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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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trug.
    »Oh, keine Sorge«, sagte die junge Frau. »Wir wissen, wie es ist. Du
    hast so einsam und allein ausgesehen. Und vielleicht kannst du uns hel-
    fen…«
    Sie erreichten die Gruppe aus Frauen aller zugelassenen Formen und
    Größen. Bisher hatte niemand von ihnen »Bäh!« gesagt, was für Nobby
    eine völ ig neue Erfahrung war. Ein seltsames, völlig unvertrautes Emp-
    finden regte sich in ihm: Korporal Nobbs hatte das Gefühl, das Paradies
    zu betreten, und es war nur ein unwichtiges Detail, daß er dabei die fal-
    sche Tür benutzte.
    »Wir versuchen, Netal zu trösten«, sagte die junge Frau. »Ihr Verlobter
    wird sie nicht heiraten.«
    »So ein Schwein«, sagte Nobby.
    Eine der anderen Frauen sah abrupt auf. Ihre Augen waren vom Wei-
    nen gerötet.
    »Er wollte mich heiraten«, schluchzte sie. »Aber man hat ihn fortgebracht, damit er in Gebra kämpft! Und al es nur wegen einer Insel, von
    der noch nie jemand etwas gehört hat! Und meine ganze Familie ist hier!«
    »Wer hat ihn fortgebracht?«
    »Er hat sich selbst fortgebracht«, schnappte eine ältere Frau. Sie wirkte
    auf sonderbare Weise vertraut, abgesehen von ihrer ungewohnten Klei-
    dung. Nobby glaubte fast, das Schild mit der Aufschrift »Schwiegermut-
    ter« zu sehen.
    »Ach, Frau Atbar«, sagte Netal, »er meinte doch, es sei seine Pflicht.
    Außerdem mußte al e anderen auch gehen.«
    »Männer!« stieß Nobby hervor und rol te mit den Augen.
    »Du kennst dich vermutlich bestens mit den Dingen aus, die Männern
    Vergnügen bereiten, wie?« fragte Schwiegermutter spöttisch.
    »Mutter!«
    »Wer, ich?« erwiderte Nobby und vergaß seine Rol e für einige Sekun-
    den. »Oh, sicher.«
    »Ach, wirklich ?«
    »Na klar«, sagte Nobby. »Männer mögen Bier. Und eine gute Zigarre,
    wenn sie kostenlos ist.«
    »Ha!« Schwiegermutter hob einen Korb mit Wäsche und stolzierte da-
    von, gefolgt von den meisten anderen älteren Frauen. Die übrigen lach-
    ten. Selbst die traurige Netal lächelte.
    »Ich glaube, sie hat etwas anderes gemeint«, sagte Bana. Begleitet von
    al gemeinem Kichern beugte sie sich vor, um Nobby etwas ins Ohr zu
    flüstern.
    Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, schien sich jedoch ein wenig
    zu erhärten.
    »Oh, das«-, sagte er.
    Einige Erfahrungswelten hatte Nobby nur auf Karten betrachtet, doch
    er wußte, worum es ging. Früher war er in gewissen Straßen der Schatten
    auf Streife gegangen – Straßen, in denen junge Frauen nicht viel zu tun
    hatten und sich vermutlich eine Erkältung holten. Doch um diese Berei-
    che der Polizeiarbeit, die normalerweise in den Zuständigkeitsbereich der
    Sittenpolizei fielen, kümmerte sich heute die Gilde der Näherinnen. Wer
    sich nicht an die… Nun von Gesetzen konnte kaum die Rede sein, eher von ungeschriebenen Regeln. Also, wer sich nicht an diese ungeschriebenen Regeln hielt, die Frau Palm und ihr Komitee aus sehr erfahrenen Damen*
    aufstellten, forderte die Aufmerksamkeit der Schmerzlichen Schwestern
    Dutzie und Putzie heraus. Manchmal sah man die betreffenden Personen
    wieder, manchmal nicht.
    »Oh, ja«, murmelte Nobby und starrte noch immer auf eine innere
    Leinwand.
    Natürlich wußte er, worum es dabei ging…
    »Oh, das «, wiederholte er. »Nun, ich habe das eine oder andere gesehen.« Hauptsächlich auf Postkarten, mußte er einräumen.

    * Und Herr Harrich vom Klub der Blauen Katzen. Viele Gildenmitglieder protestierten gegen seine Zulassung, denn sie erkannten Konkurrenz auf den ersten Blick. Den vielen Einwänden begegnete Frau Palm mit dem Hinweis, in ihrer
    Branche sei Unnatürliches vol kommen natürlich.
    »Bestimmt ist es wundervol , so viel Freiheit zu genießen«, sagte Bana.
    »Äh…«
    Netal brach erneut in Tränen aus. Sofort wurde sie von ihren Freun-
    dinnen umringt.
    »Ich verstehe gar nicht, warum die Männer unbedingt fort müssen«,
    sagte Bana. »Mein Verlobter ist ebenfal s aufgebrochen.«
    Eine alte Frau am Brunnen lachte gackernd.
    »Ich kenne den Grund, Teuerste. Sie brechen auf, weil es besser ist, als
    den ganzen Tag über Melonen anzubauen. Sie finden daran sogar mehr
    Gefallen als an Frauen.«
    »Männer haben mehr Spaß am Krieg als an Frauen?«
    »Weil der Krieg immer frisch und jung ist. Und weil sie erreichen kön-
    nen, daß ein guter Kampf den ganzen Tag dauert.«
    »Aber im Krieg stirbt man!«
    »Es ist besser, im Krieg zu sterben als im Bett – so heißt es jedenfalls.«
    Auf wiederholtes gackerndes Lachen folgte ein zahnloses Grinsen.

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