
    kochen.
    »Na schön. Gehen wir.«
    Die Klatschianer rückten in Richtung Lager vor. Ihre Blicke fixierten
    die Zelte und die kalte Asche von Lagerfeuern. Von Kamelen und Pfer-
    den war weit und breit nichts zu sehen. Eine Spur aus Abdrücken im
    Sand verschwand zwischen den Dünen.
    Die Moral der Truppe hob sich. Einen gefährlichen Feind anzugreifen,
    der nicht da ist, gehört zu den attraktivsten Formen der Kriegsführung.
    Immer mutiger betonten die Soldaten, daß die D’regs von Glück sagen
    konnten, rechtzeitig geflohen zu sein. Sehr phantasievoll ließen sich die
    Klatschianer darüber aus, was sie mit den D’regs angestellt hätten, wenn
    ihnen der Gegner in die Hände gefal en wäre…
    »Wer ist das?« fragte der Feldwebel.
    Eine Gestalt erschien zwischen den Dünen: ein Mann, der mit wehen-
    dem weißem Umhang auf einem Kamel ritt.
    Er stieg ab, als er die Klatschianer erreichte, und winkte ihnen zu.
    »Guten Morgen, meine Herren! Darf ich euch vorschlagen zu kapitu-
    lieren?«
    »Wer bist du?«
    »Hauptmann Karotte, Herr. Wenn ihr nun so freundlich wärt, eure
    Waffen niederzulegen… Dann kommt niemand zu Schaden.«
    Die Landschaft veränderte sich. Punkte erschienen auf den Dünen,
    und nach einer Weile erkannte der Kommandeur sie als Köpfe.
    »Das sind… D’regs, Herr!« stieß der Feldwebel hervor.
    »Nein. D’regs würden angreifen.«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Karotte. »Soll ich sie zum Angriff auffor-
    dern? Wäre euch das lieber?«
    Überal auf den Dünen standen D’regs. Das Licht der höher klettern-
    den Sonne ließ scharfe Klingen blitzen.
    »Soll das heißen, du kannst die D’regs dazu bringen, nicht anzugreifen?«
    fragte der Kommandant.
    »Es war nicht einfach, aber schließlich haben sie sich an die Vorstel-
    lung gewöhnt«, erwiderte Karotte.
    Der Kommandant dachte über seine Lage nach. Die D’regs befanden
    sich praktisch auf allen Seiten, und seine Truppe drängte sich zusammen.
    Und dieser rothaarige, blauäugige Mann lächelte.
    »Was denken sie über die gnädige Behandlung von Gefangenen?« frag-
    te er.
    »Ich glaube, sie könnten sich selbst daran gewöhnen. Wenn ich darauf
    bestehe.«
    Der Kommandant sah erneut zu den stummen D’regs.
    »Warum?« brachte er hervor. » Warum greifen sie nicht an?«
    »Mein Vorgesetzter möchte unnötiges Blutvergießen vermeiden«, er-
    klärte Karotte. »Damit meine ich Kommandeur Mumm. Er sitzt auf der
    Düne dort drüben.«
    » Du kannst bewaffnete D’regs dazu bringen, nicht anzugreifen, und du hast einen Vorgesetzten?«
    »Ja, Herr. Er meint, dies sei eine Polizeiaktion.«
    Der Kommandant schluckte. »Wir ergeben uns«, sagte er.
    »Was, einfach so?« entfuhr es dem Feldwebel. »Ohne Kampf?«
    » Ja, Feldwebel. Ohne Kampf. Dieser Mann kann dafür sorgen, daß
    Wasser bergauf fließt, und er hat einen Vorgesetzten. Mir gefäl t die Idee, kampflos aufzugeben. Ich habe zehn Jahre gekämpft und mir immer
    gewünscht, mich einmal ohne Kampf zu ergeben.«

    Wasser tropfte von der metal enen Decke des Bootes auf das Papier von
    Leonard von Quirm. Er wischte es fort. Andere Personen hätten es viel-
    leicht als langweilig empfunden, al ein in einer Blechbüchse unter einem
    namenlosen Landungssteg zu warten, aber in Leonards Vorstel ungswelt
    gab es für Langeweile keinen Platz.
    Geistesabwesend skizzierte er ein verbessertes Belüftungssystem.
    Er beobachtete seine eigene Hand. Sie entwickelte ein seltsames Eigen-
    leben und bezog ihre Anweisungen aus einem anderen Teil des Kopfes,
    als sie das Schnittdiagramm eines viel größeren Bootes für Fahrten unter
    Wasser zeichnete. Hier, und hier, und hier… keine Pedale, sondern eine
    Bank aus hundert Rudern – Leonards Stift strich übers Papier –, jedes
    bedient von einem

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