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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mich, daß man mir hier einen Ehrendoktortitel verleihen wil
    – immerhin bin ich doch so schrecklich primitiv.«
    »Um was für einen Titel handelt es sich?« fragte Mumm. Kein Wunder,
    daß dieser Mann zum Diplomaten geworden war. Man konnte ihm nicht
    einen Zentimeter weit trauen. Er dachte in Schleifen und wirkte trotz-
    dem sympathisch.
    Der Prinz holte einen Brief unter seinem Umhang hervor.
    »Er heißt Doctorum Purgamenti madidi… Stimmt was nicht, Sir Samuel?«
    Es gelang Mumm, ein verräterisches Lachen in einen Hustenanfal zu
    verwandeln. »Nein, nein, es ist al es in Ordnung«, brachte er hervor.
    Er wünschte sich verzweifelt, das Thema wechseln zu können. Glück-
    licherweise sah er etwas, das ihm Gelegenheit dazu bot.
    »Warum trägt Herr Ahmed ein so großes krummes Schwert auf dem
    Rücken?« fragte er.
    »Ah, du bist Polizist und bemerkst solche Dinge…«
    »Es ist wohl kaum eine verborgene Waffe. Das Ding ist fast größer als
    er. Man könnte ihn als halb verborgenen Eigentümer bezeichnen.«
    »Das Schwert hat zeremoniel e Bedeutung«, sagte der Prinz. »Und
    Ahmed wird immer sehr unruhig, wenn er es zurücklassen muß.«
    »Und worin genau besteht seine…«
    »Ah, da seid ihr ja«, erklang Ridcullys Stimme. »Ich glaube, wir sind
    jetzt soweit. Du gehst ganz vorn, Sam…«
    »Ja, ich weiß«, sagte Mumm. »Ich habe Seine Hoheit gerade gefragt…«
    »… und wenn Seine Hoheit und du, Herr… meine Güte, was für ein
    großes Schwert, bitte komm mit und gesel dich den Ehrengästen hinzu,
    es geht gleich los…«
    So ist das eben, wenn man die ganze Zeit wie ein Polizist denkt, dachte
    Mumm, als Zauberer und Gäste versuchten, eine würdevol e und ordent-
    liche Reihe hinter ihm zu bilden. Wenn sich jemand von seiner sympa-
    thischen Seite zeigt, schöpft man sofort Verdacht. Man glaubt, daß etwas
    dahintersteckt, wenn sich jemand Mühe gibt, sympathisch zu sein. Nun,
    er ist ein Diplomat, aber trotzdem… Ich hoffe nur, daß er sich nie mit
    den alten Sprachen befaßt hat.
    Jemand klopfte Mumm auf die Schulter. Er drehte sich um und blickte
    geradewegs in das Grinsen von 71-Stunden-Ahmed.
    »Wenn hdu ändern deine Meinung, offendi, ich hdir geben fünfund-
    zwanzig Kamele, kein Problem«, sagte er und zog eine Gewürznelke
    zwischen den Zähnen hervor. »Mögen hdeine Lenden Früchte tragen.«
    Er zwinkerte. Es war die anzüglichste Geste, die Mumm jemals beo-
    bachtet hatte. »Ist das schon wieder ein Te…«, begann er, doch Narben-
    gesicht war bereits in der Menge verschwunden.
    »Meine Lenden sol en Früchte tragen?« wiederholte er leise. »Lieber
    Himmel!«
    71-Stunden-Ahmed erschien an seinem anderen El enbogen, umgeben
    von einer dichten Wolke aus Gewürznelkenaroma. »Ich gehe, ich hkehre
    zurück«, knurrte er fröhlich. »Der Prinz meint, hder Titel lautet ›Doktor
    von Nichts‹. Hdie Zauberer einen Scherz sich erlauben. Oh, hwie sehr
    wir lachen.«
    Und dann war er fort.

    Das Convivium war ein großes Ereignis für die Unsichtbare Universität.
    Ursprünglich hatte das Fest dazu gedient, akademische Grade zu verlei-
    hen, doch im Lauf der Zeit ging es immer mehr darum, die freundschaft-
    lichen Beziehungen zwischen Universität und Stadt herauszustellen, und
    man durfte sich darüber freuen, daß heutzutage kaum mehr jemand be-
    fürchten mußte, in eine Venusmuschel oder dergleichen verwandelt zu
    werden. Da es in Ankh-Morpork weder einen Festzug des Bürgermei-
    sters noch eine feierliche Eröffnung des Parlaments gab, bot das Convi-
    vium den gewöhnlichen Bürgern der Stadt eine der wenigen Gelegenhei-
    ten, den sozial Höherstehenden zuzujubeln beziehungsweise über Leute
    zu lachen, die Strumpfhosen und lächerliche Kostüme trugen.
    Die Feier hatte solche Ausmaße gewonnen, daß sie im Opernhaus
    stattfand. Argwöhnische Leute – Personen mit der Tendenz, die Dinge
    aus Mumms Perspektive zu sehen – vermuteten hingegen, daß man das
    Opernhaus gewählt hatte, weil man dadurch Gelegenheit zu einer Pro-
    zession bekam. Es wirkte sehr eindrucksvoll, wenn die Zauberer der
    Universität würdevoll durch die Stadt schritten, um Freundschaft zu
    demonstrieren und die nachdenklicheren Beobachter daran zu erinnern,
    daß es nicht immer so gewesen war. Seht uns an, schienen die Zauberer
    zu sagen. Einst herrschten wir über die Stadt. Seht nur unsere großen
    Stäbe mit dem Knauf am Ende. In den falschen Händen könnten sie
    ziemlich viel Schaden anrichten, und deshalb ist

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