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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie
    nicht tanzt?«
    »Oh, jetzt reicht’s mir!« Mit wehendem Schleier, klimpernden Armrei-
    fen, spitzen El enbogen und Stiefeln, die Funken stieben ließen, trat die
    schöne Beti ins Publikum. »Wer hat das gesagt?«
    Die Leute wichen vor ihr zurück. Ganze Heere hätten sich zurückgezogen. Und dort, wie ein Qual e, die das abfließende Wasser auf dem Land
    vergessen hatte, stand ein kleiner Mann, der nun im heißen Zorn des vor
    ihm aufragenden Nobby briet.
    »Ich wol te dich nicht beleidigen, o rehäugige Schönheit…«
    »Ach? Du glaubst also, ich hätte ein haariges Gesicht?« Dutzende von
    Armreifen schepperten, als Nobby den Arm ausstreckte und den Mann
    zu Boden stieß. »Du mußt noch viel über Frauen lernen, junger Mann!«
    Und da Nobby nie der Versuchung widerstehen konnte, einem vor ihm
    liegenden Opfer den Rest zu geben, hob er den eisenbeschlagenen Stiefel
    und…
    »Beti!« sagte der Patrizier scharf.
    »Oh, na schön, na schön «, brummte Nobby mit verhül ter Verachtung.
    »Jeder kann mir sagen, was ich tun und lassen soll. Nur weil ich zufäl i-
    gerweise eine Frau bin, muß ich mich damit abfinden.«
    »Nein, du sollst ihm nur nicht in die Weichteile treten«, flüsterte Colon
    und zog den Korporal von dem Mann weg. »Das gehört sich nicht.« Er
    bemerkte, daß einige Frauen im Publikum enttäuscht zu sein schienen,
    weil die Vorstellung an einer besonders interessanten Stelle endete.
    »Und es gibt viele sonderbare Geschichten, die wir euch erzählen kön-
    nen!« rief der Patrizier.
    »Beti wäre dazu bestimmt in der Lage«, murmelte Colon und erntete
    dafür einen Tritt gegen sein Schienbein.
    »Und wir können euch die ungewöhnlichsten Dinge zeigen!«
    »Beti wäre dazu be… Aargh!«
    »Doch jetzt ziehen wir uns in den Schatten der dortigen Karawanserei
    zurück…«
    »Was machen wir?«
    »Wir besuchen eine Taverne.«
    Die Zuschauer gingen auseinander. Einige von ihnen sahen dem Trio
    amüsiert nach.
    Einer der Wächter nickte Colon zu. »Gute Vorstel ung«, sagte er. »Be-
    sonders die Stelle, an der die Dame darauf verzichtet hat, ihren Schleier
    zu heben…« Er ging hinter seinem Kol egen in Deckung, als Nobby wie
    ein Racheengel herumwirbelte.
    »Feldwebel«, raunte der Patrizier. »Es ist sehr wichtig, daß wir den ge-
    genwärtigen Aufenthaltsort von Prinz Cadram in Erfahrung bringen,
    verstehst du? In Tavernen reden die Leute. Halten wir die Ohren offen.«
    Die »Karawanserei« entsprach nicht Colons Vorstel ung von einer Ta-
    verne. Der größte Teil von ihr trug kein Dach. Mit Rundbögen ausge-
    stattete Wände umgaben einen Innenhof. Ein Weinstock wuchs aus einer
    großen, geborstenen Urne und hatte sich oben an einem Spalier ausge-
    breitet. Wasser plätscherte leise, und dieses Geräusch stammte nicht vom
    Abort, wie bei der Geflickten Trommel in Ankh-Morpork, sondern kam aus einem kleinen Springbrunnen in der Mitte. Es war angenehm kühl, viel
    kühler als auf der Straße, obwohl die Blätter der Reben kein lückenloses
    Dach bildeten.
    »Ich wußte gar nicht, daß du jonglieren kannst, Herr«, flüsterte Colon
    Lord Vetinari zu.
    »Soll das heißen, du kannst es nicht, Feldwebel?«
    »Nein, Herr!«
    »Seltsam. Eigentlich ist gar nicht viel dabei. Man weiß, wo sich die Ob-
    jekte befinden und wohin sie fliegen. Man muß nur dafür sorgen, daß sie
    die richtigen Positionen in Raum und Zeit einnehmen.«
    »Darin bist du ziemlich gut. Bestimmt übst du viel, Herr.«
    »Bis heute habe ich es nie versucht.« Lord Vetinari sah die Verblüffung
    in Colons Gesicht. »Glaub mir, Feldwebel: Im Vergleich zu Ankh-
    Morpork ist es kaum der Rede wert, einige fliegende Gegenstände unter
    Kontrolle zu halten.«
    »Ich bin erstaunt, Herr.«
    »Und in der Politik, Feldwebel, ist es immer wichtig zu wissen, wo sich
    das Huhn befindet.«
    Colon hob seinen Fes. »Hockt es noch immer auf meinem Kopf?«
    »Es scheint eingeschlafen zu sein. An deiner Stelle würde ich es nicht
    stören.«
    »He, Jongleur… Für sie ist der Aufenthalt hier nicht gestattet.«
    Sie sahen auf. Jemand, dessen Gesicht und Schürze in siebenhundert
    Sprachen »Wirt« verkündet, hatte sich ihnen genähert. In jeder Hand trug
    er einen Krug Wein.
    »Frauen sind hier nicht erlaubt«, sagte er.
    »Warum nicht?« fragte Nobby.
    »Frauen dürfen hier auch keine Fragen stellen.«
    »Warum nicht?«
    »Es steht irgendwo geschrieben, deshalb.«
    »Und wohin sol ich gehen?«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern. »Wer

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