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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Glückstag, Schah! Ich bin hier, um zu helfen.
    Was auch immer du brauchst… Ich habe es!«
    Feldwebel Colon starrte den Fremden groß an, und seine Stimme
    schien aus weiter Ferne zu kommen, als er fragte: »Dein Name lautet
    nicht zufällig… Al-Schnappler oder so?«
    »Hast du von mir gehört?« erwiderte der Händler jovial.
    »In gewisser Weise«, erwiderte Colon langsam. »Du erscheinst bemer-
    kenswert… vertraut.«
    Lord Vetinari schob ihn beiseite. »Wir sind wandernde Unterhalter«,
    sagte er. »Wir hoffen, die Erlaubnis für einen Auftritt im Palast des Prinzen zu bekommen. Viel eicht kannst du uns dabei helfen?«
    Der Mann rieb sich nachdenklich den Bart, wodurch diverse Partikel in
    die kleinen Schüsseln seines Bauchladens fielen.
    »Nun, ich weiß nicht…«, murmelte er. »Was macht ihr?«
    »Wir treten als Jongleure und Feuerschlucker und dergleichen auf«,
    antwortete Lord Vetinari.
    »Tatsächlich?« fragte Colon.
    Al-Schnappler deutete auf Nobby. »Was macht…«
    »… sie…«, half Lord Vetinari.
    »… sie?«
    »Sie tanzt exotische Tänze«, sagte Vetinari.
    Nobby schnitt eine finstere Miene.
    »Bestimmt sind es sehr exotische Tänze«, vermutete Al-Schnappler.
    »Du würdest staunen.«
    Zwei Bewaffnete schlenderten näher. Feldwebel Colon fühlte sich von
    jäher Unruhe heimgesucht. In den bärtigen Gesichtern erkannte er sich
    selbst und Nobby wieder – daheim in Ankh-Morpork nutzten sie jede
    Gelegenheit, sich interessante Dinge auf der Straße aus der Nähe anzu-
    schauen.
    »Ihr seid Jongleure, nicht wahr?« fragte einer von ihnen. »Zeigt mal,
    wie ihr jonglieren könnt.«
    Lord Vetinari maß sie mit einem kurzen Blick und sah dann zu Al-
    Schnapplers Bauchladen. Neben einigen kaum zu identifizierenden Spei-
    sen lagen mehrere grüne Melonen.
    »Nun gut«, sagte der Patrizier und nahm drei zur Hand.
    Feldwebel Colon schloß die Augen.
    Nach einigen Sekunden öffnete er sie wieder, als einer der beiden
    Wächter sagte: »Na schön, mit drei Gegenständen ist es nicht weiter
    schwer.«
    »Vielleicht ist Herr Al-Schnappler so nett, mir einige weitere zuzuwer-
    fen?« erwiderte der Patrizier, während die Melonen in seinen Händen
    landeten und sofort wieder aufstiegen.
    Feldwebel Colon schloß erneut die Augen.
    Nach einer Weile sagte jemand: »Sieben – das ist recht gut. Aber es
    sind nur Melonen.«
    Colon öffnete die Augen.
    Der klatschianische Wächter strich seinen Umhang beiseite und ent-
    blößte sechs Wurfmesser. Ihre Klingen blitzten wie die Zähne des Man-
    nes.
    Lord Vetinari nickte. Zu Colons großem Erstaunen schien er den auf
    und ab fliegenden Melonen überhaupt keine Beachtung zu schenken.
    »Vier Melonen und drei Messer«, sagte er. »Wenn du die Messer
    freundlicherweise meiner bezaubernden Assistentin Beti geben wür-
    dest…«
    » Wem ?« fragte Nobby.
    »Ach? Warum nicht gleich sieben Messer?«
    »Oh, ihr Herren, das wäre zu einfach«, erwiderte Lord Vetinari.* »Ich
    bin nur ein bescheidener Jongleur. Bitte gebt mir Gelegenheit, meine
    Kunst zu zeigen.«
    » Beti ?« wiederholte Nobby und verzog das Gesicht hinter dem Schleier.
    Drei Früchte verließen den tanzenden Reigen und landeten auf Al-
    Schnapplers Bauchladen.
    Colon bemerkte, wie die beiden Wächter einen argwöhnischen und
    auch nervösen Blick auf den verkleideten Korporal richteten.
    »Sie wird doch nicht tanzen, oder?« fragte einer von ihnen.
    »Nein!« erwiderte Beti scharf.
    »Versprochen?«**
    Nobby griff nach drei Messern und zog sie hinter dem Gürtel des
    Mannes hervor.
    »Ich gebe sie Seiner Ex… ihm, einverstanden, Beti?« sagte Colon. Er
    zweifelte nicht daran, daß es jetzt nur noch darauf ankam, den Patrizier
    am Leben zu erhalten. Der Feldwebel sah darin die einzige Möglichkeit,
    einer kurzen Zigarette im Sonnenschein zu entgehen.
    In diesem Fal rang das Gesetz mit den Tatsachen namens Korporal
    Nobby Nobbs und gab auf.
    Weitere Passanten kamen näher, um sich unterhalten zu lassen.
    »Hierher, bitte… Al«, sagte der Patrizier und nickte.

    * Jongleure betonen immer wieder, das Jonglieren mit gleichen Gegenständen sei einfacher als mit Objekten von unterschiedlicher Form und Größe. Das gilt sogar für Kettensägen, mit folgender Ausnahme: Wenn der Jongleur bei der ersten
    Kettensäge danebengreift, fangen seine Probleme erst an. Die nächsten folgen schnell.
    ** Korporal Nobbs' Erscheinungsbild könnte am besten folgendermaßen be-
    schrieben werden: Eins der weniger wichtigen

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